Werkschau in der Fondation Beyeler

Seltener Blick auf Goya

Königin Letizia besucht die Goya-Ausstellung der Fondation Beyeler in Basel.
Königin Letizia hat die Goya-Ausstellung in Basel eröffnet. © imago / CordonPress
Carsten Probst im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 08.10.2021
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Francisco José de Goya y Lucientes gilt als Dokumentarist des Schreckens. Seine Werke sind selten im deutschsprachigen Raum zu sehen. Jetzt gibt es eine große Werkschau in der Fondation Beyeler – mit bisher nie gezeigten Bildern.
"Goya weiß immer, dass es auch das Andere gibt. Also im Schönen ist das Hässliche, im Guten ist das Böse. Und das Ringen dieser Kräfte bleibt eines der Hauptthemen in seinem Werk, weil der Mensch doch letztlich nicht so formbar, erziehbar ist, wie man sich das vielleicht damals mal erhofft hat", sagt Martin Schwander. Er hat die Goya-Ausstellung in der Fondation Beyeler in Basel kuratiert, in der erstmals auch Werke aus Privatsammlungen zu sehen sind.
Das Besondere an Goya ist, was auch in dieser Ausstellung sehr gut zur Geltung kommt, die bewusste Auseinandersetzung mit der "Doppelbödigkeit der menschlichen Natur, die sich eben nicht rational einfangen lässt", wie Probst erklärt. Manche halten Goya für einen Vertreter des Irrationalismus, für jemanden, der den Surrealismus vorweggenommen hat, für die meisten gilt er jedoch als Prophet der Moderne.

Grenzsituationen des Bewusstseins

"Vielleicht könnte man sagen: Goya ist dadurch modern, dass er der Moderne skeptisch gegenübersteht; dass er da, wo andere Dialektik und Fortschritt sehen, vor allem Gewalt und Egozentrik sieht", erklärt Probst. Entscheidend hierbei sei, dass er mit seinen Bildern vor allem Grenzsituationen zeige: Räuber, die einer geraubten Frau die Kleider runterreißen, Kannibalen, die ein menschliches Opfer zerlegen. "Da versucht er wirklich, Grenzsituationen des Bewusstseins zu formulieren und den Betrachter herauszufordern."
In Basel hat man nun die Gelegenheit, eben diese Doppelbödigkeiten auf sich wirken zu lassen. Carsten Probst ist jedenfalls begeistert von der Werkschau: "Wenn Sie es irgendwie ermöglichen können, fahren Sie hin, nehmen Sie sich Zeit für die Ausstellung. Ich kenne niemanden, den diese Bilder kalt lassen. Ganz einfach."

Die Ausstellung "GOYA" ist noch bis zum 23. Januar 2022 in Basel zu sehen.

(ckr)
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