"Perverse Spekulation"
Historische Musikinstrumente als Spekulationsobjekt? Das hält der Aachener Auktionator Georg Bongartz für pervers: Instrumente seien nicht dafür gebaut worden, in Tresoren zu liegen, sondern sie müssten "in Schwingung gehalten werden".
Sparbücher bringen fast gar keine Zinsen mehr, Aktien oder gar Währungsspekulationen sind riskant. Investoren nehmen daher immer öfter wertvolle historische Musikinstrumente ins Visier.
Derzeit gebe es eine starke Nachfrage nach kostbaren Musikinstrumenten, sagte der Aachener Instrumenten-Auktionator Bongartz im Deutschlandradio Kultur – auch bedingt durch deren Knappheit:
"Hinzu kommt eine große Anzahl von chinesischen, hochbegabten Musikern – denken sie nur an Lang Lang und die gesamte chinesische Musikwelt. Hinzu kommen die vielen russischen Geiger."
Ein Instrument müsse allerdings immer durch einen Musiker "in Schwingung gehalten werden", meinte Bongartz. Insofern erscheine ihm die ganze Diskussion um die Spekulation mit historischen Musikinstrumenten "ein wenig pervers":
"Denn die Instrumente sind gebaut für Musiker. Dass sie gespielt werden können. Dass sie mit ihrem Klang die Menschen erfreuen. Aber nicht dafür, dass sie wie Gold in Tresoren eingelagert werden – nur weil damit spekuliert wird."
Das Instrument und sein Preis
Ein normal verdienender Musiker sei gar nicht mehr in der Lage, den Preis für historische Instrumente zu bezahlen, kritisierte Bongartz. Das Konzerthonorar liege selbst bei bekannten Musikern zwischen 20.000 und 50.000 Euro, davon seien auch noch Steuern und andere Ausgaben zu bezahlen.
"Können Sie mir sagen, wie dann ein versteuerter Betrag von acht oder zehn Millionen für einen Musiker zusammen kommen soll?"
Georg P. Bongartz ist Inhaber des einzigen Auktionshauses für wertvolle Streich- Instrumente in Deutschland – und der Vater des berühmten Geigers David Garrett. Die nächste Auktion findet am 16. Mai 2015 im Kölner Stadtmuseum statt.
Die berühmte Stradivari-Violine aus dem Besitz der Lady Blunt wurde 1971 bei Sothebys in London zum Preis von 84.000 Pfund versteigert; 40 Jahre später ging das Instrument für 9,8 Millionen Pfund über den Tisch des Auktionators