Weltbild und Bertelsmann kündigen Veränderungen an

Moderation: Stephan Karkowsky |
Über die katholische Verlagsgruppe Weltbild wird spekuliert, die Kirche wolle sie loswerden. Der Konzern korrigierte umgehend, man wolle alle Optionen zu einer Umstrukturierung prüfen. Ein Engagement des Verlags- und Medienkonzerns Bertelsmann, der sich seiner Buchclubs entledigen will, bei Weltbild hält Buchhandelsexperte Holger Ehling allerdings für wenig wahrscheinlich.
Deutschlandradio Kultur sprach mit Holger Ehling über die möglichen Veränderungen auf dem deutschen Buchmarkt. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Stephan Karkowsky: Herr Ehling, welche Firmen gehören denn zum Weltbild-Konzern dazu?

Holger Ehling: Das, was man in Deutschland sicherlich gut kennt, ist der traditionelle Versandbuchhandel aus dem Weltbild-Katalog. Es gibt die Weltbild-Shops all überall in den Innenstädten mit billigen Büchern und, natürlich ganz bedeutend, die Tochterfirma DBH, die man gemeinsam mit Hugendubel betreibt. Das ist der zweitgrößte deutsche Buchhändler hinter Thalia – und gemeinsam mit Thalia hat die DBH einen Buchhandelsumsatz von rund 30 Prozent. Und es gibt eine sehr profitable Internetsparte. Da hat man gerade vor ein paar Tagen berichtet, dass dort der Umsatz auf über 450 Millionen gesteigert ist – das kratzt ganz gewaltig an der Position von Marktführer Amazon.

Karkowsky: Nun heißt es, die Kirche wolle kein Geld mehr verdienen mit Weltbild. Man schäme sich mancher Inhalte. Bücher wie Dan Browns "Sakrileg" ließen sich nicht mit dem katholischen Weltbild vereinbaren. Was ist da dran?

Ehling: Die Kirche hat schon immer ein gutes Näschen gehabt, wenn es darum ging, Geld zu verdienen. Natürlich ist man nicht happy, dass Softpornos, Dan Browns und andere Bücher dort im Angebot sind. Aber die Kirche hat eigentlich bislang immer nach dem Motto gehandelt: non olet – Geld stinkt nicht.

Karkowsky: Woran liegt es denn dann?

Ehling: Es ist gar nicht gesagt, dass sich die Kirche wirklich trennen will. Der Geschäftsführer Carel Halff hat die Berichte, die ja von "Focus" kommen, dahingehend korrigiert, dass er gesagt hat, man denkt nach über die Gesellschafterstruktur. Sicherlich wird man dort nachbessern wollen. Wenn es um Expansion geht eines solchen Unternehmens, sind größere Kapitalinvestitionen nötig,und da wäre es durchaus sinnvoll, wenn man sich weitere kräftige Gesellschafter neben Hugendubel ins Boot holt – das könnte der Holzbrinck-Konzern sein, auch Bertelsmann ist in die Spekulationen involviert. Dass die Bischöfe sich ganz zurückziehen würden, davon ist in den Aussagen von Carel Halff keine Rede.

Karkowsky: Also Gesellschafter ins Boot holen, heißt hier, Konzernanteile verkaufen – nicht den Konzern und auch nicht Teile davon?

Ehling: So interpretiere ich die Aussagen des Geschäftsführers Carel Halff.

Karkowsky: Wie heute zu hören war, will Bertelsmann ohnehin keine Bücher mehr verkaufen in Zukunft?

Ehling: (…) Man will dort sehr ehrgeizige Renditeziele verfolgen. Dort passen die Versandbuchhandels- und Buchclubgeschichten gar nicht mehr so richtig rein. Deshalb hat man auch angekündigt, dass man nach Käufern suchen wird für die internationalen Buchclubs von Bertelsmann. Jetzt ein Engagement bei Weltbild einzugehen, würde dieser Strategie widersprechen.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 8.12.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.