Wenig los am Zapfhahn

Die Kölsch-Kneipe in Not

Thekengast hält sich an einem Glas Kölsch fest
Thekengast hält sich an einem Glas Kölsch fest © dpa / picture alliance / Maximilian Schönherr
Von Vivien Leue · 28.04.2016
Das gute alte Kölsch als Teil eines gepflegten Herrengedecks - in Köln kommt dieses Trink-Ritual langsam aus der Mode. Überhaupt leiden am Rhein viele Kneipen darunter, dass die Jüngeren andere Freizeitaktivitäten für sich entdeckt haben.
Fragt man Kölner nach einer typischen kölschen Kneipe, fällt ganz sicher immer auch der Name Trierer Eck.
"Du kennst die Leute: Wenn du rein kommst, du brauchst nich sagen: 'Isch hätte gerne …' - Du kriegst es direkt. – Möchst'n 'n lecker Kölsch haben, dann kriegste dat. Du brauchst nicht fragen. Der Kölner sagt: 'Einen Kranken fragt man!' Du brauchst nicht fragen, du kriegst dat automatisch."
Hinter der Holztheke steht Helene zum Felde. Die Wirtin, 60 Jahre alt:

"Die Leute kennen sich, ist alles familiär, es ist wie ein Wohnzimmer."
Nicht groß, aber groß genug, um an drei, vier Tischen, ein paar Stehtischen und der Theke immer einen Platz zu finden.

"Und wenn einer um halb sechs nich da ist, dann denkt man direkt: 'Wat ist denn mit dem, warum kommt der nich? Und wenn der dann da war, dann is alles jut."

In 20 Jahren keine richtige Kölscher Kneipe mehr

15 Gehminuten entfernt, an der südlichen Spitze der Kölner Altstadt, liegt die Kneipe Torburg, auch so eine Institution in ihrem "Veedel". Es ist Feierabendzeit, viele Gäste schauen auf dem Nachhauseweg auf ein Kölsch vorbei.
Kneipenwirt Martin Wolf steht hinter seiner roten Emailletheke und zapft ein Kölsch nach dem anderen. Neben ihm eine Auslage mit frischen Frikadellen, vor ihm ein großes Holzfass: "Die Kölsche Kneipe, so in dem Stil wie sie mal vor 20 Jahren war - die wird’s nach meiner Auffassung so in 20 Jahren nicht mehr geben."

Nur mal eben vorbeischauen - das gibt’s nicht mehr so oft

Ein Kölsch zu jeder Tageszeit? Nur mal eben vorbeischauen, 'Hallo" sagen oder in der Ecke mit Freunden Skat spielen? Das gibt’s nicht mehr so oft:

"Weil die jungen Leute das nicht mehr so empfinden. Die gehen auch morgens nicht trinken. Früher haben Kölsche Kneipen davon gelebt, dass auch morgens schon getrunken wurde. Da gab’s ein Rentnergedeck: Kölsch, Korn und 'ne Zigarre. Das ist aber 30 Jahre her."
Zurück im Trierer Eck erzählt auch Wirtin Helene zum Felde, dass das jetzt andere Zeiten sind:

"Junge Männer sind mehr in die Familie integriert, die machen mehr Sport und pi pa po… aber der Frühschoppen in dem Sinne ist out."

Aber noch gibt es sie, die heile Welt der kölschen Kneipe.
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