Weit mehr als der "Schatten von Schostakowitsch"
Der Musikwissenschaftler und Leiter der Ausbildung von jüdischen Kantoren an der Universität Potsdam, Jascha Nemtsov, ist nicht zuletzt ein bedeutender Pianist. Seine jüngste CD heißt "Aphorism" und ist zum großen Teil jüdischen Komponisten gewidmet.
"Ich bin bei dem Konzept der CD von dem Zyklus von Miesczyslaw Weinberg ausgegangen. Das war für mich die erste Entdeckung, die ich unbedingt aufnehmen wollte. Das war nämlich ein Tipp von einem leider schon verstorbenen Freund von mir, einem Weinberg-Forscher aus Schweden, der viele Jahre damit zugebracht hat, über die Biografie und das Schaffen dieses damals vergessenen Komponisten zu forschen, und er hat mir über diese Klavierstücke erzählt ..."
... und sie dem Potsdamer Pianisten und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov zugänglich gemacht. In den populären Komponisten-Lexika ist der 1919 in Warschau geborene Mieczyslaw Weinberg auch heute noch nicht verzeichnet, obwohl er bis Anfang der neunziger Jahre komponiert hat. 1939, unmittelbar nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen, flüchtete er erst ins sowjetische Taschkent, vier Jahre später zog er nach Moskau. Dort lebte er bescheiden als wenig beachteter freischaffender Komponist bis zu seinem Tod 1996.
Den jungen Weinberg hatte 1943 sein dreizehn Jahre ältere Kollege Dimitri Schostakowitsch in die sowjetische Hauptstadt gelockt. Sie wurden privat und musikalisch enge Freunde:
"Weinberg gilt heute immer noch als Schatten Schostakowitschs, aber wenn man diese Musik spielt und wenn man sie hört, also da merkt man, wie weit dieses Klischee von der Wirklichkeit entfernt ist. Also, er hat eine ganz individuelle Musiksprache entwickelt, und die ist schon sehr stark von der jüdischen Musiktradition geprägt."
"Hefte für Kinder" nannte Weinberg die drei Zyklen aus insgesamt 24 kurzen musikalischen Gedanken. Manche Stücke klingen tatsächlich verspielt, andere düster und dramatisch, aber auch die heiteren Töne werden immer wieder durch kontrastierende dunkle Mollklänge gebrochen. Leichte Kinderstücke waren das jedenfalls nicht, die der eben in Moskau angekommene, damals gerade 25 Jahre alte Mieczyslaw Weinberg in seine Kinderhefte schrieb:
"Für welche Kinder sind diese Stücke? Ich denke, wenn man an Kinder denkt, dann sind es jüdische Kinder. Also vielleicht dachte er an seine eigene Kindheit und an die Schicksale dieser Kinder, die nicht das Glück hatten wir er, fliehen konnten, sondern in Polen geblieben sind."
Für Jascha Nemtsov stellt die Jugend der Komponisten den gemeinsamen Nenner der insgesamt 53 kleinen Klavierstücke auf dieser CD dar. Sie waren zum Zeitpunkt der Komposition deutlich unter 30. Mieczyslaw Weinbergs Freund, Dimitri Schostakowitsch zum Beispiel, war erst 21, als er zehn seiner frühen musikalischen Ideen in einer Suite zusammenfasste und sie "Aphorismen" nannte - ein Titel, der dieser CD den Namen gab, den schwermütigen und sarkastischen Charakter seiner kleinen Komposition aus dem Jahre 1927, dem Jahr der Machtübernahme Stalins, allerdings nicht bezeichnet. Die Ironie wird allein in den Titeln der Sätze deutlich. Dieser heißt zum Beispiel "Serenade".
Musikalisch experimentelle, zuweilen begeisterte, dann wieder spannungsgeladene oder nachdenkliche, immer wieder aber auch leichtere Töne kommen durch die dritte Komponistin ins Spiel, die Ehefrau des Pianisten Jascha Nemtsov, Sarah Nemtsov, und ihre 20 Skizzen für Klavier:
"Sie hat das im Jahre 2004 komponiert, also sie war zu dem Zeitpunkt der Komposition noch ganz jung, 23 Jahre alt, und die Komposition ist nach unserer ersten gemeinsamen Reise nach Israel entstanden."
... und sie dem Potsdamer Pianisten und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov zugänglich gemacht. In den populären Komponisten-Lexika ist der 1919 in Warschau geborene Mieczyslaw Weinberg auch heute noch nicht verzeichnet, obwohl er bis Anfang der neunziger Jahre komponiert hat. 1939, unmittelbar nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen, flüchtete er erst ins sowjetische Taschkent, vier Jahre später zog er nach Moskau. Dort lebte er bescheiden als wenig beachteter freischaffender Komponist bis zu seinem Tod 1996.
Den jungen Weinberg hatte 1943 sein dreizehn Jahre ältere Kollege Dimitri Schostakowitsch in die sowjetische Hauptstadt gelockt. Sie wurden privat und musikalisch enge Freunde:
"Weinberg gilt heute immer noch als Schatten Schostakowitschs, aber wenn man diese Musik spielt und wenn man sie hört, also da merkt man, wie weit dieses Klischee von der Wirklichkeit entfernt ist. Also, er hat eine ganz individuelle Musiksprache entwickelt, und die ist schon sehr stark von der jüdischen Musiktradition geprägt."
"Hefte für Kinder" nannte Weinberg die drei Zyklen aus insgesamt 24 kurzen musikalischen Gedanken. Manche Stücke klingen tatsächlich verspielt, andere düster und dramatisch, aber auch die heiteren Töne werden immer wieder durch kontrastierende dunkle Mollklänge gebrochen. Leichte Kinderstücke waren das jedenfalls nicht, die der eben in Moskau angekommene, damals gerade 25 Jahre alte Mieczyslaw Weinberg in seine Kinderhefte schrieb:
"Für welche Kinder sind diese Stücke? Ich denke, wenn man an Kinder denkt, dann sind es jüdische Kinder. Also vielleicht dachte er an seine eigene Kindheit und an die Schicksale dieser Kinder, die nicht das Glück hatten wir er, fliehen konnten, sondern in Polen geblieben sind."
Für Jascha Nemtsov stellt die Jugend der Komponisten den gemeinsamen Nenner der insgesamt 53 kleinen Klavierstücke auf dieser CD dar. Sie waren zum Zeitpunkt der Komposition deutlich unter 30. Mieczyslaw Weinbergs Freund, Dimitri Schostakowitsch zum Beispiel, war erst 21, als er zehn seiner frühen musikalischen Ideen in einer Suite zusammenfasste und sie "Aphorismen" nannte - ein Titel, der dieser CD den Namen gab, den schwermütigen und sarkastischen Charakter seiner kleinen Komposition aus dem Jahre 1927, dem Jahr der Machtübernahme Stalins, allerdings nicht bezeichnet. Die Ironie wird allein in den Titeln der Sätze deutlich. Dieser heißt zum Beispiel "Serenade".
Musikalisch experimentelle, zuweilen begeisterte, dann wieder spannungsgeladene oder nachdenkliche, immer wieder aber auch leichtere Töne kommen durch die dritte Komponistin ins Spiel, die Ehefrau des Pianisten Jascha Nemtsov, Sarah Nemtsov, und ihre 20 Skizzen für Klavier:
"Sie hat das im Jahre 2004 komponiert, also sie war zu dem Zeitpunkt der Komposition noch ganz jung, 23 Jahre alt, und die Komposition ist nach unserer ersten gemeinsamen Reise nach Israel entstanden."