"Wenn Liebe so einfach wäre"

Von Hans-Ulrich Pönack · 20.01.2010
Triebe, Liebe und verbale Hiebe im Alter: In "Wenn Liebe so einfach wäre" spielt Meryl Streep eine geschiedene Bäckereibesitzerin, deren Ex sie zurückerobern möchte. Eine Klassekomödie mit herrlicher pointierter Situationskomik und tollen Akteuren.
Die 60-jährige Nancy Meyers zählt zu den profiliertesten Unterhaltungskünstlern in Hollywood; sowohl als Regisseurin wie auch als Produzentin und Drehbuchautorin. Von ihr stammen Filme wie "Was Frauen wollen" (2000, mit Mel Gibson und Helen Hunt), "Was das Herz begehrt" (2003, mit Jack Nicholson und Diane Keaton) und "Liebe braucht keine Ferien" (2006, mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law, Jack Black).

Letzten Sonntag war wieder mal "Golden Globe"-Verleihung in Los Angeles, und sie war wieder einmal die Königin. Gleich zweifach nominiert, auch ein Novum (für "Julie & Julia" und für "It's Complicated", wie "Wenn Liebe so einfach wäre" im Original heißt), nahm sie für ihre Hauptrolle in "Julie & Julia" ihre inzwischen siebte "Golden Globe"-Trophäe in Empfang. Was mal wieder in Richtung "Oscar" schielt, wo sie ja bereits 15 mal nominiert wurde und ihn zweimal bekam ("Kramer gegen Kramer", "Sophies Entscheidung"). Die Rede ist von der 60-jährigen Meryl Streep, der meist nominierten Schauspielerin aller Zeiten, die eben noch als exaltierte amerikanische Köchin in Paris glänzte ("Julie & Julia"), davor als strenge Obernonne die Fäden zog ("Glaubensfrage"), und davor als flotte Hippie-Mama in Latzhosen und mit ABBA-Songs herumhüpfte ("Mamma Mia!").

Was immer sie spielt, wo immer sie auftritt, Begeisterung allerorten; zu nennen nur noch "Der Teufel trägt Prada", wo sie die Satanschefin eines Modemagazins mimte, "Robert Altman's Last Radio Show", wo sie als Country-Sängerin überzeugte, und "Couchgeflüster", wo sie als Psychotherapeutin brillierte. Und, und, und: In einen Film mit Meryl Strepp zu gehen, lohnt immer. Wie hier: Wo mit ihr herrlich gejuxt, gefeixt, gelacht, gebrüllt werden darf. Wann gab es das zuletzt im Kino: Schmunzeln, Kichern, Lachen ist Trumpf.

Die Streep spielt die geschiedene Bäckereibesitzerin Jane Adler. Mit Speiselokal und drei erwachsenen Kindern. Vor einem Jahrzehnt hat sie ihr Gatte, Anwalt Jake (Alec Baldwin), wegen einer Jüngeren verlassen, mittlerweile pflegen beide Elternteile wieder einen halbwegs freundschaftlichen Kontakt. Doch nun will Jake zurück, baggert seine Ex kräftig an. Mit Folge: Sie ist plötzlich Affäre, die andere die heimliche Geliebte. Was den zarten emotionalen Bemühungen des ebenfalls schlimm geschiedenen, soliden Innenarchitekten Adam (Steve Martin) kontraproduktiv entgegenwirkt. Und die souveräne Jane ebenfalls ganz schön ins Wanken bringt. Dabei ist sie sowieso perplex, dass in Ihrem Alter noch einmal soviel Gefühle in Wallung kommen, brennen.

Eine Klassekomödie mit herrlicher pointierter Situationskomik und tollen Akteuren: Die Streep, sowieso, aber auch ihr lüsterner Brunstpartner, der 51-jährige Alec Baldwin ("The Cooler - Alles auf Liebe"), der Ex von Kim Basinger hat für 2012 seine Rückkehr aus dem Filmgeschäft angekündigt, ist sich nicht zu schade, seinen feisten Körper und sein strapaziertes Gesicht augenzwinkernd vor der Kamera zu präsentieren. Während Steve Martin mit maskenhaftem Pokerface für freundliche Softie-Begleitung sorgt.

Triebe, Liebe und verbale Hiebe im Alter. Zum Ausschütten. Liebevoll, charmant, quirlig-kess vorangetrieben. Die Streep hält genau die feurige, charmante Balance zwischen Albern und Schön. Völlig unangestrengt wirkend. Und dauerlustig. "Wenn Liebe so einfach wäre" besitzt einen hohen Spaßfaktor. Und: Achten Sie unbedingt auch auf den Schwiegersohn in spe Harley (John Krasinski), auch er bekommt einige hübsche Pointentupfer ab. Mamma Mia! Ein Vergnügen!

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