Weltreisende Elena Poddubnaya und Oliver Schmidt

Mit Fahrrad und zwei Kindern um die Welt

29:49 Minuten
Familie Schmidt auf Weltreise
Familie Schmidt auf Weltreise. © Oliver Schmidt
Moderation: Tim Wiese · 30.09.2019
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Wenn Elena Poddubnaya und Oliver Schmidt nicht als Bergführer in Kamtschatka arbeiten, sind die Weltreisenden unterwegs in Chile, Neuseeland, oder auch Tibet. Immer mit dabei sind ihre Fahrräder – und seit 2014 auch die beiden Söhne Jakob und Arthur.
"Das Reisen ist für uns die perfekte Form von harmonischem Familienleben", sagt Oliver Schmidt: Die kleinen Probleme des deutschen Alltags seien für sie oft schwieriger als die Unwägbarkeiten einer Weltreise – und Erfahrung mit Fernreisen hat die vierköpfige Familie allemal.

Auf Fahrrädern um den Pazifischen Feuerring

Auf ihrer ersten gemeinsamen Tour haben Oliver Schmidt, seine Frau Elena Poddubnaya und die beiden Söhne, der neunjährige Jakob und der siebenjährige Arthur, mit Fahrrädern den Pazifischen Feuerring bereist, einen Vulkangürtel. Denn Vulkane, erzählt Elena Poddubnaya, haben es ihnen besonders angetan.
"Von Kamtschatka, von meiner Heimat, sind wir nach Japan geflogen, durch Japan geradelt, dann ein kurzer Abstecher nach China, dann Philippinen, Bali, Australien, Neuseeland, Ozeanien, Solomoninseln, Fidschi, Vanautu – sehr spannend vulkanisch – und dann sind wir in Südamerika von Santiago de Chile nach Norden gefahren, durch Chile, Peru, ganz Zentralamerika, Mexiko in die USA bis zum Mount St. Helen."
Über drei Jahre war die Familie unterwegs und hat dabei mehr als 28.000 Kilometer zurückgelegt – nur mit dem Fahrrad, versteht sich: Schiffsreisen, Busfahrten und Flüge nicht mit einberechnet. Für Elena Poddubnaya trotzdem eine angenehme Form des Reisens.
"Ich habe so viele Trekking-Touren in Kamtschakta gemacht und als Bergführer gearbeitet. Nach diesen ganzen Touren ist Fahrradfahren für mich bequemes Reisen, weil man den Rucksack nicht tragen muss."

Unterricht zwischen Camping-Kocher und Vulkankrater

"Für die Kinder und uns als gemeinschaftliches Erlebnis war der Yasur-Vulkan auf Vanuatu besonders spannend - einer der aktivsten Vulkane am Pazifik, er ist seit über 800 Jahren aktiv", sagt Oliver Schmidt. "Man konnte am Kraterrand stehen, den Lava-See brodeln sehen und das war auch für die Kinder faszinierend."
Nun steht die nächste Reise an. Diesmal geht es nach Indonesien – wieder zu den Vulkanen und natürlich wieder mit dem Fahrrad. Auf ihrem Blog werden sie davon regelmäßig berichten.
Seit Jakob und Arthur in der Schule sind, unterrichten Oliver Schmidt und Elena Poddubnaya die beiden Söhne selbst, wenn sie unterwegs sind. Zu der Schule in Deutschland halten sie währenddessen Kontakt. Mitspracherecht haben die Kinder, wenn es um die Reiseziele geht, sagt die Mutter der beiden.
"Für uns war es wichtig bei dieser Reise, dass wir nicht nur die Kinder mitnehmen, sondern ihnen zeigen, dass wir zusammen als Familie reisen oder als Team. Sie dürfen auch mitbestimmen."

Mit dem Fernreise-Virus infiziert

Elena Poddubnaya ist in Kamtschatka geboren und aufgewachsen – einer Halbinsel im äußersten Nordosten, die flächenmäßig größer ist als Deutschland, aber nur 300.000 Einwohner hat.
Die Liebe zur Natur habe sie von ihrem Vater geerbt, der sie und ihre Schwester oft mit in den Wald und die Berge nahm, erzählt die gebürtige Russin: "Wir sind quasi im Wald aufgewachsen." Später arbeitet sie in Kamtschatka als Dolmetscherin und Bergführerin.
Ihren Mann Oliver lernt sie dort 2001 kennen, als er sein Studium für eine zweijährige Fahrradtour unterbrochen hat und auch auf der Halbinsel unterwegs ist. In der DDR geboren, erlebte er den Mauerfall als 14-Jähriger und nutzte die neugewonnene Freiheit. Er reiste durch Europa und nach dem Abitur schließlich mit dem Fahrrad bis nach Singapur: "Seitdem bin ich mehr oder weniger mit dem Fernreise-Virus infiziert."
Bis die gemeinsamen Söhne auf die Welt kamen, haben sie zu zweit zweimal die ganze Welt mit dem Fahrrad umrundet. Während der Sommermonate arbeiten die beiden als Reiseführer in Kamtschatka und verdienen sich dort das Geld, um sich die Reisen zu finanzieren.

Eine Familie, viele Heimaten

Brenzlige Erfahrungen haben die vier auf ihren Reisen wenige gemacht. Nur in Chile, in einer Grenzstadt zu Peru, wurden sie gleich zweimal ausgeraubt: Kamera, Laptop, Pässe, alles war weg.
"Aber das war das erste Mal seit 20 Jahren, in denen wir solche Reisen unternehmen. Und irgendwann ist man einfach mal dran", konstatiert der Familienvater.
Mehrere Wochen mussten sie warten, bis die Pässe erneuert waren – mit gerade einmal hundert Euro in der Tasche. Nach ein paar Nächten am Strand, in denen sie sich nur das Nötigste leisteten, beschlossen die vier, sich von dieser Erfahrung nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sagt Elena Poddubnaya.
"Wir haben für die Kinder Eis gekauft und für uns eine Flasche Wein. Wir dachten, auch wenn das Geld irgendwann alle ist, müssen wir auch bisschen Spaß haben an der Reise."
Am Ende half ihnen ein Hostel-Besitzer, der sie einen Monat kostenlos beherbergte. Überhaupt seien die Begegnungen mit den Menschen für sie und ihre Kinder die wichtigsten Erfahrungen, sagt Oliver Schmidt: "Wir haben viele Heimaten und die würde ich auch eher in Menschen sehen und nicht in Orten."
(era)
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