Weitreichende Umweltauswirkungen
Das junge Forschungsfeld der Epigenetik zeigt, dass wir nicht nur die Summe unserer Gene sind. Zehn Jahre nach der Entschlüsselung des Genoms wird deutlich, dass Umwelt, Ernährung und soziale Erfahrungen sich erheblich auf unsere Gesundheit auswirken.
Wie genau dieses Wechselspiel zwischen Umwelt und Genom abläuft, beschreibt Johannes Huber in diesem Buch. Anschaulich und gut verständlich erläutert der Arzt anhand verschiedener Studien und Beispiele, wie und in welchem Umfang sich Umweltfaktoren auf die Entwicklung von Menschen und Tieren auswirken.
So entwickeln beispielweise Fliegen eine andere Augenfarbe, wenn ihnen nur sehr wenig Platz zur Fortbewegung zur Verfügung steht. Oder: Bakterien ändern im Laborversuch kurzerhand ihre Verdauungsenzyme, wenn sie plötzlich unbekanntes Futter erhalten. Erstaunliche Änderungen, die zeigen, wie groß der Einfluss äußerer Faktoren auf die Gene ist.
Für den Menschen, folgert Johannes Huber, bedeuten solche Erkenntnisse eine enorme Verantwortung gegenüber sich selber und seiner Umwelt.
Das Buch ist aber keine Gesundheitsfibel mit erhobenem Zeigefinger, sondern eine detaillierte wissenschaftliche Analyse, die auf die gesellschaftlichen Auswirkungen von Umwelteinflüssen aufmerksam macht. Der Autor will aufklären und sensibilisieren. Das gelingt ihm gut. Mit konkreten Beispielen über die Auswirkungen von Erziehung, über Hormone in Abwässern, über Ernährungsgewohnheiten und vieles mehr zeigt er, wo der Mensch sein Leben negativ beeinflusst.
Entscheidend sind hier besonders drei Phasen im Leben eines Menschen, in den er besonders empfänglich für epigenetische Veränderungen ist: In der ersten drei Lebensjahren, in der Pubertät und in der Schwangerschaft.
Kinder, die in den ersten Lebensjahren ausreichend Zuwendung und Streicheleinheiten erhalten haben, lassen sich später nicht von Stress und Ängsten bestimmen, erläutert Johannes Huber. Denn Stressrezeptoren und Stresshormone befinden sich bei ihnen im Gleichgewicht. Erleben kleine Kinder oder Pubertierende allerdings massiven Stress oder Gewalt, schalten sich bei ihnen die Stressrezeptoren einfach ab. In der Konsequenz bedeutet das, es befinden sich weiterhin Stresshormone wie zum Beispiel Kortisol oder Adrenalin im Körper, ohne allerdings wahrgenommen und damit abgebaut zu werden. Das kann auf Dauer zu schwerwiegenden Erkrankungen führen und es kann auch weitervererbt werden. Die Kinder dieser Kinder zeigen ähnliche genetische Muster in den Stressrezeptoren.
Die Ausführungen von Johannes Huber stimmen nachdenklich. Zeigen sie doch, wie wichtig es nicht nur für einen selber ist, ein gesundes und halbwegs entspanntes Leben zu führen.
Dabei stützt sich der Autor nicht nur auf seine Expertise als Arzt, sondern lässt noch vier weitere Experten zu Wort kommen. Es sind Kollegen aus der Immunologie, Hirnforschung und Erziehungswissenschaft, die in Interviews darüber berichten, welche konkrete Bedeutung die Epigenetik für ihre Fachgebiete hat. Das erweitert nicht nur die fachliche Perspektive auf das Thema, sondern zeigt auch, wie weitreichend die Auswirkungen der Umwelt auf den Menschen sind.
Besprochen von Susanne Nessler
„"Johannes Huber: Liebe lässt sich vererben – Wie wir durch unseren Lebenswandel die Gene beeinflussen können
Zabert Sandmann Verlag, München 2010
176 Seiten, 16,95 Euro
So entwickeln beispielweise Fliegen eine andere Augenfarbe, wenn ihnen nur sehr wenig Platz zur Fortbewegung zur Verfügung steht. Oder: Bakterien ändern im Laborversuch kurzerhand ihre Verdauungsenzyme, wenn sie plötzlich unbekanntes Futter erhalten. Erstaunliche Änderungen, die zeigen, wie groß der Einfluss äußerer Faktoren auf die Gene ist.
Für den Menschen, folgert Johannes Huber, bedeuten solche Erkenntnisse eine enorme Verantwortung gegenüber sich selber und seiner Umwelt.
Das Buch ist aber keine Gesundheitsfibel mit erhobenem Zeigefinger, sondern eine detaillierte wissenschaftliche Analyse, die auf die gesellschaftlichen Auswirkungen von Umwelteinflüssen aufmerksam macht. Der Autor will aufklären und sensibilisieren. Das gelingt ihm gut. Mit konkreten Beispielen über die Auswirkungen von Erziehung, über Hormone in Abwässern, über Ernährungsgewohnheiten und vieles mehr zeigt er, wo der Mensch sein Leben negativ beeinflusst.
Entscheidend sind hier besonders drei Phasen im Leben eines Menschen, in den er besonders empfänglich für epigenetische Veränderungen ist: In der ersten drei Lebensjahren, in der Pubertät und in der Schwangerschaft.
Kinder, die in den ersten Lebensjahren ausreichend Zuwendung und Streicheleinheiten erhalten haben, lassen sich später nicht von Stress und Ängsten bestimmen, erläutert Johannes Huber. Denn Stressrezeptoren und Stresshormone befinden sich bei ihnen im Gleichgewicht. Erleben kleine Kinder oder Pubertierende allerdings massiven Stress oder Gewalt, schalten sich bei ihnen die Stressrezeptoren einfach ab. In der Konsequenz bedeutet das, es befinden sich weiterhin Stresshormone wie zum Beispiel Kortisol oder Adrenalin im Körper, ohne allerdings wahrgenommen und damit abgebaut zu werden. Das kann auf Dauer zu schwerwiegenden Erkrankungen führen und es kann auch weitervererbt werden. Die Kinder dieser Kinder zeigen ähnliche genetische Muster in den Stressrezeptoren.
Die Ausführungen von Johannes Huber stimmen nachdenklich. Zeigen sie doch, wie wichtig es nicht nur für einen selber ist, ein gesundes und halbwegs entspanntes Leben zu führen.
Dabei stützt sich der Autor nicht nur auf seine Expertise als Arzt, sondern lässt noch vier weitere Experten zu Wort kommen. Es sind Kollegen aus der Immunologie, Hirnforschung und Erziehungswissenschaft, die in Interviews darüber berichten, welche konkrete Bedeutung die Epigenetik für ihre Fachgebiete hat. Das erweitert nicht nur die fachliche Perspektive auf das Thema, sondern zeigt auch, wie weitreichend die Auswirkungen der Umwelt auf den Menschen sind.
Besprochen von Susanne Nessler
„"Johannes Huber: Liebe lässt sich vererben – Wie wir durch unseren Lebenswandel die Gene beeinflussen können
Zabert Sandmann Verlag, München 2010
176 Seiten, 16,95 Euro