Wenn Tiere sich verstecken
Was für kleine Kinder nur ein Spiel ist, sichert vielen Tieren in der freien Wildbahn das Überleben: Sich vor anderen zu verstecken. Von Fressfeinden werden wilde Tiere übersehen, wenn sie sich verbergen, und sie selbst können sich unbemerkt ihren Beutetieren nähern. Um die Tricks, mit denen Tiere sich tarnen und unsichtbar machen, geht es in dem Bildband "Kunst der Tarnung" des Naturfotografen Art Wolfe.
Das Foto zeigt einen moosbewachsenen Baumstamm, dessen hellbraune Rinde tiefe Risse zeigt. Erst auf den zweiten Blick erkennt der Betrachter, dass die Borke des Baumes einer Stabheuschrecke als Versteck dient. Perfekt passt sich dieses Insekt seiner Umgebung an. Der Körper sieht aus, als sei er selbst mit Moos bewachsen, die hellbraunen Schattierungen des Baumstammes hat die Stabheuschrecke perfekt imitiert und selbst die tiefen Risse in der Rinde finden sich auf der Außenhülle dieses Insekts wieder. Ein Meisterwerk der Tarnung zeigt dieses Foto, das der Naturfotograf Art Wolfe für das Buch "Kunst der Tarnung" abgelichtet hat.
So wie die übrigen der insgesamt 100 Abbildungen, die alle Tiere zeigen, die ihrer Umgebung optimal angepasst sind. Gefieder von Vögeln verschmelzen mit dem Laub, auf dem sie sitzen, Heuschrecken verwandeln sich in bewegliche Blätter und der Eisfuchs verschwindet im Schnee. Oft erkennt man erst nach ein paar Sekunden, welches Tier sich da versteckt.
Um die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum aufzustöbern, ist Wolfe zehn Jahre lang um die ganze Welt gereist. Für das Ergebnis wurde ihm 2005 der deutsche Fotopreis verliehen. Und das zu Recht, denn die Fotos sind ein wahres Fest für die Augen , eine brillante Naturbeobachtung in Farbe und Form .
Neben den "Klassikern" der Tarnung wie z. B. der Sattelrobbe, die im weißen Schnee verschwindet, hat Wolfe auch viele exotische Tiere fotografiert. Z. B. den Panama-Stummelfuß-Frosch, der sich mit seiner sonnengelben Haut perfekt an die Blüte anpasst, auf der er sitzt. Oder das kalifornische Streifenhörnchen, dessen braunrot gesprenkeltes Fell auf den von rostroten Flechten bewachsenen Felsen kaum zu erkennen ist.
Die meisten der wunderschönen Fotos sind regelrechte Suchbilder und es ist ein Genuss, sich diesen hochwertigen Bildband anzuschauen und die perfekt getarnten Tiere zu suchen.
Die Begleittexte und Beschriftungen lassen dagegen zu wünschen übrig.
Schon in die Einleitung hat sich ein sachlicher Fehler eingeschlichen: Spinnen werden hier als Insekten bezeichnet, obwohl sie zu den Spinnentieren gehören. Auch werden die Begriffe Mimikry und Mimese nicht korrekt verwendet. Mimikry ist die Vortäuschung eines falschen Sachverhalts. Als Mimikry bezeichnen Biologen es, wenn harmlose, ungiftige Tiere giftige oder ungenießbare Tiere nachahmen. Zum Beispiel legen sich viele Fliegen gelbschwarze Streifen zu, mit denen Wespen ihre Umgebung warnen. So werden auch die harmlosen Fliegen von ihren Fraßfeinden für wehrhafte Insekten gehalten.
Wenn Tiere Blätter, Steine oder andere Dinge aus ihrer Umgebung nachahmen, wird dies dagegen als Mimese bezeichnet. In diesem Buch wird es jedoch auch als Mimikry bezeichnet, wenn Tiere sich eine Tarntracht zulegen.
Ärgerlich ist zudem, dass die Fotos nur sehr spärlich beschriftet sind und die deutschen Trivialnamen manchmal inkorrekt verwendet werden. So wird eine Stabheuschreckenart als wandelnder Ast beschrieben, obwohl dieser Name für eine andere Art verwendet wird. Bei einem weiteren Foto lautet die Beschriftung schlicht: "Raupe", obwohl es mehr als 130.000 verschiedene Arten von Schmetterlingen und den dazugehörigen Larven gibt. Zwar werden die einzelnen Bilder am Ende des Buches ausführlicher beschrieben und auch der lateinische Artname genannt, doch das Hin- und Herblättern ist mühsam.
Angenehm ist dagegen, dass der Leser in den Bildbeschreibungen am Ende des Buches etwas über die Lebensweise und den Lebensraum der abgelichteten Tiere erfährt. Und für Hobbyfotografen bietet Wolfe noch ein spezielles Bonbon: Zu jeder Abbildung liefert er Informationen über die Belichtungszeit, die gewählte Blende, Art der Kamera und über das verwendete Filmmaterial.
Art Wolfe: Kunst der Tarnung
Übersetzt von Eva Dempewolf
Frederking und Thaler Verlag,
144 Seiten, 100 Farbfotos,
39,90 Euro.
So wie die übrigen der insgesamt 100 Abbildungen, die alle Tiere zeigen, die ihrer Umgebung optimal angepasst sind. Gefieder von Vögeln verschmelzen mit dem Laub, auf dem sie sitzen, Heuschrecken verwandeln sich in bewegliche Blätter und der Eisfuchs verschwindet im Schnee. Oft erkennt man erst nach ein paar Sekunden, welches Tier sich da versteckt.
Um die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum aufzustöbern, ist Wolfe zehn Jahre lang um die ganze Welt gereist. Für das Ergebnis wurde ihm 2005 der deutsche Fotopreis verliehen. Und das zu Recht, denn die Fotos sind ein wahres Fest für die Augen , eine brillante Naturbeobachtung in Farbe und Form .
Neben den "Klassikern" der Tarnung wie z. B. der Sattelrobbe, die im weißen Schnee verschwindet, hat Wolfe auch viele exotische Tiere fotografiert. Z. B. den Panama-Stummelfuß-Frosch, der sich mit seiner sonnengelben Haut perfekt an die Blüte anpasst, auf der er sitzt. Oder das kalifornische Streifenhörnchen, dessen braunrot gesprenkeltes Fell auf den von rostroten Flechten bewachsenen Felsen kaum zu erkennen ist.
Die meisten der wunderschönen Fotos sind regelrechte Suchbilder und es ist ein Genuss, sich diesen hochwertigen Bildband anzuschauen und die perfekt getarnten Tiere zu suchen.
Die Begleittexte und Beschriftungen lassen dagegen zu wünschen übrig.
Schon in die Einleitung hat sich ein sachlicher Fehler eingeschlichen: Spinnen werden hier als Insekten bezeichnet, obwohl sie zu den Spinnentieren gehören. Auch werden die Begriffe Mimikry und Mimese nicht korrekt verwendet. Mimikry ist die Vortäuschung eines falschen Sachverhalts. Als Mimikry bezeichnen Biologen es, wenn harmlose, ungiftige Tiere giftige oder ungenießbare Tiere nachahmen. Zum Beispiel legen sich viele Fliegen gelbschwarze Streifen zu, mit denen Wespen ihre Umgebung warnen. So werden auch die harmlosen Fliegen von ihren Fraßfeinden für wehrhafte Insekten gehalten.
Wenn Tiere Blätter, Steine oder andere Dinge aus ihrer Umgebung nachahmen, wird dies dagegen als Mimese bezeichnet. In diesem Buch wird es jedoch auch als Mimikry bezeichnet, wenn Tiere sich eine Tarntracht zulegen.
Ärgerlich ist zudem, dass die Fotos nur sehr spärlich beschriftet sind und die deutschen Trivialnamen manchmal inkorrekt verwendet werden. So wird eine Stabheuschreckenart als wandelnder Ast beschrieben, obwohl dieser Name für eine andere Art verwendet wird. Bei einem weiteren Foto lautet die Beschriftung schlicht: "Raupe", obwohl es mehr als 130.000 verschiedene Arten von Schmetterlingen und den dazugehörigen Larven gibt. Zwar werden die einzelnen Bilder am Ende des Buches ausführlicher beschrieben und auch der lateinische Artname genannt, doch das Hin- und Herblättern ist mühsam.
Angenehm ist dagegen, dass der Leser in den Bildbeschreibungen am Ende des Buches etwas über die Lebensweise und den Lebensraum der abgelichteten Tiere erfährt. Und für Hobbyfotografen bietet Wolfe noch ein spezielles Bonbon: Zu jeder Abbildung liefert er Informationen über die Belichtungszeit, die gewählte Blende, Art der Kamera und über das verwendete Filmmaterial.
Art Wolfe: Kunst der Tarnung
Übersetzt von Eva Dempewolf
Frederking und Thaler Verlag,
144 Seiten, 100 Farbfotos,
39,90 Euro.