Werke von jungen Talenten

Von Henrike Thomsen · 18.03.2009
Schon seit 1993 gibt es die Shrjah Biennale für Gegenwartskunst. Ab 19. März werden auch in der 9. Ausgabe wieder Künstler präsentiert - allerdings nur wenige internationale Stars. Die Mehrheit sind junge Talente aus Bagdad, Beirut, Dubai, Jerusalem oder Kairo.
Sharjah macht in der Regel am wenigsten von allen Golfstaaten von sich reden. Doch gerade hier, im kleinsten und strengsten der Vereinigten Emirate, gibt es schon seit 1993 eine kontinuierliche Institution für Gegenwartskunst: die Sharjah Biennale.

In der 9. Ausgabe werden vom 19. März bis 16. Mai 60 Künstler präsentiert, darunter nur wenige internationale Stars wie der US-Maler Lawrence Weiner oder die türkische Bildhauerin Ayse Erkmen. Die Mehrheit sind junge Talente aus Bagdad, Beirut, Dubai, Jerusalem oder Kairo.

Der Biennale-Chef Jack Persekian hat lange Jahre als Galerist für Gegenwartskunst in Ost-Jerusalem Erfahrungen gesammelt. Sein wichtigstes Ziel ist, die Abhängigkeit der jungen arabischen Kunst-Szene von westlichen Vorbildern, Kuratoren und Förderern zu reduzieren. Denn was der Nahen Osten als Kunst produziert und akzeptiert, werde derzeit vor allem in Europa und den USA definiert, so Persekian:

"Wenn das, was Ihre Karriere als Künstler letztlich entscheidet, Kunstzentrum des Westens sind, dann geht die Aufmerksamkeit in Richtung Westen. Das ist der unterliegende subtile Effekt."

Die Sharjah Biennale will mit dieser Vorherrschaft brechen. Sie geht auch organisatorisch neue Wege, um sich von den Biennalen in Venedig, Berlin oder New York zu unterscheiden.

Jack Persekian: "”Zusätzlich zu der Hauptausstellung haben wir etwas, das wir Produktionsprogramm nennen, und in dem sich Künstler direkt bei der Biennale für eine Förderung ihrer Projekte bewerben können. Wir haben das Märztreffen, bei dem sich Künstler, Kunstmanager und Institutionsleiter aus der arabischen Welt austauschen. Das ist ein paralleles Programm. Durch diese offene Struktur konnten die Künstler die Biennale direkt erreichen statt durch einen Kurator. Wir haben die Idee beiseite gelegt, die ganze Sache unter einem Motto zu starten.""

Ganz gezielt arbeitet die Szene daran, von den geplanten Filialen der westlichen Museen in Abu Dhabi nicht übergangen zu werden. Der erste Kontakt mit dem Guggenheim, das bis 2013 als erstes eröffnen will, klingt immerhin viel versprechend.

Jack Persekian: "”Dem Guggenheim Abu Dhabi haben wir vorgeschlagen, dass wir als eine Gruppe von nicht-kommerziellen unabhängigen Institutionen aus der arabischen Welt an Bord kommen und in irgendeiner Form ein Programm für sie entwerfen. Dann wäre das Guggenheim nicht bloß eine amerikanische Einrichtung, dass von Abu Dhabi mit einem rein westlichen Programm beauftragt wurde.""

Doch die Kritik am Westen steht nicht für alle arabischen Künstler und Kulturmanager an erster Stelle. Jack Persekians Kollege Isa Touma, der im syrischen Aleppo ein Fotofestival und ein Filmfestival leitet, sieht den Aufklärungsbedarf vor allem zuhause. Die junge Kunst hat für ihn zuerst den Zweck, die Auseinandersetzung in den eigenen Gesellschaften in Gang zu bringen. Auf andere zu zeigen und sich hinter Feindbildern zu verstecken, bringt für ihn nichts.

Isa Touma: "”Denn in der arabischen Welt reden wir ständig davon, dass alles Schlechte von außerhalb der Grenzen kommt. Wir sind nicht perfekt. Wie jede Nation haben wir schlechte und gute Seiten. Es ist wirklich wichtig, dass zu verstehen, wir müssen uns selbst akzeptieren, wie wir sind.""