Weit mehr als anspruchsvolle Hausmusik

Von Nina Josefowicz · 17.01.2013
Leopold Mozart berichtet im Dezember 1785 seiner Tochter Nannerl freudig über die neuen Kompositionen seinen Sohnes aus Wien: "Gestern brachte endlich der Austräger ein wohlverwahrtes Päckl vom Postwagen mit den 6 Quartetten, und 3 Sparten. näm: ein Quartett mit dem Clavier, Violino, Viola und Violoncello obligato. Dann die 2 großen neuen Clavier Concerte. Das Clavier quartetto ist erst vom 16ten october dieses jahr, und liegen schon das Violin und Viola, weils bereits gestochen sind, im Abdruck dabey."
Das erste Klavierquartett in g-moll ist zu einem Zeitpunkt entstanden, als die sechs Streichquartette, die Mozart seinem Lehrer Joseph Haydn widmete, veröffentlicht wurden und zwei Klavierkonzerte kurz vor der Uraufführung standen. Die Errungenschaften aus diesen beiden gegensätzlichen Gattungen verarbeitete Mozart in seinem ersten Klavierquartett.

Der charakteristische Dialog zwischen Solo und Tutti im ersten Satz Allegro lässt sofort an die Dramatik eines Konzertsatzes denken. Von Mozarts Klavierkonzerten stehen nur zwei in Moll: Nr. 20 in d-Moll, KV 466, und Nr. 24 in c-Moll, KV 491. Vergleicht man die beiden Klavierkonzerte mit dem Klavierquartett, fällt der ausdrucksstarke Oktavruf der Dominante zu Beginn auf, dem jeweils eine resignativ fallende Geste folgt. Der schwermütige Grundton des Satzes in g-moll wird nur wenige Male spielerisch aufgelockert und scheint in direktem Zusammenhang mit der kurz zuvor komponierten Maurerischen Trauermusik in c-Moll zu stehen.

Der erste Satz ist durch die Wiederholung von Durchführung und Reprise wesentlich länger als die beiden anschließenden Dur-Sätze, die nach diesem dominanten Kopfsatz umso befreiter wirken: Das Andante in B-Dur und das abschließende Rondeau, bei dem die aufgestaute kindliche Freude endlich ausgelebt werden darf.
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