Wem gehört die Ostsee?

Von Knut Benzner · 20.08.2013
Urlauber suchen Ruhe, Surfer suchen Wind und Wellen und Jachtbesitzer die freie Fahrt - dabei kommen sie sich auch mal in die Quere, wie ein tragischer Unfall auf der Ostsee zeigt. Der Küstentourismus bringt indes immer neue Freizeitaktivitäten hervor, die um Raum konkurrieren.
Martin Riedel: "Tourismus war immer ein Angebot, damit die Einheimischen davon leben können. Das Geldverdienen muss dann so sein, dass es auch den Menschen dann nutzt, im Sinne der Menschen."

Ostsee ist Frostsee – aber das war damals egal. Ich bin mit ihr aufgewachsen, zehn, elf, zwölf Jahre lang à drei Wochen, immer der gleiche Badeort, ununterbrochen dieselbe Urlaubspension, stets die gleiche Gaststätte, beharrlich ein bestimmter Strandkorbvermieter. Die erste Mondlandung? Des Nachts in jener Pension neben meiner Mutter. Das erste Mal fremde, ferne, furiose Musik – in Form von Ella Fitzgerald in jenem Restaurant in einer Übertragung aus Hamburg.

Ostsee ist Frostsee? Sie war fester Bestandteil des Heranwachsens, und wenn meine Mutter nach Jahrzenten quasi nicht gesagt hätte, dass es jetzt reiche – mein Vater war als Vertreter geregelter Gewohnheiten ebenso überrascht wie ich –, wäre sie weiterhin wahrer Bestandteil geblieben. Am Strand bauten wir Burgen, wir spielten Minigolf und Tischtennis und waren glücklich und genügsam – somit bescheiden, maßvoll und dankbar. Die Erwachsenen lasen wahlweise ein Buch oder eine Illustrierte und am Abend ging es manchmal ins Bellevue zum Tanz.

Wem gehört die Ostsee?

Martin Riedel: "Die Ostsee gehört den Fischen. Und die ersten 300 Meter, die nutzen wir."

Hinter diesen 300 Metern ...

"Da ist dann Ostsee, da fahren denn Boote..."

Surfer ...

"Surfer, genau, .... na alles das, was Segelboote und Motorboote und größere Schiffe und Fahrgastschiffe und Surfer, Kiter fahren sicherlich auch raus, nicht, ... all die anderen also."

Ganz schön viel Betrieb dann – in der begrenzten Zeit der Ferienwochen.

Martin Riedel, 63, Touristikleiter des Ostseebades Kellenhusen. Ein Touristikleiter ist in diesem Fall der Chef der Kurverwaltung, zuständig für den Kurbetrieb sowie die öffentlichen touristischen Einrichtungen.

"Und zweitens natürlich auch für die Vermarktung des touristischen Produktes Kellenhusen."

Riedel ist seit 14 Jahren in Kellenhusen, vorher war er auf Fehmarn und macht seit 35 Jahren in Tourismus. Kellenhusen ist fast das nördliche Ende dieses Küstenstreifens in Ost-Holstein. Darunter, wie an einer Schnur: Grömitz, Pelzerhaken, Neustadt, Sierksdorf, Haffkrug, Scharbeutz, Timmendorf, Niendorf, Travemünde. Dort mündet, wie der Name nahe legt, die Trave in die Ostsee – gegenüber dann die Halbinsel Priwall. Bekannt ist dieser Teil der Ostsee, knapp 20 Seemeilen breit, als Lübecker Bucht.

Der Knall
Das englische Predator kann man übersetzen mit Raubfisch – oder Feind. 2.300.000 Euro, wenn der Raubfisch-Feind eine Jacht ist, 22 Meter lang, 5,40 Meter breit, 3600 PS, 47 Tonnen Verdrängung, dann ist er eine Sunseeker Predator, ein Sonnensucher-Raubfisch-Feind. Der 7. August 2011 war ein Sonnentag, ein sonniger Sonntag.

Am Steuer dieser Jacht: Ein Lübecker Unternehmer, 71 Jahre alt, er führt die Flotte einer Ausflugsfahrt an, seine Predator läuft fast 40 Knoten, eine Megajacht – wenn man ein Faible für Jachten hat.

Dann ein Knall. Vor Pelzerhagen rammt diese Predator einen Surfer. Das linke Bein von der Schiffsschraube zerstückelt, der rechte Fuß hängt an einer Sehne, ein Augenlid gespalten, ein Lungenflügel angerissen, ein Schienbein zerschnitten, einer Ferse fehlt ein Stück Knochen, die Beine durchzogen mit Styropor und Neopren, im Rest-Körper zwei Liter Blut, das Herz steht still.

Wem gehört die Ostsee?

Martin Riedel, der Touristikleiter: "Gerade ist ja Leroyer dabei, unser Animationsleiter, unseren Gästen Einradfahren anzubieten. Wir machen Jonglage, wir haben Bogenschießen, wir haben Stand-Up-Paddling, wir haben Beach-Volleyball und Fußball, Skiten machen wir, Kitesurfen und Segeln und Surfen, das macht die Wassersportschule."

Auf dem Priwall beginnt West-Mecklenburg, das erste Seebad dort, das hatte politische Gründe, erst in Boltenhagen. Der Ostseetourismus überhaupt entstand dort, Kühlungsborn, Heiligendamm, weiter hinein nach Ostvorpommern. Die Ausflugsfahrt der Predator sollte Richtung Kühlungsborn gehen, organisiert von Sunseeker, Sonnensucher, dem Hersteller der Predator. Baltic Cruise, baltische Kreuzfahrt ...

"Wir haben 50.000 Gäste pro Jahr, so bummelig, ich nehme immer eine runde Zahl, und etwa 600.000 Übernachtungen pro Jahr. Vielleicht werden wir jetzt auch schon 60.000 Gäste brauchen, um genau diese Übernachtungszahl zu erreichen."

Und die müssen kommen.

"Die müssen kommen, so ist das, weil das ist natürlich unsere Lebensgrundlage, Kellenhusen lebt ausschließlich vom Tourismus, das ist der Wirtschaftsfaktor, wie woanders meinetwegen Steinkohlenbau oder, was weiß ich nicht."

So bummelig
Das ehemalige Fischerdorf. Früher - aber früher ist vorbei, wie Ihnen aufgefallen sein wird - früher stand die Skulptur "Der Fischer" im Ortskern, mittlerweile steht sie fast am Strand. Die Konkurrenz ist groß.

"Äh, Übernachtungen jetzt?"

Übernachtungen, sprich: Gäste.

"Ähm, wie viele Übernachtungen haben wir hier innerhalb der Lübecker Bucht? Also ich denke mal, dass wir im Ostsee-Ferienland - das Ostsee-Ferienland besteht aus den Ostseebädern Dame, Grömitz, Kellenhusen und den Achterlandgemeinden Lensahn und Grube, wir sind eine Kooperation ..."

Das ist wichtig, was die Konkurrenz im Allgemeinen und Speziellen anbelangt ...

"...und wir haben hier in unserer LTO Ostsee-Ferienland, denke ich mal, drei Millionen Übernachtungen. Die innere Lübecker Bucht, jetzt muss ich schätzen, Travemünde vielleicht 800.000. Die eine Million, zwei Millionen, drei Millionen, vier Millionen - jetzt rechne ich mal zusammen, vier Millionen plus sieben sind zehn, kommen wir auf zwölf Millionen!"

Könnte sein, in der gesamten Region.

"Wir sind keine Konkurrenten, wir sind Mitbewerber."

Ein, nicht nur semantischer Unterschied.

"Wir bekämpfen uns nicht gegenseitig, sondern wir sitzen auch in einem Boot, und zwar in dem Boot der Ostsee Schleswig-Holstein."

Sie müssen rudern. Und Schiffe müssen fahren.

"Wir sitzen in einem Boot, das Boot heißt Ostseeküste Schleswig-Holstein, und mit diesem Boot müssen wir zum Beispiel gegen die Ostseeküste Mecklenburgs anrudern."

Durch Angebote: Für den Gast beziehungsweise die Familie, Kellenhusen ist ein Familienbad ...

"Richtig."

... immerhin das hat sich in den letzten 40 Jahren nicht verändert. Aber: Der Gast mit seiner Familie fühlt sich heutzutage somit dann wohl, wenn er etwas um die Ohren hat ...

""Neehee, er kann auch Ruhe haben, auch so genannte Entschleu..., es gibt ja immer Trends, und natürlich müssen wir auch gucken: Was gefällt dem Kunden."

Wie war der Begriff, den Riedel gerade eben nicht ganz aussprach?

Martin Riedel: "Entschleunigen."

Dem Entgegenstreben von Komplexität, Effektivität, Hast, Hektik und Eile.

Martin Riedel: "Ist ja nur ein Begriff, der muss jetzt mit Inhalten gefüllt werden. Ich komme da gleich noch mal drauf, deswegen habe ich es auch nicht zu Ende gesprochen, weil ich es natürlich auch mit Inhalten füllen möchte."

Entschleunigung. Die Predator war beschleunigt.

"Entschleunigung, zur Ruhe kommen."

Und was würde passieren, wenn man das, was Riedel eingangs sagte ...

"Wir machen Jonglage, wir haben Bogenschießen, wir haben Stand-Up-Paddling, wir haben Beach-Volleyball und Fußball machen wir, Kitesurfen und Segeln und Surfen, das macht die Wassersportschule."

... wenn man all das nicht machte?

"An Unterhaltung?"

Man mag es Unterhaltung nennen ...

"Ich denke schon, dass wir dann weniger Gäste hätten."

Auf nach Timmendorf ...

"Timmendorf ist schon ein besonderes Produkt, wird ja auch von den Gästen so gesehen, und sagt auch von sich selber, es ist ein Premium-Produkt."

Der Hafen von Timmendorf auf der Insel Poel
Der Hafen von Timmendorf© dradio.de
Auf nach Timmendorf
Timmendorf ist anders. Timmendorf ist größer und schicker, hat eine Marina, zwei Fünf-Sterne-Hotels, eine Fußgängerzone, in der es Hochpreisartikel zu erstehen gibt – vom Handtäschchen für Sie über die goldene Uhr für Ihn ... Zwischen Timmendorf, am südlichen Rand der Lübecker Bucht, neben Travemünde - aus dem einen Maritim-Hotel sieht man bequem das andere - zwischen Travemünde, Timmendorf und Scharbeutz gehört die Ostsee nicht den Fischen, sie gehört denen, die sich knapp hinter der von Martin Riedel erwähnten 300-Meter-Zone ab Ufer auf ihr befinden. Der alte Mann am Schifferklavier auf der Timmendorfer Flaniermeile wirkt wie ein Relikt ...

... man lässt ihn gewähren, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Und der noch ältere Mann in Haffkrug ...

Hans-Jürgen Frehse: "Haffkruch."

... Hans-Jürgen Frehse, vermietet Strandkörbe.

""Ich bin auch hier der älteste überhaupt, der vermietet."

Frehse war zwölf, als er mit Vermieten anfing, jetzt ist er bald 90.

"Also, meine Eltern hatten das schon. Zuerst die Stehkörbe, die unverstellbaren, und nun die verstellbaren."

Das Wort Kommerzialisierung ist Frehse fremd:

"Ja, aber das wird auch nicht durchdrehen. Die Gemeinden, die haben das ja zum Teil schon selbst gemacht, und dann ist das auch gegen die Wand gefahren. Wir habem das Kurparkhaus, und das stand ja leer, das ist jetzt auch wieder aufgemacht worden, und da kann der Chor dann singen."

Im Strandkorb gegenüber sitzt seine Frau Käthe.

Hans-Jürgen Frehse: "Käthe, wie du do gaht dat nich'."
Käthe: "Das merk' ich schon"
Hans-Jürgen Frehse: "Das merkst du schon, hahahaha, und die is' 'ne geborene Böttcher - muss' nich', Käthe, mach' nich' kaputt -, ne geborene Böttcher aus Timmendorf, ne, und in Niendorf beim Tanzen haben wir uns kennen gelernt, das war auf'm Fischerball von mei'm Schwager in Niendorf. Sie war mit ihrer Schwester da, nee, mit, ja, mit ihrer Schwester oder, und ich war mit meiner Schwester da, nä."

Entschleunigung.

"Nee, das war, sie war mit ihrem Schwager da, und die Schwester erwartete 'n Kind, so war das, nä. Ja und wie das dann so is', wie die Natur so schäkert, nä. Ha'm Sie 'n Badeanzuch mitgebracht?
Käthe: ""Nein, wir haben ja gar keinen mehr."
Hans-Jürgen Frehse: "Du häst gor kein', na du brauchst auch keinen mehr, du brauchst auch keinen mehr, Käthe."

Im Café Wichtig
In Scharbeutz, ein paar Meter weiter, weil Haffkrug und Scharbeutz ineinander über gehen, wird gebaut, am Strand, das Bay Side, die Buchtseite somit, daneben die Beach Lounge, powered by - angeschaltet oder angetrieben durch - Café Wichtig. Nur zehn Meter weiter das Café Wichtig selbst, neben Gosch.

Ralf Cassagrande, 69, ist mit seinem Café Wichtig seit zwei Jahren in Scharbeutz, vorher war er 38 Jahren in Timmendorf. Café Wichtig – der Name ist ein Zeichen.

Ralf Cassagrande: "Café Engels-Eck hieß es früher, aber die Leute wollten alle nicht mehr ins Café Engels-Eck, die wollten alle ins Café Wichtig, da musste ich notgedrungen den Namen dann ändern."

Im Café Engels-Eck respektive im Café Wichtig verkehrt Prominenz. Und im Moment diskutiert man einmal wieder, ob die Ortsdurchfahrt, die Strandstraße, für den Verkehr in Scharbeutz geschlossen bleibt oder geöffnet wird. Die Zeitschleife der Ent- und Beschleunigung. Die SPD ist dagegen, die CDU dafür. Freizeitrivalität der Freizeitgesellschaft? Kommerzialisierung sowieso?

Ralf Cassagrande: "Es ist ein Kampf, um Touristen dahin zu bekommen, in unsere Region hier, nicht nur Scharbeutz, aber die ganze Region hier, und wir leben davon und die Arbeitsplätze sind abhängig davon. Und ich glaube, man sollte sich freuen, dass diese Entwicklung jetzt da ist. Ich freue mich zumindest und ich sehe, es kommt gut an bei den Gästen. Ich habe ja jeden Tag mit hunderten Leuten zu tun, alleine bei mir, in meinem Café, und ich bekomme immer die Resonanz dann, und die ist rundweg positiv."

Und dieser Klotz? Jenes Bay Side?

"Nebenan, das wird sehr schön sein und wird für Scharbeutz auch'n wichtiger Faktor sein, das fehlte nämlich in Scharbeutz bis jetzt. Timmendorf hat ja mehrere Hotels, Maritim, Seeschlösschen und so weiter. Und bis auf das Belvedere an der Grenze Timmendorf-Scharbeutz hatte Scharbeutz nichts zu bieten."

Scharbeutz hat so wenig zu bieten, dass Cassagrande – italienischen Ursprungs, in den USA aufgewachsen – daraus gerne das Saint-Tropez des Nordens machen würde. Die erwähnte Strandstraße wurde renoviert, künstliche Dünen aufgeschüttet, der eigentliche Strandstreifen ist hier und da sehr schmal, künstliche Dünen also. Darin, beziehungsweise in seinem Café, die immer gleichförmigen und gleich gestimmten Gesichter Gottschalk, Waalkes, Klitschko, Beckenbauer, Mike Krüger, Seeler, Irene Sheer, Carlo von Tiedemann, am Horizont die MS Deutschland. Die Eigner der Jachten, die vor seiner Lounge lagen, ließ er mit einem Shuttle oder auch Pendelboot in sein Café fahren. Denen, die nicht fahren wollten, brachten seine Kellner die Drinks auf die Boote.

Badegäste beschwerten sich, Schwimmer schwammen verunsichert, der Bürgermeister schwärmte und Cassagrande meinte, wer Ruhe suche, solle raus nach Kellenhusen. Nur nicht nach nebenan - nicht Gosch, Timmendorf. Denn der größte Feind des einen Badeortes ist in der Urlaubszeit der andere.

Joachim Nitz, 46, ist seit Anfang des Jahres Tourismusdirektor dieses, wie sein Kollege aus Kellenhusen sagte, Premium-Produktes. Und vorher ausgerechnet wo? Im Nachbarort. Dort, wo die Prominenz im Café Wichtig sitzt, in Scharbeutz.

Joachim Nitz: "Timmendorf ist sicherlich ein Leuchtturm für Schleswig-Holstein, es hat den höchsten Bekanntheitsgrad. Und dieser Bekanntheitsgrad kommt natürlich nicht von alleine, sondern da hat der Ort über Jahre sehr sehr viel für getan, hochwertige Veranstaltungen, hochwertigen Einzelhandel, qualitativ hochwertige Unterkünfte, das heißt es ist schon über das normale Maß hinaus hier auch etwas zu erleben, und das spiegelt sich auch in dem Ort wider."

Wenn man durch den Kurgarten spaziert ...

"Flaniert heißt das bei uns, wir flanieren natürlich und lassen uns Zeit dabei, hahaha."

...dann sieht man dem Ort das an. Man trifft sich – sehen und gesehen werden.

"Na ja klar, es ist ein Gesamtprodukt, es ist aber auch die öffentliche Infrastruktur mit dem Kurpark, mit der Promenade - wir haben zwei Promenaden, eine direkt am Wasser, eine im Ort, wo eben dann auch die Markengeschäfte sind -, dort trifft man sich und sieht man sich und dieses Sehen und Gesehenwerden, das gehört einfach zum Ort dazu."

"Flanieren nennt man das bei uns"
Lifestyle und Erlebnisqualität. Was war gleich das Lifestyle?

Joachim Nitz: "Also Lifestyle heißt für uns, dass man trendig ist, dass man die Trendsportarten erleben kann, das fängt tatsächlich mit Beach-Volleyball als Krönung an und geht aber auch über Kitesurfen und Stand-Up-Paddling, immer was neues, immer das, was auf dem Markt ist. Das sieht man hier, man sieht es schon alleine bei den Autos, also der neueste Ferrari, der fährt hier in Timmendorf durch die …, nicht durch die Fußgängerzone, darf er natürlich nicht, aber er fährt durchs Zentrum."

Auf der Höhe der Zeit. Die Sunseeker Predator hatte vor Pelzerhagen 95 Betriebsstunden. Und die Frage, warum man im Stehen paddeln sollte oder Aquaball spielen oder discgolfen oder dice-stacken oder mit Segways unterwegs sein... only God knows. Beach-Polo und Beach-Hockey sollen nicht ungenannt bleiben. Da ist die Sportart von Joachim Nitz schon wieder altmodisch.

Joachim Nitz: "Also ich spiel' Golf, und sehr gerne, kann man hier auch gut machen. Wir haben zwei 18-Loch-Plätze hier, jaha, sind 36 Loch zusammen, 18 und 18, auch nicht unbedingt der sportlichste Sport."

Daneben: Promenadenfeste, Show, Remmidemmi ...

"Wir sagen immer gerne, dass Timmendorf der einzige Ort ist mit Nightlife, aber es heißt nicht Remmidemmi, sondern es wird dann natürlich gepflegt und ordentlich gedanced."

Natürlich. Minigolf heißt jetzt Adventure-Golf.

"Tja, muss man sich in Scharbeutz angucken, die habe ich gebaut, hahaha."

Als Nitz noch in Scharbeutz war.

"Die Tourismusorganisationen sind dazu da, dass der Tourismus floriert. Und das geht im Endeffekt immer darum, dass wir die Gäste her bekommen und dass wir sie natürlich auch mit ihrem Portemonnaie herbekommen, das ist ganz klar. Es gibt keinen nicht-kommerziellen Tourismus, das ist ein Wirtschaftszweig."

Und Event- und Hochgeschwindigkeitsbereich. Mit Problemen. Wenn die Saison vorbei ist. Die Saison hat zwölf bis 14 Wochen.

"Das ist ein Wirtschaftszweig"
Die Chirurgen schnitten einen Unterschenkel des Surfers ab, sie nähten einen Fuß wieder an und schraubten das andere Bein in einen Fixateur. Zwei Operationsteams standen gleichzeitig im OP. Um die zersplitterten Knochen und um die Lunge kümmerten sie sich erst einmal nicht, die Operationen dauern an. Die Bürgermeisterin von Neustadt-Pelzerhaken hat keine Zeit, die Predator bleibt den Rest des Jahres ungenutzt, wem gehört die Ostsee ...

Joachim Nitz: "Ah, die Ostsee, ja, die Ostsee und der Strand, jeder kann hier eigentlich nach seiner Fasson glücklich werden."

Wie wird Glück definiert? Ist Urlaub doch nur die Fortsetzung des Alltäglichen? Oder sind jene exaltierten Tage Surrogat der Sinnlosigkeit desselben?