Wer schlemmt, muss zahlen
Dänemark erhebt seit Anfang Oktober als erstes Land weltweit eine Steuer auf gesättigte Fette, die Bürger reagierten daraufhin mit Hamsterkäufen. Die Industrie spricht von einem Alptraum, wenn sie nur an den Verwaltungsaufwand denken würde. Die Gesundheitskommissionen frohlocken.
Die nagelneue dänische Fettsteuer wirkt ebenso zeitgemäß wie durchdacht. Die Dänen besteuern nicht etwa Fett, nein, nur die gesättigten Fette, denn das sind die "ungesunden", die "bösen". So bleibt das Kunstprodukt Margarine ungeschoren, aber die Butter, die Dänemark in erheblicher Menge erzeugt, die wird besteuert. Die Anbieter von Analogkäse können sich die Hände reiben, nur wer echten Käse kauft, der zahlt drauf. Bei Fertiggerichten ist damit schon klar, wohin der falsche Hase läuft.
Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt einen dänischen Ernährungsexperten, dann dürfte er schon aufgrund seiner stofflichen Zusammensetzung ein Fall fürs Finanzamt sein – auch wenn er völlig mittellos wäre. Denn nicht nur die Wurst enthält reichlich gesättigte Fette, sondern auch der Mensch. Unser Fettgewebe – und das umfasst weit mehr als das berühmte Hüftgold, man denke nur ans Nierenfett, an das viele Fett in Gehirn und Nervengewebe, ans Fett im Knochenmark und so weiter – all dieses Fett ist tierisches Fett. Pures tierisches Fett. Der ungebildete Stoffwechsel des Säugetiers Mensch weiß bis heute nicht, dass ihm viel besser zu Gesicht stünde, er würde Pflanzenöl wie ein Rapsfeld erzeugen oder besser noch Fischöl wie eine Sardine.
Jedes Lebewesen produziert sein eigenes Muster an Fett – das ist das Ergebnis einer langen evolutionären Auslese. Aus Sicht der Ärzte ist unser Körper dabei über viele Millionen Jahre in die Irre gelaufen. Die dänische Fettsteuer greift deshalb auch zu kurz: Hier fehlt doch glatt das Stillen! Muttermilch ist voller tierischer Fette, nach den Maßstäben unserer Herzspezialisten reines Gift für den kindlichen Körper. Ob der Steuergerechtigkeit erwarte ich, dass auch Säuglinge, die sich schon direkt nach der Geburt nicht vorschriftsmäßig ernähren, hart besteuert werden müssen. Der Weg in eine Gesundheitsdiktatur fordert vom Säugling bis zum Greis Blut, Schweiß und Tränen - und Steuern.
Es genügen die Biologiekenntnisse aus der Volksschule, um zu ahnen, wie die Beweislage derzeit aussieht. Die lässt sich trefflich anhand der größten, teuersten und solidesten Studie darstellen, die je zum Thema Fett durchgeführt wurde. Kostenpunkt 630 Millionen Dollar. 50.000 Amerikanerinnen mühten sich über sechs Jahre ihren Fettkonsum auf 20 Prozent zu senken und möglichst "gesunde" Fette zu verzehren. Das Ergebnis war aus Sicht der Forscher mehr als frustrierend. Weder der Herzinfarkt noch der Krebs ließ sich vom Speiseplan beeindrucken – ganz entgegen den Verheißungen der Ärzte. Fettarme Ernährung ist für die Gesundheit wertlos. Die Methodik der Studie gilt als Goldstandard, das Ergebnis als wissenschaftliche Tatsache. Und sie war nicht mal neu sondern bestätigte, was andere, methodisch akzeptable aber nicht ganz so solide Studien bereits erbracht hatten.
Aber die Kaufleute, die sich ihr Geld mit der Angst vor Infarkt und Krebs verdienen, geben da nicht klein bei. Am Misserfolg sind jetzt natürlich die Frauen selbst schuld. Vermutlich haben nicht alle die fettarme Kost durchgehalten und sogar heimlich genascht. Tut mir leid meine Herren, wenn man's nicht durchhalten kann, dann funktioniert's eben nicht. Abgesehen davon: Die fettarme Kost wirkte sich in der Studie verheerend auf den Zuckerstoffwechsel bei Diabetikern aus. Also Finger weg!
Im Grunde geht es ja nur darum, unter Vorwänden, die dem Zeitgeist Rechnung tragen, dem Bürger in die Tasche zu greifen. Und da ist der Staat findig, man denke nur an die Ökosteuern, oder an die Jungfernsteuer – ja, die gab es in Preußen tatsächlich, wurde aber aus mir nicht bekannten Gründen wieder aufgegeben. Wie man mit komischen Lebensmittelsteuern umgeht, haben ja die Schweden der Welt demonstriert. Nach Überschreiten der Landesgrenzen laben sie sich ausgiebig an richtigem Bier und versuchen dabei innerhalb weniger Tage eine ausgeglichene Alkohol-Jahresbilanz zu erzielen. Mal sehen, wann die Dänen endlich Butterfahrten nach Deutschland anbieten. Mahlzeit!
Literatur
Howard BV et al: Low-fat dietary pattern and risk of cardiovascular disease. JAMA 2006; 295: 655-666
Shikany JM et al: Effects of a low-fat dietary intervention on glucose, insulin, and insulin resistance in the Women’s Health Initiative (WHI) Dietary Modification trial. American Journal of Clinical Nutrition 2011; epub ahead of print
Ottoboni A, Ottoboni F: Low-fat diet and chronic disease prevention: the Women’s Health Initiative and its reception. Journal of the American Physicians and Surgeons 2007; 12: 10-13
Prentice RL et al: Low-fat dietary pattern and risk of invasive breast cancer. JAMA 2006; 295: 629-642
Beresford SAA et al: Low-fat dietary pattern and risk of colorectal cancer 2006; 295: 643-654
Hooper L et al: Dietary fat intake and prevention of cardiovascular disease: systematic review. BMJ 2001; 322: 757-763
Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt einen dänischen Ernährungsexperten, dann dürfte er schon aufgrund seiner stofflichen Zusammensetzung ein Fall fürs Finanzamt sein – auch wenn er völlig mittellos wäre. Denn nicht nur die Wurst enthält reichlich gesättigte Fette, sondern auch der Mensch. Unser Fettgewebe – und das umfasst weit mehr als das berühmte Hüftgold, man denke nur ans Nierenfett, an das viele Fett in Gehirn und Nervengewebe, ans Fett im Knochenmark und so weiter – all dieses Fett ist tierisches Fett. Pures tierisches Fett. Der ungebildete Stoffwechsel des Säugetiers Mensch weiß bis heute nicht, dass ihm viel besser zu Gesicht stünde, er würde Pflanzenöl wie ein Rapsfeld erzeugen oder besser noch Fischöl wie eine Sardine.
Jedes Lebewesen produziert sein eigenes Muster an Fett – das ist das Ergebnis einer langen evolutionären Auslese. Aus Sicht der Ärzte ist unser Körper dabei über viele Millionen Jahre in die Irre gelaufen. Die dänische Fettsteuer greift deshalb auch zu kurz: Hier fehlt doch glatt das Stillen! Muttermilch ist voller tierischer Fette, nach den Maßstäben unserer Herzspezialisten reines Gift für den kindlichen Körper. Ob der Steuergerechtigkeit erwarte ich, dass auch Säuglinge, die sich schon direkt nach der Geburt nicht vorschriftsmäßig ernähren, hart besteuert werden müssen. Der Weg in eine Gesundheitsdiktatur fordert vom Säugling bis zum Greis Blut, Schweiß und Tränen - und Steuern.
Es genügen die Biologiekenntnisse aus der Volksschule, um zu ahnen, wie die Beweislage derzeit aussieht. Die lässt sich trefflich anhand der größten, teuersten und solidesten Studie darstellen, die je zum Thema Fett durchgeführt wurde. Kostenpunkt 630 Millionen Dollar. 50.000 Amerikanerinnen mühten sich über sechs Jahre ihren Fettkonsum auf 20 Prozent zu senken und möglichst "gesunde" Fette zu verzehren. Das Ergebnis war aus Sicht der Forscher mehr als frustrierend. Weder der Herzinfarkt noch der Krebs ließ sich vom Speiseplan beeindrucken – ganz entgegen den Verheißungen der Ärzte. Fettarme Ernährung ist für die Gesundheit wertlos. Die Methodik der Studie gilt als Goldstandard, das Ergebnis als wissenschaftliche Tatsache. Und sie war nicht mal neu sondern bestätigte, was andere, methodisch akzeptable aber nicht ganz so solide Studien bereits erbracht hatten.
Aber die Kaufleute, die sich ihr Geld mit der Angst vor Infarkt und Krebs verdienen, geben da nicht klein bei. Am Misserfolg sind jetzt natürlich die Frauen selbst schuld. Vermutlich haben nicht alle die fettarme Kost durchgehalten und sogar heimlich genascht. Tut mir leid meine Herren, wenn man's nicht durchhalten kann, dann funktioniert's eben nicht. Abgesehen davon: Die fettarme Kost wirkte sich in der Studie verheerend auf den Zuckerstoffwechsel bei Diabetikern aus. Also Finger weg!
Im Grunde geht es ja nur darum, unter Vorwänden, die dem Zeitgeist Rechnung tragen, dem Bürger in die Tasche zu greifen. Und da ist der Staat findig, man denke nur an die Ökosteuern, oder an die Jungfernsteuer – ja, die gab es in Preußen tatsächlich, wurde aber aus mir nicht bekannten Gründen wieder aufgegeben. Wie man mit komischen Lebensmittelsteuern umgeht, haben ja die Schweden der Welt demonstriert. Nach Überschreiten der Landesgrenzen laben sie sich ausgiebig an richtigem Bier und versuchen dabei innerhalb weniger Tage eine ausgeglichene Alkohol-Jahresbilanz zu erzielen. Mal sehen, wann die Dänen endlich Butterfahrten nach Deutschland anbieten. Mahlzeit!
Literatur
Howard BV et al: Low-fat dietary pattern and risk of cardiovascular disease. JAMA 2006; 295: 655-666
Shikany JM et al: Effects of a low-fat dietary intervention on glucose, insulin, and insulin resistance in the Women’s Health Initiative (WHI) Dietary Modification trial. American Journal of Clinical Nutrition 2011; epub ahead of print
Ottoboni A, Ottoboni F: Low-fat diet and chronic disease prevention: the Women’s Health Initiative and its reception. Journal of the American Physicians and Surgeons 2007; 12: 10-13
Prentice RL et al: Low-fat dietary pattern and risk of invasive breast cancer. JAMA 2006; 295: 629-642
Beresford SAA et al: Low-fat dietary pattern and risk of colorectal cancer 2006; 295: 643-654
Hooper L et al: Dietary fat intake and prevention of cardiovascular disease: systematic review. BMJ 2001; 322: 757-763