Welttag des Stotterns

„Lasst mich aussprechen“

10:06 Minuten
Vektorbild eines Mannes, der die Zunge eines anderen Mannes hält.
Nicht nur die Betroffenen, auch die Gesellschaft müsse einen Umgang mit dem Stottern finden, sagt Malte Spitz. © Imago / fStop Images / Malte Mueller
Malte Spitz im Gespräch mit Axel Rahmelow · 22.10.2019
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Etwa ein Prozent der Deutschen stottert, das sind 800.000 Menschen. Man hört sie jedoch kaum in der Öffentlichkeit, das Stigma ist immer noch groß. Malte Spitz ist eine Ausnahme: Er stottert - und ist politisch aktiv.
Stottern gilt immer noch als Stigma. Malte Spitz kennt das aus eigener Erfahrung. Er ist einer der 800.000 Deutschen, die selbst stottern. Er ist Generalsekretär der Gesellschaft für Freiheitsrechte und engagiert sich bei den Grünen. Seine Themen als Autor und Redner sind Netzpolitik und Datenschutz.
"Man hat natürlich Situationen, in denen man sich spezieller fühlt, wo man mal einen blöden Blick oder einen Spruch bekommt und sich vielleicht ausgegrenzt fühlt", sagt Spitz. Weggeduckt habe er sich jedoch in seinem Leben deswegen nicht, sondern einen offensiven Umgang mit seinem Stottern gesucht. Er war Schülersprecher und wurde dann aktiv bei der Grünen Jugend.

"Es gibt da sehr wenig Mut"

Eine klassische Situation, die wahrscheinlich jede stotternde Person kennt: Menschen versuchen, die eigenen Wörter auszusprechen und Sätze zu vervollständigen: "Das kann ich überhaupt nicht abhaben. Ich will es ja sagen - und nicht, dass es jemand anders für einen macht", sagt Spitz.
Ein anderes Beispiel: Beim Anrufen einer Telefonhotline wird einfach aufgelegt. Situationen wie diese zeigten, dass auch die Gesellschaft einen Umgang mit dem Stottern finden müsse, und nicht nur die Betroffenen selbst. Das gelte auch für die Medien, sagt Spitz, die häufiger versuchen sollten, stotternde Menschen zu Wort kommen zu lassen - auch in Talkrunden: "Ich glaube, es gibt da sehr wenig Mut dazu."
Seit 1998 soll mit dem "Welttag des Stotterns" am 22. Oktober auf Vorurteile gegenüber stotternden Menschen aufmerksam gemacht werden.
(sed)
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