Weniger Schmerzen

Neuer Lasertechnik entfernt Tattoos schonender

Eine moderne Tätowierung, die der Stelle und Form wegen auch "Arschgeweih" genannt wird
Viele Menschen wollen ihr Tattoo irgendwann wieder loswerden. © picture alliance / dpa / Heiko Wolfraum
Von Stephanie Kowalewksi · 14.12.2013
Schätzungen zufolge sind bis zu 20 Prozent der Bevölkerung tätowiert und rund ein Viertel von ihnen möchte das Tattoo irgendwann entweder loswerden oder verändern. Für sie wurde ein neuer Laser entwickelt, mit dem das schneller, schonender und schmerzfreier geht.
"Einmal den Ärmel hochkrempeln, dann manchen wir noch ein Bild davon."
Der Hautarzt Klaus Hoffmann leitet das Laserzentrum des Landes NRW an der Bochumer Uniklinik. Er dokumentiert die Stadien der Tatoo-Entfernungen mit einer Kamera, bevor er den neuen "PicoSure"-Laser einsetzt.
"Der macht Lichtblitze, die ein Pikosekunde lang sind. Also extrem kurze Lichtblitze."
Das hat den großen Vorteil, dass bei der Laserbehandlung keine hohen Temperaturten entsehen, die die Haut schädigen können. Denn die Zeit, die das Licht auf die Haut trifft, ist rund 100-mal kürzer, als bei den üblichen Geräten. Der Lichtblitz dauert nur eine Pikosekunde, also den billionsten Teil einer Sekunde. Das ist so extrem kurz, dass gar keine Zeit bleibt, dass Gewebe zu erhitzen.
Sorgfältig fährt Klaus Hoffmann mit dem Laser, der aussieht wie ein Stift, über die noch dunkel gefärbte Haut am Oberarm des Patienten. Es bildet sich eine dünne weiße Linie.
Patient: "Also es zwickt minimal mehr glaube ich als vorher."
Arzt: "Man muss sich das so vorstellen, das ganz kleine Pigmenttteile in der Tiefe explodieren, und drücken eben auch ein bisschen Luft in die Oberfläche. Man sieht ja an der Oberfläche auch diese kleine Weiß-Verfärbung im Bereich der Hornschicht. Die merkt der Patient natürlich. Das ist innerhalb der nächsten paar Minuten verschwunden."
Patient: "Und das war es dann auch schon."
Nach wenigen Minuten ist alles vorbei. Für Martin Massarczyk war es jetzt die zweite Laserbehandlung und auch die letzte. Ein wenig mulmig war ihm zunächst schon, sagt der 31-Jährige:
"Aber ich muss sagen, wirklich geschmerzt hat das nicht. Das ist so ein kleines Zwicken, was man wahrnimmt. Das tätowieren an sich war deutlich schmerzhafter."
Als 16-Jähriger hat er sich auf seinen linken Oberarm selbst zwei kleine Tatoos gestochen:
"Es ist eine Jugendsünde, es ist mehr so ein Hobbytatoo, was man sich selbst gestochen hat. Nichts wirklich professionelles. Es wurde damals schon nicht vervollständigt, weil ich gesehen habe, das sieht blöd aus, das wird nichts, wenn man das nicht mit richtigem Werkzeug macht."
Bislang haben ihn die Tatoos nicht sonderlich gestört, schön fand er sie aber nie. Als er jetzt von der neuen Piko-Lasermethode gehört hatte, entschied er sich, die dunklen Hautbilder auf seinem Oberarm entfernen zu lassen. Die bislang beste Variante der Tatooentfernung war ihm nicht so geheuer, denn dabei wurde die Lichtenergie des Lasers in Temperatur umgesetzt. Und das kann unschöne Nebenwirkungen haben, erläutert der Dermatologe:
"Wenn man Licht umsetzt in Temperatur kann man Gewebe zertstören. Im klassischen Fall nennt man das einfach eine Verbrennung. Eine Verbrennung kann eine Entzündung auslösen, kann eine Narbe auslösen, eine Fehlpigmentierung auslösen - Dinge, die man nicht haben möchte."
Der Deutsche Verband der Organisierten Tätowierer, DOT, sieht noch eine andere Gefahr, sagt Andreas Winkens vom wissenschaftlichen Beitrag des DOT. Der Umweltingenieur hat unter anderem die Bestandteile von Tätowierfarben analysiert, die immer wieder wegen möglicher Verunreinigungen in der Kritik stehen. Tatsächlich fehlen eindeutige Regelungen, was die Farben, die unter die Haut gehen, enthalten dürfen und was nicht, bemängelt er, aber:
"Wenn ich jetzt anfange, diese Partikel zu zerstören, entstehen neue Stoffe, wo ich nicht genau weiß, wohin wandern die und wie gefährlich können die sein. Es kann natürlich sein, dass irgendwelche krebserzeugenden Amine abgespalten werden, die erst dadurch gefährlich werden, weil ich mit hoher Temperatur daran gegangen bin. Auch dazu gibt es keine tollen Beobachtungen, die einen sicher machen können, was hinterher passiert."
Der Hautarzt winkt ab. Die größere Gefahr gehe eindeutig vom Tätowieren selbst aus, sagt Klaus Hoffmann. Er hält die Diskussion um mögliche, bislang unbekannte Langzeitwirklungen der Tatooentfernung für unnötig:
"Und nein, ich kann ihnen nicht genau sagen, was und wie das verdaut wird. Das kann ihnen aber auch nicht der Lungenfacharzt sagen, bei dem Staub, den wir tagtäglich einatmen und der dann eben auch durch die Freßzellen abtransportiert wird."
Außerdem komme der neue Piko-Laser ja ohne hohe Temperaturen aus, sagt er, was die Tatooentfernung nicht nur schonender und schmerzfreier mache, sondern auch erheblich schneller. Doch auch wenn durch den Pico-Laser deutlich weniger Sitzungen gebraucht werden als bei herkömmlichen Lasern, so bleibt der Preis gleich. Im Durchschnitt zahlen die Patienten 1500 bis 2000 Euro für die Tatooentfernung - und zwar aus der eigenen Tasche. Letztlich sagt auch Andreas Winkes vom wissenschaftlichen Beirag des DOT, wenn Tatooentfernung, dann so:
"Also wenn ich es schon entfernen möchte, was bestimmungswidrig ist eigentlich, dann muss ich mir auch eine professionelle Stelle suchen die das auch wirklich kann. Allein die Tasache, dass ich die Temperatur niedriger halte und die Entfernung sehr viel schneller geht und das Ganze in Begleitung von sehr hoch repourtierten Dermatologen macht mich schon etwas beruhigter muss ich sagen."
Mehr als beruhigt ist Martin Massarczyk, dessen Haut am Oberarm nach der Piko-Laserbehandlung zwar noch ein wenig gerötet ist, aber vom Tatoo so gut wie nichts mehr zu sehen ist:
"Ich bin absolut zufrieden."
Schon in ein paar Tagen werden die Freßzellen in seinem Körper die zerschossenen Farbpigmente komplett abtransportiert haben. Dann wird man weder Reste seiner selbst gestochenen unschönen Tatoos sehen, noch Spuren der Pico-Laserbehandlung.