Wenn die Glocken niemanden locken
Nur noch rund 13 Prozent der Katholiken besuchen die Heilige Messe. Bei den Protestanten liegt die Zahl der Kirchgänger noch deutlich niedriger. So genannte Spartengottesdienste für Singles und Familien, für Motorradfahrer oder Demenzkranke sollen die Gotteshäuser wieder füllen.
Die Glocken läuten zum Gottesdienst in St. Michael. Die katholische Kirche befindet sich im Zentrum von Köln, wo besonders viele Singles wohnen. Seelsorger aus dem Erzbistum sind daher auf die Idee gekommen, einmal im Monat einen Gottesdienst genau für diese Zielgruppe anzubieten. Heute, an einem Sonntag, wird die Reihe um 18 Uhr eröffnet. Judith Göd, Mitarbeiterin des Kölner Generalvikariats, hat das Angebot mehrere Wochen lang mit Ehrenamtlichen vorbereitet.
Ich bin im Moment selber Single, und ich freue mich, auch etwas für meine Zielgruppe zu tun. In Gemeinden gibt es oft eben Familiengottesdienste. Singles kommen so gut wie nicht vor. Und deswegen freue ich mich, dass es jetzt ein Angebot speziell für diese Zielgruppe gibt.
Es ist das erste Mal, dass ein solcher Gottesdienst für Singles in Köln angeboten wird. Das Bistum hat zuvor kräftig die Werbetrommel gerührt. Auch der Kölner Stadt-Anzeiger druckte eine Ankündigung. Am Ende haben sich aber nur 35 Besucher eingefunden, inklusive derjenigen, die den Gottesdienst mit vorbereitet haben. Eine Besucherin zieht Bilanz.
"Dafür, dass das Erzbistum recht groß ist und die Stadt Köln groß ist, und ich hab jetzt hier gelesen: Köln ist die Stadt mit den meisten Singles nach Berlin und München, habe ich gedacht: Es hätten auch mehr sein können. Aber die Leute gehen ja nicht mehr so viel in die Kirche, ne."
In der von Kirchen geführten Statistik werden allerdings nur diejenigen erfasst, die einen traditionellen Sonntagsgottesdienst besuchen. Wie gut – oder schlecht – die Bänke bei besonderen Gottesdiensten gefüllt sind, die auch mal freitag- oder samstagabends gefeiert werden, darüber führt niemand Buch, sagt Eberhardt Hauschildt, Professor für Praktische Theologie an der evangelisch-theologischen Fakultät in Bonn:
"Besucherzahlen dieser Gottesdienste sind relativ schwer genau festzuhalten, weil man eben allenfalls über einzelne Gottesdienste dann Zahlen hat, bei denen zufälligerweise gezählt wurde, wie viele Personen daran teilnehmen. Insgesamt wird in der Forschung die These vertreten, dass die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher etwas abgenommen hat, aber gleichzeitig gewissermaßen kompensiert wird durch solche Gottesdienstbesucher, die unregelmäßiger überhaupt teilnehmen, aber eben auch dann an solchen Sondergottesdiensten gerne teilnehmen."
Die Besucherzahlen sinken bei der evangelischen und katholischen Kirche nur noch marginal. Eberhardt Hauschildt vermutet, dass das also auch am Erfolg von Sondergottesdiensten liegen könnte.
Ich bin im Moment selber Single, und ich freue mich, auch etwas für meine Zielgruppe zu tun. In Gemeinden gibt es oft eben Familiengottesdienste. Singles kommen so gut wie nicht vor. Und deswegen freue ich mich, dass es jetzt ein Angebot speziell für diese Zielgruppe gibt.
Es ist das erste Mal, dass ein solcher Gottesdienst für Singles in Köln angeboten wird. Das Bistum hat zuvor kräftig die Werbetrommel gerührt. Auch der Kölner Stadt-Anzeiger druckte eine Ankündigung. Am Ende haben sich aber nur 35 Besucher eingefunden, inklusive derjenigen, die den Gottesdienst mit vorbereitet haben. Eine Besucherin zieht Bilanz.
"Dafür, dass das Erzbistum recht groß ist und die Stadt Köln groß ist, und ich hab jetzt hier gelesen: Köln ist die Stadt mit den meisten Singles nach Berlin und München, habe ich gedacht: Es hätten auch mehr sein können. Aber die Leute gehen ja nicht mehr so viel in die Kirche, ne."
In der von Kirchen geführten Statistik werden allerdings nur diejenigen erfasst, die einen traditionellen Sonntagsgottesdienst besuchen. Wie gut – oder schlecht – die Bänke bei besonderen Gottesdiensten gefüllt sind, die auch mal freitag- oder samstagabends gefeiert werden, darüber führt niemand Buch, sagt Eberhardt Hauschildt, Professor für Praktische Theologie an der evangelisch-theologischen Fakultät in Bonn:
"Besucherzahlen dieser Gottesdienste sind relativ schwer genau festzuhalten, weil man eben allenfalls über einzelne Gottesdienste dann Zahlen hat, bei denen zufälligerweise gezählt wurde, wie viele Personen daran teilnehmen. Insgesamt wird in der Forschung die These vertreten, dass die Zahl der regelmäßigen Gottesdienstbesucher etwas abgenommen hat, aber gleichzeitig gewissermaßen kompensiert wird durch solche Gottesdienstbesucher, die unregelmäßiger überhaupt teilnehmen, aber eben auch dann an solchen Sondergottesdiensten gerne teilnehmen."
Die Besucherzahlen sinken bei der evangelischen und katholischen Kirche nur noch marginal. Eberhardt Hauschildt vermutet, dass das also auch am Erfolg von Sondergottesdiensten liegen könnte.
Menschen ansprechen, die den traditionellen Gottesdienst eher meiden
Ausgangspunkt für diese Spartengottesdienste, wie sie auch oft genannt werden, waren gegen Ende der Sechzigerjahre experimentelle Formen wie etwa das politische Nachtgebet. Die Pluralisierung der Lebensformen spiegelte sich danach zunehmend auch im Gottesdienstangebot: Heute gibt es Gottesdienste, die auf Altersgruppen zugeschnitten sind – für Kinder, Jugendliche oder Senioren. Gottesdienste, die Menschen und ihre Hobbys in den Blick nehmen: Motorradfahrer, Wanderer oder Fußballfans. Außerdem im Angebot: Erotik-, Theater-, Kunst- und Literaturgottesdienste. Gottesdienste für Demenzkranke, für Blinde. Twittergottesdienste.
"Spezielle Gottesdienste für besondere Zielgruppen werden angeboten, um Menschen anzusprechen und zu gewinnen, die vom normalen, traditionsbestimmten, gottesdienstlichen Leben weniger erreicht werden."
Sagt Pfarrer Martin Evang, Leiter der Arbeitsstelle Gottesdienst der Evangelischen Kirche im Rheinland.
"Also, ein Pfarrerehepaar, das sich durch besondere Tierfreundlichkeit hervortut, entwickelt auch Gottesdienste mit Tieren, wo Tiere mitgebracht werden können. Ein Pfarrer, der besonders Kontakt in die Szene von Schwulen und Lesben hat, entwickelt Gottesdienste, die besonders dieser Zielgruppe entsprechen. Wenn einmal die Freiheit dafür da ist, Gottesdienste für bestimmte Ziel- und Interessengruppen – bis hin zu Menschen, die bestimmte Hobbys haben – aufgetan ist, dann ist eigentlich der Kreativität in dieser Hinsicht keine Grenze mehr gesetzt."
Die Motivation, solche Gottesdienste anzubieten, ist ganz unterschiedlich. Mal möchten Pfarrer einfach experimentieren, haben Lust auf Neues, auf Abwechslung. Mal kommt der Impuls von Mitgliedern aus der Gemeinde. Oft geht es im Vorfeld der Planungen auch darum, gerade kirchenferne Milieus und Zielgruppen zu erreichen. Landespfarrer Martin Evang scheut sich nicht, in diesem Zusammenhang das Wort Mission zu benutzen:
"Ich will mal jetzt von der rheinischen Kirche her sprechen: Wir haben so als einen Leitgedanken kirchlicher Existenz für Gegenwart und nähere Zukunft ausgegeben: Missionarisch Volkskirche sein. Ja, und das Missionarische heißt: Wir sind gesandt. Es steht uns nicht gut an, zufrieden zu sein mit denen, die da sind, die vom Evangelium erreicht werden, die zum Glauben eingeladen werden. Sondern: Wir sind immer auch gerufen, über bestehende Grenzen, über bestehende Kreise auch hinaus einzuladen und zu wirken."
"Spezielle Gottesdienste für besondere Zielgruppen werden angeboten, um Menschen anzusprechen und zu gewinnen, die vom normalen, traditionsbestimmten, gottesdienstlichen Leben weniger erreicht werden."
Sagt Pfarrer Martin Evang, Leiter der Arbeitsstelle Gottesdienst der Evangelischen Kirche im Rheinland.
"Also, ein Pfarrerehepaar, das sich durch besondere Tierfreundlichkeit hervortut, entwickelt auch Gottesdienste mit Tieren, wo Tiere mitgebracht werden können. Ein Pfarrer, der besonders Kontakt in die Szene von Schwulen und Lesben hat, entwickelt Gottesdienste, die besonders dieser Zielgruppe entsprechen. Wenn einmal die Freiheit dafür da ist, Gottesdienste für bestimmte Ziel- und Interessengruppen – bis hin zu Menschen, die bestimmte Hobbys haben – aufgetan ist, dann ist eigentlich der Kreativität in dieser Hinsicht keine Grenze mehr gesetzt."
Die Motivation, solche Gottesdienste anzubieten, ist ganz unterschiedlich. Mal möchten Pfarrer einfach experimentieren, haben Lust auf Neues, auf Abwechslung. Mal kommt der Impuls von Mitgliedern aus der Gemeinde. Oft geht es im Vorfeld der Planungen auch darum, gerade kirchenferne Milieus und Zielgruppen zu erreichen. Landespfarrer Martin Evang scheut sich nicht, in diesem Zusammenhang das Wort Mission zu benutzen:
"Ich will mal jetzt von der rheinischen Kirche her sprechen: Wir haben so als einen Leitgedanken kirchlicher Existenz für Gegenwart und nähere Zukunft ausgegeben: Missionarisch Volkskirche sein. Ja, und das Missionarische heißt: Wir sind gesandt. Es steht uns nicht gut an, zufrieden zu sein mit denen, die da sind, die vom Evangelium erreicht werden, die zum Glauben eingeladen werden. Sondern: Wir sind immer auch gerufen, über bestehende Grenzen, über bestehende Kreise auch hinaus einzuladen und zu wirken."
Trotz Werbetrommel kommen nur 35 Leute zusammen
Viel Energie, Zeit und Geld fließt in die Vorbereitung dieser Gottesdienste. Aber gelingt es wirklich, neue Zielgruppen für das kirchliche Leben zu gewinnen? Professor Eberhardt Hauschildt hat seine Zweifel:
"Erwartungen, sich gewissermaßen vollkommen neue Besuchergruppen zu erschließen, die sind überhöht und die haben sich nicht bewahrheitet Die Untersuchungen zeigen, dass man mehr diejenigen dann hält, die sich in Nähe und Vertrautheit zum Gottesdienst sowieso schon finden, als dass man nun kirchenferne Menschen gewinnen würde, die zu einem Gottesdienst nur deswegen gehen, weil er zielgruppenspezifisch ihr Milieu bedient, obwohl sie als Individuen kirchenfern sind. Diese Erwartungen scheinen sich meines Erachtens nicht zu erfüllen."
Das zeigt sich auch bei dem katholischen Single-Gottesdienst in Köln. Die meisten der Anwesenden besuchen regelmäßig Gottesdienste, sind "kirchennah", wie es im Fachjargon heißt. Dass nun ein besonderes Angebot extra für sie gemacht wird, wissen sie zu schätzen.
Besucherin: " Weil es für mich zum Beispiel als Gottesdienstbesucher dann nicht so langweilig wird. Weil ich dann was Neues erleben kann, ich andere Lieder hören kann und so. Das finde ich immer ganz spannend."
Besucher: "Ich komme aus einer Gemeinde, wo es keine speziellen Angebote für Singles gibt im Gottesdienst, und war einfach einmal neugierig, was die Kirche hier veranstaltet."
Besucherin: "Ich finde das gut, wenn man mal einen Schritt auf die Singles zugeht, das war höchste Zeit, finde ich."
Gerade die regelmäßigen Kirchgänger sind also froh darüber, dass die Kirche ihre besondere Lebenssituation in den Blick nimmt. Das zeigt sich auch bei einem evangelischen Gottesdienst, den Frauen für Frauen einmal im Monat in Köln-Buchforst anbieten.
Atmo: Klavier und Gesang ("Ave Maria")
Heute geht es um das Thema "Elisabeth und Maria – zwei schwangere Frauen". Die Predigt hält eine Kölner Superintendentin. Der Gottesdienst wurde stadtweit beworben. Wieder aber zeigt sich ein eher ernüchterndes Bild: Eingefunden haben sich nur rund 20 Frauen. Wobei eine ehemalige Presbyterin das durchaus als Erfolg wertet:
"Man kann jetzt immer träumen, es könnte 'ne volle Kirche sein. Aber von der Realität her, wie ich sie kenne, war das ein sehr guter Besuch heute. "
Diejenigen, die den Gottesdienst besucht haben, fühlten sich zudem angesprochen.
Besucherin: "Da immer wieder andere Frauen das Konzept erstellen für den jeweiligen Gottesdienst, ist es sehr vielschichtig und sehr vielseitig, und das macht das sehr interessant. Ich bin jetzt das dritte Mal da und freue mich auf das nächste Mal."
"Erwartungen, sich gewissermaßen vollkommen neue Besuchergruppen zu erschließen, die sind überhöht und die haben sich nicht bewahrheitet Die Untersuchungen zeigen, dass man mehr diejenigen dann hält, die sich in Nähe und Vertrautheit zum Gottesdienst sowieso schon finden, als dass man nun kirchenferne Menschen gewinnen würde, die zu einem Gottesdienst nur deswegen gehen, weil er zielgruppenspezifisch ihr Milieu bedient, obwohl sie als Individuen kirchenfern sind. Diese Erwartungen scheinen sich meines Erachtens nicht zu erfüllen."
Das zeigt sich auch bei dem katholischen Single-Gottesdienst in Köln. Die meisten der Anwesenden besuchen regelmäßig Gottesdienste, sind "kirchennah", wie es im Fachjargon heißt. Dass nun ein besonderes Angebot extra für sie gemacht wird, wissen sie zu schätzen.
Besucherin: " Weil es für mich zum Beispiel als Gottesdienstbesucher dann nicht so langweilig wird. Weil ich dann was Neues erleben kann, ich andere Lieder hören kann und so. Das finde ich immer ganz spannend."
Besucher: "Ich komme aus einer Gemeinde, wo es keine speziellen Angebote für Singles gibt im Gottesdienst, und war einfach einmal neugierig, was die Kirche hier veranstaltet."
Besucherin: "Ich finde das gut, wenn man mal einen Schritt auf die Singles zugeht, das war höchste Zeit, finde ich."
Gerade die regelmäßigen Kirchgänger sind also froh darüber, dass die Kirche ihre besondere Lebenssituation in den Blick nimmt. Das zeigt sich auch bei einem evangelischen Gottesdienst, den Frauen für Frauen einmal im Monat in Köln-Buchforst anbieten.
Atmo: Klavier und Gesang ("Ave Maria")
Heute geht es um das Thema "Elisabeth und Maria – zwei schwangere Frauen". Die Predigt hält eine Kölner Superintendentin. Der Gottesdienst wurde stadtweit beworben. Wieder aber zeigt sich ein eher ernüchterndes Bild: Eingefunden haben sich nur rund 20 Frauen. Wobei eine ehemalige Presbyterin das durchaus als Erfolg wertet:
"Man kann jetzt immer träumen, es könnte 'ne volle Kirche sein. Aber von der Realität her, wie ich sie kenne, war das ein sehr guter Besuch heute. "
Diejenigen, die den Gottesdienst besucht haben, fühlten sich zudem angesprochen.
Besucherin: "Da immer wieder andere Frauen das Konzept erstellen für den jeweiligen Gottesdienst, ist es sehr vielschichtig und sehr vielseitig, und das macht das sehr interessant. Ich bin jetzt das dritte Mal da und freue mich auf das nächste Mal."
Die "Verspartung" der Gottesdienste wird auch kritisch gesehen
Neben all den positiven Stimmen zu Spartengottesdiensten gibt es aber auch Kritiker der Entwicklung. Sie sehen die Gefahr einer Verspartung in exklusive Angebote und warnen davor, dass diese Überhand nehmen könnten. Der Blick auf das Verbindende und Ganze könnte verloren gehen.
Eberhardt Hauschildt: "Eine Besonderheit besteht für die Kirche, dass es ja anders als beim Massenmedium und dessen Konsumierung in der Kirche ja darum geht, dass Menschen gemeinsam zusammenkommen. Und das Moment, dass bei aller Verschiedenheit, man gemeinsam Gottesdienst feiern kann und gemeinsam vor Gott steht, dieses Moment schafft eine veränderte Lage, so dass die Kirche nicht gut tut, sich einfach damit zufrieden zu geben, dass sich die Gottesdienstlandschaft atomisiert in lauter verschiedene Einzelangebote."
Martin Evang: "Es gibt starke Stimmen, auch in der gegenwärtigen Gottesdienstreflexion, in der evangelischen Kirche und Theologie, die dafür plädieren, den traditionellen Gottesdienst stark zu machen. Den Gottesdienst überhaupt nicht als eine Aufgabe kreativer Gestaltung anzusehen, sondern als ein altes Stück, was von Sonntag zu Sonntag neu für die dort kommende Gemeinde, aber werktreu aufzuführen ist. Da wird der Akzent so gesetzt, dass Spartengottesdienste nicht so im Blick sind."
Ein Gottesdienst für alle, in dem die sozialen Unterschiede aufgehoben werden und jeder gleich ist vor Gott. Auch das kann attraktiv sein und Quote bringen, sagt Eberhard Hauschildt.
Eberhardt Hauschildt: "Die Erfahrungen sind die, dass durch gute Gottesdienste – also, das heißt, durch kommunikative Personen, das heißt, durch Aufmerksamkeit darauf, was im Gottesdienst geschieht, durch Engagement, durch Kontakte – man in einer Gemeinde die Gottesdienstbesucherzahl um 30 Prozent, um 50 Prozent, erhöhen kann. Also, wenn man das in Prozentzahlen dann ausrechnet auf die Kirchenmitglieder: dann von 3,7 auf 5 Prozent oder so etwas. Diese Art von Veränderungen, die sind einfach durch schlichte, gute Arbeit erreichbar. Und durch Sondergottesdienste und Einzelgottesdienste, die aufwendig sind, die stark beworben werden müssen, die gut geplant werden müssen, kann man dann besondere Einzelereignisse auch erreichen."
Eberhardt Hauschildt: "Eine Besonderheit besteht für die Kirche, dass es ja anders als beim Massenmedium und dessen Konsumierung in der Kirche ja darum geht, dass Menschen gemeinsam zusammenkommen. Und das Moment, dass bei aller Verschiedenheit, man gemeinsam Gottesdienst feiern kann und gemeinsam vor Gott steht, dieses Moment schafft eine veränderte Lage, so dass die Kirche nicht gut tut, sich einfach damit zufrieden zu geben, dass sich die Gottesdienstlandschaft atomisiert in lauter verschiedene Einzelangebote."
Martin Evang: "Es gibt starke Stimmen, auch in der gegenwärtigen Gottesdienstreflexion, in der evangelischen Kirche und Theologie, die dafür plädieren, den traditionellen Gottesdienst stark zu machen. Den Gottesdienst überhaupt nicht als eine Aufgabe kreativer Gestaltung anzusehen, sondern als ein altes Stück, was von Sonntag zu Sonntag neu für die dort kommende Gemeinde, aber werktreu aufzuführen ist. Da wird der Akzent so gesetzt, dass Spartengottesdienste nicht so im Blick sind."
Ein Gottesdienst für alle, in dem die sozialen Unterschiede aufgehoben werden und jeder gleich ist vor Gott. Auch das kann attraktiv sein und Quote bringen, sagt Eberhard Hauschildt.
Eberhardt Hauschildt: "Die Erfahrungen sind die, dass durch gute Gottesdienste – also, das heißt, durch kommunikative Personen, das heißt, durch Aufmerksamkeit darauf, was im Gottesdienst geschieht, durch Engagement, durch Kontakte – man in einer Gemeinde die Gottesdienstbesucherzahl um 30 Prozent, um 50 Prozent, erhöhen kann. Also, wenn man das in Prozentzahlen dann ausrechnet auf die Kirchenmitglieder: dann von 3,7 auf 5 Prozent oder so etwas. Diese Art von Veränderungen, die sind einfach durch schlichte, gute Arbeit erreichbar. Und durch Sondergottesdienste und Einzelgottesdienste, die aufwendig sind, die stark beworben werden müssen, die gut geplant werden müssen, kann man dann besondere Einzelereignisse auch erreichen."