"Welche Art von Politiker wollen wir?"
Der Präsident ist weg - es lebe der Präsident! Kaum haben wir den überraschenden Rücktritt von Horst Köhler verdaut, präsentiert Kanzlerin Angela Merkel den neuen Überraschungskandidaten für das höchste Amt im Staate: Christian Wulff, noch Ministerpräsident von Niedersachsen. Bürger und Wähler staunen über das rasante Kandidatenkarussell und das offen politische Taktieren.
Für den ehemaligen Kulturstaatsminister Michael Naumann ist dies ein deutliches Beispiel für das Agieren der "Macht-Schachspielerin" Angela Merkel. Sie alles tue, um "machtpolitische Einzigartigkeit im Kabinett" abzusichern. Mit dieser Berufung habe sie sich auch des letzten innerparteilichen Konkurrenten geschickt entledigt.
Der "Fall Köhler" zeige aber auch, wie schwierig es sei, als Quereinsteiger in dem Haifischbecken Politik zu überleben. Der Journalist und Verleger weiß, wovon er redet: 1998 war er der erste Kulturstaatsminister Deutschlands, 2008 trat er als SPD-Spitzenkandidat in der Hamburger Bürgerschaftswahl an - und verlor gegen Ole von Beust.
Die Kränkungen, die er seinerzeit im Wahlkampf erfahren habe, wirkten bis heute nach. Sein fataler Versprecher bei einem Fernsehduell sei noch heute bei YouTube zu finden. "Wenn das übrig bleibt von zwei Jahren härtester Arbeit, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn Menschen sagen, das tue ich mir nicht an."
Die Umstände des Rücktritts von Horst Köhler beschäftigen auch Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur. "Ich habe den Eindruck, das politische Berlin funktioniert wie ein Atomkraftwerk: Fehler werden nicht verziehen. Eine falsche Geste, ein falscher Satz, schon landen Sie bei YouTube. Keiner kann sich frei äußern, einen Freiraum gibt es nicht." Hörer und Zuschauer klagten über gestanzte Reden über wortreiches Nichtssagen bei Politikern, gleichzeitig führe der öffentliche und mediale Druck aber auch zu übervorsichtigem Verhalten.
Daher sei es auch schwer, als Seiteneinsteiger in der Politik Fuß zu fassen:
"Wir müssen uns auch entscheiden: Wollen wir professionelle Politiker, dann müssen wir akzeptieren, dass sie auch Politiker als Beruf haben. Sonst funktioniert das nicht, das ist zu anstrengend. Die Erwartung an die Professionalität ist gewachsen. Kein Politiker kommt mehr ohne Medienberater aus, die darauf achten, was sie sagen, denn: Fehler werden ja nicht verziehen."
Man müsse sich aber auch fragen, wie man Nachwuchs für die Politik begeistern könne: "Wie kann man junge Menschen motivieren, sich zu engagieren? Es gibt ja durchaus Engagement, wir stellen auch fest, dass es eine Wertehaltung gibt. Aber dies bleibt eher unverbindlich. Sie gehen in Bürgerinitiativen und nach einem halben Jahr sind die wieder weg. Sie engagieren sich bei Amnesty International, aber nach zwei Jahren steigen sie aus. Politik braucht aber Verbindlichkeit, gerade in der Demokratie, wo die Leute einen langen Atem brauchen. Letztlich ist es auch die Frage: Wer übernimmt Verantwortung? Bürgerinitiativen können das nicht."
"Welche Art von Politiker wollen wir?" Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Peter Lange und Michael Naumann. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 - 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Der "Fall Köhler" zeige aber auch, wie schwierig es sei, als Quereinsteiger in dem Haifischbecken Politik zu überleben. Der Journalist und Verleger weiß, wovon er redet: 1998 war er der erste Kulturstaatsminister Deutschlands, 2008 trat er als SPD-Spitzenkandidat in der Hamburger Bürgerschaftswahl an - und verlor gegen Ole von Beust.
Die Kränkungen, die er seinerzeit im Wahlkampf erfahren habe, wirkten bis heute nach. Sein fataler Versprecher bei einem Fernsehduell sei noch heute bei YouTube zu finden. "Wenn das übrig bleibt von zwei Jahren härtester Arbeit, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn Menschen sagen, das tue ich mir nicht an."
Die Umstände des Rücktritts von Horst Köhler beschäftigen auch Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur. "Ich habe den Eindruck, das politische Berlin funktioniert wie ein Atomkraftwerk: Fehler werden nicht verziehen. Eine falsche Geste, ein falscher Satz, schon landen Sie bei YouTube. Keiner kann sich frei äußern, einen Freiraum gibt es nicht." Hörer und Zuschauer klagten über gestanzte Reden über wortreiches Nichtssagen bei Politikern, gleichzeitig führe der öffentliche und mediale Druck aber auch zu übervorsichtigem Verhalten.
Daher sei es auch schwer, als Seiteneinsteiger in der Politik Fuß zu fassen:
"Wir müssen uns auch entscheiden: Wollen wir professionelle Politiker, dann müssen wir akzeptieren, dass sie auch Politiker als Beruf haben. Sonst funktioniert das nicht, das ist zu anstrengend. Die Erwartung an die Professionalität ist gewachsen. Kein Politiker kommt mehr ohne Medienberater aus, die darauf achten, was sie sagen, denn: Fehler werden ja nicht verziehen."
Man müsse sich aber auch fragen, wie man Nachwuchs für die Politik begeistern könne: "Wie kann man junge Menschen motivieren, sich zu engagieren? Es gibt ja durchaus Engagement, wir stellen auch fest, dass es eine Wertehaltung gibt. Aber dies bleibt eher unverbindlich. Sie gehen in Bürgerinitiativen und nach einem halben Jahr sind die wieder weg. Sie engagieren sich bei Amnesty International, aber nach zwei Jahren steigen sie aus. Politik braucht aber Verbindlichkeit, gerade in der Demokratie, wo die Leute einen langen Atem brauchen. Letztlich ist es auch die Frage: Wer übernimmt Verantwortung? Bürgerinitiativen können das nicht."
"Welche Art von Politiker wollen wir?" Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Peter Lange und Michael Naumann. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 - 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.