Wenn die Zeitung nur noch Beigabe ist
Deutschland gehört zu den Ländern mit der höchsten Zeitungsdichte in der Welt. Und drei von vier Bundesbürgern nehmen jeden Tag eine Zeitung zur Hand. Trotzdem sieht der Bundesverband der Zeitungsverleger, kurz BDZV, die Lage auf dem Zeitungsmarkt mit zunehmender Sorge. Bei der Jahresbilanz in Berlin klagten die Verleger über die Konkurrenz des Internets und sinkende Auflagen. Vor allem junge Leute meiden das Medium Zeitung.
Die Tageszeitung wird vor allem im Osten Deutschlands zunehmend als entbehrlich empfunden: Zwar haben auch dort weit über die Hälfte aller Menschen täglich „Kontakt zur Zeitung“, aber: Das kann auch heißen, nur kurz nach den Ergebnissen des örtlichen Fußballvereins zu schauen, oder aber schnell mal beim Arzt eine Zeitung durchzublättern.
Die Auflage aller deutschen Zeitungen sank im vergangenen Jahr um gut zwei Prozent. Das ist nicht viel, jedoch ein für die Verleger besorgniserregender Trend, der seit Jahren anhält. Problem ist, so meint Hans-Joachim Fuhrmann vom Verband der Zeitungsverleger, dass gerade junge Leser, aber durchaus auch die etwas Älteren bis 35 nicht mehr grundsätzlich mit einer Tageszeitung aufwachsen und sie stattdessen lieber im Internet nach interessanten Inhalten suchen:
„In den Zeitungsverlagen heißt die Strategie: Wir müssen die Leute da abholen, wo sie sind, und sie mit den Endgeräten erreichen, die sie wünschen, und wenn junge Leute die Papierzeitung nicht mehr haben wollen, sondern stattdessen ein Handydisplay bevorzugen für Informationen oder einen PC-Bildschirm, dann müssen wir sie dort erreichen. Das ist allen Entscheidern in den Zeitungsverlagen klar, der Punkt ist nur der: Wir stellen heute fest, dass junge Leute heute nicht mehr so an den klassischen Zeitungsinhalten interessiert sind, wie das früher der Fall war. Egal, ob die auf einem Papier erscheinen, oder ob die auf einem Display sind. Deshalb: Jetzt geht es um die Qualität der Inhalte: Junge Menschen, ganz junge Menschen brauchen ganz andere Inhalte, und das ist auch die große Herausforderung in den Redaktionen.“
Die Frage, warum junge Leser für Verlage so wichtig sind, ist leicht beantwortet: Wer mit 18 oder 20 keine Tageszeitung liest, wird das in der Regel auch nicht mit 30 oder 40 tun.
Bereits 600 Internetportale betreiben die bundesdeutschen Verlage selbst und diese Angebote werden immer vielfältiger und aufwändiger. Zwar stiegen die Einnahmen aus den Internetseiten im letzten Jahr um über 60 Prozent, aber: Es gibt noch immer eine ausgeprägte Gratismentalität im Netz, nur ganz wenige Zeitungen, wie etwa die Süddeutsche oder die FAZ, stellen ihre Printausgaben kostenpflichtig ins Internet. Das ist kaum ein erfolgversprechender Weg – stattdessen versuchen sich die meisten Verlage mit kuriosen Angeboten wie Partnerbörsen, Reisebuchungen, Preisvergleichen, etc. und versuchen, hierüber Einnahmen zu erzielen.
Ein Ärgernis ist für die Verleger das Engagement von ARD und ZDF im Netz: Zuviel Nebensächliches wie Spiele, Partnerbörsen oder Produktvergleiche auf den Internetseiten der Öffentlich-Rechtlichen Sender würden den Verlagen das Wasser abgraben, meint der Geschäftsführer des BDZV, Dietmar Wolff. Da sei die Medienpolitik gefordert:
„Also die Grenze wird in der Tat noch festzulegen sein im Einzelnen. Das hängt stark mit dem dann definierten Auftrag zusammen, das lässt sich jetzt einfach noch nicht vorhersehen. Klar ist, dass die bisherigen Abgrenzungen, die bisherige Definition, die mit den Begriffen Programmbezug, Programm begleitend so nicht mehr gelten können, das hat im Übrigen auch die europäische Kommission deutlich zum Ausdruck gebracht in ihrem Brief an die Bundesregierung, da müssen neue Parameter gefunden werden, und wenn die auf dem Tisch liegen, dann können wir im Einzelnen schauen, in wie weit der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Internet gehen darf.“
Die Kritik der Zeitungsverleger zielt in ihrem Kern darauf ab, dass man sich nicht etwaige Geschäftsfelder kaputt machen lassen will. Über die Frage, was ARD und ZDF alles im Netz anbieten dürfen, urteilt im Spätsommer das Bundesverfassungsgericht, das voraussichtlich im Rahmen des Urteils über die Gebührenfinanzierung auch diesen Punkt deutlicher herausarbeiten wird.
Aber nicht nur das Internet ist für die Verlage ein Thema: Weil die Umsätze aus Werbeerlösen und Vertrieb nicht mehr so sprudeln, wie früher, engagieren sie sich auf immer mehr Feldern, die mit dem Zeitungsmachen kaum etwas zu tun haben: Seit Jahren schon werden zunehmend auch CDs, DVDs, Lexika, Reisen, Weine und vieles mehr verkauft – ein einträgliches Nebengeschäft. Nun will man ab Januar nächsten Jahres den Wegfall des Briefmonopols dazu nutzen, auch in den Postvertrieb einzusteigen. Wenn der Zusteller sowohl die Zeitung, wie auch die Briefe ausliefert, dann sind durch die zusätzlichen Einnahmen auch neue Zeitungstitel möglich, sagt Jörg Laskowski vom Bundesverband der Zeitungsverleger:
„Keiner kennt die Stadt so gut, wie der regionale Zeitungsverlag, die arbeiten ja mit modernen Systemen, die ganzen Straßenzüge sind erfasst. ( ... ) Die Entwicklung ist noch lange, lange nicht abgeschlossen, der Sonntagsmarkt kann spannend werden, viele Zeitungen haben Sonntagstitel entwickelt, und haben die wieder eingestellt, weil die Vertriebskosten zu hoch sind. Wenn der Wettbewerb da ist, kann es sein, dass das bedingt, dass es plötzlich mehr Sonntagstitel gibt. Hochspannend, finde ich.“
Doch trotz derlei Geschäftsmodelle wie das der Briefzustellung bleibt die Zeitung selbst der Kern aller Verlagshäuser: Wieder mehr Leute an die gedruckte Zeitung heranzuführen, das wird in den nächsten Jahren die Hauptaufgabe der Verleger sein. Bevölkerungsrückgang, eine abnehmende Lesekompetenz bei Schülern und Studenten und die Konkurrenz des Internet sind dabei die größten Hindernisse. Die Anzeigenkampagne der Zeitungsverlage mit dem Slogan: „Wer liest, versteht“ wird daran vermutlich nicht viel ändern können.
Die Auflage aller deutschen Zeitungen sank im vergangenen Jahr um gut zwei Prozent. Das ist nicht viel, jedoch ein für die Verleger besorgniserregender Trend, der seit Jahren anhält. Problem ist, so meint Hans-Joachim Fuhrmann vom Verband der Zeitungsverleger, dass gerade junge Leser, aber durchaus auch die etwas Älteren bis 35 nicht mehr grundsätzlich mit einer Tageszeitung aufwachsen und sie stattdessen lieber im Internet nach interessanten Inhalten suchen:
„In den Zeitungsverlagen heißt die Strategie: Wir müssen die Leute da abholen, wo sie sind, und sie mit den Endgeräten erreichen, die sie wünschen, und wenn junge Leute die Papierzeitung nicht mehr haben wollen, sondern stattdessen ein Handydisplay bevorzugen für Informationen oder einen PC-Bildschirm, dann müssen wir sie dort erreichen. Das ist allen Entscheidern in den Zeitungsverlagen klar, der Punkt ist nur der: Wir stellen heute fest, dass junge Leute heute nicht mehr so an den klassischen Zeitungsinhalten interessiert sind, wie das früher der Fall war. Egal, ob die auf einem Papier erscheinen, oder ob die auf einem Display sind. Deshalb: Jetzt geht es um die Qualität der Inhalte: Junge Menschen, ganz junge Menschen brauchen ganz andere Inhalte, und das ist auch die große Herausforderung in den Redaktionen.“
Die Frage, warum junge Leser für Verlage so wichtig sind, ist leicht beantwortet: Wer mit 18 oder 20 keine Tageszeitung liest, wird das in der Regel auch nicht mit 30 oder 40 tun.
Bereits 600 Internetportale betreiben die bundesdeutschen Verlage selbst und diese Angebote werden immer vielfältiger und aufwändiger. Zwar stiegen die Einnahmen aus den Internetseiten im letzten Jahr um über 60 Prozent, aber: Es gibt noch immer eine ausgeprägte Gratismentalität im Netz, nur ganz wenige Zeitungen, wie etwa die Süddeutsche oder die FAZ, stellen ihre Printausgaben kostenpflichtig ins Internet. Das ist kaum ein erfolgversprechender Weg – stattdessen versuchen sich die meisten Verlage mit kuriosen Angeboten wie Partnerbörsen, Reisebuchungen, Preisvergleichen, etc. und versuchen, hierüber Einnahmen zu erzielen.
Ein Ärgernis ist für die Verleger das Engagement von ARD und ZDF im Netz: Zuviel Nebensächliches wie Spiele, Partnerbörsen oder Produktvergleiche auf den Internetseiten der Öffentlich-Rechtlichen Sender würden den Verlagen das Wasser abgraben, meint der Geschäftsführer des BDZV, Dietmar Wolff. Da sei die Medienpolitik gefordert:
„Also die Grenze wird in der Tat noch festzulegen sein im Einzelnen. Das hängt stark mit dem dann definierten Auftrag zusammen, das lässt sich jetzt einfach noch nicht vorhersehen. Klar ist, dass die bisherigen Abgrenzungen, die bisherige Definition, die mit den Begriffen Programmbezug, Programm begleitend so nicht mehr gelten können, das hat im Übrigen auch die europäische Kommission deutlich zum Ausdruck gebracht in ihrem Brief an die Bundesregierung, da müssen neue Parameter gefunden werden, und wenn die auf dem Tisch liegen, dann können wir im Einzelnen schauen, in wie weit der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Internet gehen darf.“
Die Kritik der Zeitungsverleger zielt in ihrem Kern darauf ab, dass man sich nicht etwaige Geschäftsfelder kaputt machen lassen will. Über die Frage, was ARD und ZDF alles im Netz anbieten dürfen, urteilt im Spätsommer das Bundesverfassungsgericht, das voraussichtlich im Rahmen des Urteils über die Gebührenfinanzierung auch diesen Punkt deutlicher herausarbeiten wird.
Aber nicht nur das Internet ist für die Verlage ein Thema: Weil die Umsätze aus Werbeerlösen und Vertrieb nicht mehr so sprudeln, wie früher, engagieren sie sich auf immer mehr Feldern, die mit dem Zeitungsmachen kaum etwas zu tun haben: Seit Jahren schon werden zunehmend auch CDs, DVDs, Lexika, Reisen, Weine und vieles mehr verkauft – ein einträgliches Nebengeschäft. Nun will man ab Januar nächsten Jahres den Wegfall des Briefmonopols dazu nutzen, auch in den Postvertrieb einzusteigen. Wenn der Zusteller sowohl die Zeitung, wie auch die Briefe ausliefert, dann sind durch die zusätzlichen Einnahmen auch neue Zeitungstitel möglich, sagt Jörg Laskowski vom Bundesverband der Zeitungsverleger:
„Keiner kennt die Stadt so gut, wie der regionale Zeitungsverlag, die arbeiten ja mit modernen Systemen, die ganzen Straßenzüge sind erfasst. ( ... ) Die Entwicklung ist noch lange, lange nicht abgeschlossen, der Sonntagsmarkt kann spannend werden, viele Zeitungen haben Sonntagstitel entwickelt, und haben die wieder eingestellt, weil die Vertriebskosten zu hoch sind. Wenn der Wettbewerb da ist, kann es sein, dass das bedingt, dass es plötzlich mehr Sonntagstitel gibt. Hochspannend, finde ich.“
Doch trotz derlei Geschäftsmodelle wie das der Briefzustellung bleibt die Zeitung selbst der Kern aller Verlagshäuser: Wieder mehr Leute an die gedruckte Zeitung heranzuführen, das wird in den nächsten Jahren die Hauptaufgabe der Verleger sein. Bevölkerungsrückgang, eine abnehmende Lesekompetenz bei Schülern und Studenten und die Konkurrenz des Internet sind dabei die größten Hindernisse. Die Anzeigenkampagne der Zeitungsverlage mit dem Slogan: „Wer liest, versteht“ wird daran vermutlich nicht viel ändern können.