Wenn das Los über den Seminarplatz entscheidet

Von Markus Dichmann · 19.07.2011
Semesterbeginn an der Universität Münster - 100 Studenten, gezwängt in einen kleinen Flur, warten auf ihren Dozenten. Zu viele.
Denn beim Anblick der Studentenmasse entscheidet sich der Dozent auszulosen, wer das Seminar besuchen darf. Von den 40, die tatsächlich einen Platz ergattern, kann der Dozent letztlich nur acht prüfen. Wieder entscheidet das Los.

Eine Momentaufnahme der Lehrsituation an deutschen Hochschulen. Mit doppelten Abiturjahrgängen und der Aussetzung der Wehrpflicht wird sich die Lage auch im kommenden Wintersemester nicht entspannen.

Die Kultusministerkonferenz prognostiziert: Bis 2014 werden deutschlandweit 2,7 Millionen Studenten eingeschrieben sein. Zum Vergleich – 2007 waren es noch unter 2 Millionen. Das Centrum für Hochschulentwicklung rechnet bis 2014 sogar mit fast drei Millionen Studenten.

Die vollen Hörsäle kommen also nicht unerwartet. Und die Politik hat reagiert. Bund und Länder haben sich auf den so genannten Hochschulpakt geeinigt. Zwischen 2007 und 2010 sollten in einer ersten Phase über 90.000 neue Studienplätze geschaffen werden. Tatsächlich haben sich in diesem Zeitraum sogar über 180.000 Erstsemester eingeschrieben, mehr als erwartet. Aber: Die Zahl der Dozenten ist kaum gestiegen, die Studiensituation an den Hochschulen hat sich dementsprechend verschlechtert.
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