Steigende Weizenpreise

Der Ukraine-Krieg verschärft die Hungerkrise

08:53 Minuten
Weizen in einem Feld in der Ukraine.
Durch den Ukraine-Krieg fehlt es weltweit an Weizen. Die Preise steigen. Das trifft vor allem die armen Ländern. © picture alliance / Bildagentur-online / Blend Images / Ivan Evgenyev
Matin Qaim im Gespräch mit Dieter Kassel  · 12.03.2022
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In Folge des Ukraine-Krieges steigt der Preis für Weizen weltweit in neue Höhen. Das trifft vor allem die Ärmsten der Armen, sagt der Agrarökonom Matin Qaim. Weniger Biokraftstoff und mehr Einsatz von Gentechnik könnten helfen.
Der weltweite Agrarmarkt ist von den Auswirkungen des Ukraine-Krieges direkt betroffen. Nahezu ein Drittel des international gehandelten Weizens stammt aus der Ukraine und aus Russland. Daher steigen die Preise an der Börse in Chicago schon jetzt erhebtlich. Diese Preise könnten weiter ansteigen. Auch Engpässe werden befürchtet.

100 Millionen hungernde Menschen mehr?

Besonders betroffen seien Ägypten und weitere Staaten in Nordafrika sowie im Nahen- und Mittleren Osten, sagt der Agrarökonom Matin Qaim, Leiter des Zentrums für Emtwicklungsforschung an der Universität Bonn. Steigende Lebensmittelpreise treffen vor allem die armen Menschen.
Schon vor dem Krieg hätten weltweit 800 Millionen Menschen an Hunger gelitten, sagt Qaim. Im schlimmsten Fall kämen weitere 100 Millionen Hungernde dazu. "Das gilt es natürlich zu verhindern."

Der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf die Wirtschaft vieler Länder weltweit. Nicht nur Öl und Gas werden teurer, 14 Länder weltweit beziehen nahezu ausschließlich ihren Weizen aus der Ukraine, viele von ihnen auch große Teile ihrer Maisvorräte. Dort könnte es zu Versorgungsengpässen kommen. Hören und lesen Sie dazu einen Beitrag von Sandra Pfister.

Könnten andere Produktionsländer einspringen? Nicht ohne weiteres, sagt Qaim. Die Länder müssten zunächst ihre eigene Bevölkerung versorgen. Denkbar wäre aber, dass Länder wie China und Indien aus ihren vollen Weizenlagern eine gewisse Menge auf den Weltmarkt brächten, um ihn zu beruhigen.

Weniger Biokraftstoff

Einsparungen wären auch bei den Biokraftstoffen denkbar, sagt Qaim. Dadurch könnte man zusätzliches Getreide für die menschliche Ernährung bereit stellen. "Wenn es darum geht, Hunger und menschliches Leid zu lindern, ist das vielleicht das wichtigere."
Auch sei es möglich, die Weizenproduktion in Afrika zu stärken. Das Potenzial der Erträge sei dort noch nicht ausgeschöpft. Zu diesem Zweck bräuchte es höhere Investitionen und Förderungen. "Das ist ohnehin wichtig, um Armut zu bekämpfen, aber das wird nun nochmal wichtiger."

Einsatz von Gentechnik

Der Agrarökonom plädiert dafür, dass angesichts knapper Ressorcen und des Klimawandels weltweit mehr darüber nachgedacht wird, wie man den neuen Herausforderungen mit neuen Technologien begegnen könnte. Für ihn gehört dazu auch der Einsatz von Gentechnik - auch wenn diese nicht als Allheilmittel verstanden werden sollte.
(gem)

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