Weimar

Stadtschloss wird aufgehübscht

Klassik-Präsident Hellmut Seemann (links) und Baudirektor Johann Philipp Jung im Stadtschloss Weimar
Klassik-Präsident Hellmut Seemann (links) und Baudirektor Johann Philipp Jung im Stadtschloss Weimar © dpa / picture alliance / Michael Reichel
Von Henry Bernhard |
Seit Jahrhunderten ist die Residenz der einstigen Weimarer Herzöge eines der Wahrzeichen Weimars. Nun soll das zum Unesco-Welterbe zählenden Stadtschlosses saniert werden.
Über sechs Jahre der Sichtung, des Nachdenkens und der Planung sind nun vergangen; der Stiftungsrat mit Vertretern aus Bund, Land und Kultur hat beschlossen, dass es in Weimar losgehen kann mit dem Bauen. Der Präsident der Klassik Stiftung, Hellmut Seemann, zeigte sich hocherfreut. Bis auf Reparaturen blieb das Weimarer Residenzschloss 100 Jahre unsaniert. Nun gilt es, nicht nur die Infrastruktur auf das Niveau des 21. Jahrhunderts zu heben, sondern auch den Bau in seinem historischen Werden zu präsentieren. Momentan, so Seemann, sei das Erlebnis für Weimar-Besucher noch sehr unbefriedigend. In Zukunft soll es einen würdigen Empfang mit neuem Eingang geben; der Rundgang wird mit dem 15. Jahrhundert beginnen, mit Lucas Cranach, dem Dreißigjährigen Krieg:
"All das wird man im Erdgeschoss erleben können, während man dann - so, wie es historisch richtig ist - über die berühmte Genz'sche Treppe in den Bereich kommt, in dem sich das klassizistische Weimar und das Weimar der Rezeption der Klassik darstellt. Natürlich dann mit dem Höhepunkt des Westflügelbereichs, wo wir die Dichterzimmer zeigen können. Eine völlig singuläre Einrichtung der fürstlichen Familie, für die Dichter als Memorialräume in einem Residenzschloss. Gibt es nur ein Weimar zu sehen, das ist etwas Einzigartiges."
Das Schloss als Zentrum des Kosmos Weimar
Einzigartig auch, dass sich die präsentierte Kulturgeschichte in den jeweils passenden Räumen spiegeln wird - ergänzt durch Verweise auf die Museen, Schlösser, Parks in Weimar und Umgebung. Das Schloss als Zentrum des "Kosmos Weimar". Außerdem sollen die Grafischen Sammlungen ins Schloss zurückkehren, inclusive Werkstätten und Bibliothek. Das alles kostet; und schon heute ist klar, dass die zugsagten 40 Millionen zwar ausreichen, Brandschutz, Einbruchschutz, Heizung, Belüftung im ganzen Schloss zu modernisieren. Restauriert werden kann davon jedoch nur knapp die Hälfte der 19.000 Quadratmeter. Über die andere Hälfte wird wohl erst in den 2020er-Jahren entschieden. Auch über ein externes Empfangsgebäude wird nachgedacht, das die Besucherströme empfängt, lenkt und leitet.
"Deswegen generieren wir jetzt eine Variante - nämlich für die 40 Millionen, die wir haben -, die in sich sehr schlüssig ist und wichtigste Wünsche, die wir an diese Maßnahme hatten, erfüllt, die aber ausgebaut werden kann."
Das geplante Bauhaus-Museum - dies die ebenfalls gute Nachricht aus der Stiftungsrat-Sitzung - liegt im Zeitplan und soll wie geplant gebaut werden. Erschließungsarbeiten der Stadt laufen; Baubeginn wird in einem Jahr sein. Die Zeit ist knapp: 2019 wird das Bauhaus 100 Jahre alt. Und anders als das Museum in Dessau und der Anbau am Bauhaus-Archiv in Berlin kann der Weimarer Neubau vor dem Jubiläum fertig sein.
Das Bauhaus-Museum kommt
"Ich will ja nicht erst am 1. April eröffnen, weil ich glaube, dass dieses Museum eine größere Aufmerksamkeit für sich gewinnt, wenn es dieses Großereignis einleitet, als wenn es erst am Großereignis da ist. Jeder, der vor dem 1. April 2019 über das Bauhaus nachdenkt und schreibt und spricht, wird immer dieses Bauhaus-Museum mit einbeziehen, wenn es den gerade eröffnet ist."
Hellmut Seemann sieht so im "Kosmos Weimar" zwei Kraftfelder wachsen, die die deutsche Geschichte der letzten 500 Jahre repräsentieren:
"Mit dem Bauhaus-Museum entsteht dieses Zentrum der Moderne in der Umgebung des Neuen Museums und des Gauforums; und hier am Schloss entsteht das Zentrum, das die Frühe Neuzeit, also die Reformation und insbesondere die klassische Periode bis hin zur Abdankung des Großherzogs 1918 zeigen wird. Und dann haben wir sozusagen über die Altstadt Weimars hinweg diesen großen Bogen gespannt - ja, man kann sagen: vom frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart."
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