Wenn die Liebe kommt und geht

Von Hannelore Heider · 24.04.2013
Ein Musiker und eine Tattookünstlerin verlieben sich ineinander, erleben das größte Glück - und auch das größte Unglück zusammen, als ihre Tochter unheilbar erkrankt. Eine mutige Inszenierung mit überragenden Hauptdarstellern, begleitet von herzzerreißenden Bluegrasssongs.
Eine fantastisch tätowierte Frau in Rückenansicht ziert das Filmplakat zu Felix van Groeningens Film "The Broken Circle", der im Februar den hoch begehrten Publikumspreis für den besten Film im Panorama der Berlinale gewann. Schon in seiner Heimat Belgien war er ein Publikumserfolg, was so überraschend nicht war, da der Film auf einem erfolgreichen Theaterstück beruht. Der Autor des Stückes ist Johan Heldenbergh, der jetzt als Hauptdarsteller in der Kinoverfilmung zu sehen ist. Inzwischen ist der vielseitig begabte Mann auch ein erfolgreicher Musiker, der mit der für den Film gegründeten Band durch ganz Europa tourt. Es kamen also viele Komponenten zusammen, um aus einer berührenden Geschichte voll großer Gefühle eine Erfolgsstory zu machen.

"The Broken Circle" - "Der zerbrochene Kreis" beginnt mit der romantischen Liebesgeschichte zwischen der Tattookünstlerin Elise (Veerle Beatens) und dem Musiker Didier (Johan Heldenbergh). Der charismatische Mann mit rationalem Verstand, goldenen Händen und einer nie versiegenden Begeisterung für den Bluegrass, der reinsten Form amerikanischer Countrymusik, macht die lebenssprühende Elise glücklich. Sie bauen einen Bauernhof aus und leben mit Pferden und Hühnern. Elise wird die gefühlvolle Sängerin in seiner Band, dann wird ihre Tochter Maybelle (Nell Cattrysse) geboren, die schon als Baby das Maskottchen der Musiker ist. Bis die kleine Familie in den Ausnahmezustand gerät und der Tod die beiden starken Menschen in die Knie zwingt.

Plötzlich gerät die kleine Familie in den Ausnahmezustand
"Wo fliegt der Vogel hin, wenn er tot ist?", fragt Maybelle und beklagt schluchzend das tote Vögelchen, das sich am Glas der Sonnenterasse die Flügel brach. Das Vögelchen und ihr Schicksal nehmen den Tod vorweg, denn die grundverschiedenen Antworten, die Elise und Didier auf die Frage ihres Kindes haben und die den anderen ausschließende Art von Trauer, als Maybelle unheilbar erkrankt, werden am Ende ihre Liebe zerstören.

Die mutige Inszenierung überwältigenden Glücks und tiefsten Unglücks wird von den überragenden Hauptdarstellern unsentimental und glaubwürdig getragen. Begleitet wird das emotionale Kraftpaket von den herzzerreißenden Bluegrasssongs der Filmband und einem den Ton der Songs aufnehmenden, unaufdringlichen Soundtrack.

Belgien 2012; Regie: Felix van Groeningen; Darsteller: Veerle Baetens, Johan Heldenbergh, Nell Cattrysse; 112 Minuten, ab 12 Jahren

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