Auftakt bei den Weihnachtsmärkten

Krisentrost im Lichterschein

08:28 Minuten
Beleuchteter Weihnachtsbaum auf dem Weihnachtsmarkt am Kölner Dom.
In diesem Winter zieht es viele Leute auf den Weihnachtsmarkt, um sich von der Krisenstimmung etwas abzulenken. © Imago / Eibner / Augst / Eibner-Pressefoto
Kevin Kratzsch im Gespräch mit Dieter Kassel  · 19.11.2022
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Gerade in Krisenzeiten sorgten die Weihnachtsmärkte für Wohlbefinden und ein Stück Normalität, sagt der Schausteller Kevin Kratzsch. Nach der Coronazeit seien die Volksfeste gut gelaufen. Auch das Miteinander in der Vorweihnachtszeit ist ihm wichtig.
In vielen deutschen Städten haben die Weihnachtsmärkte bereits geöffnet. "Wir merken, dass die Leute Lust auf Glühwein haben", sagt Kevin Kratzsch, Vize-Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, der selbst auch Stände auf den Weihnachtsmärkten in Erfurt und Hannover betreibt.

Weihnachtsmarkt als Ventil

Den Besuchern gehe es dabei aber nicht vor allem um Glühwein und Kartoffelpuffer, sondern um die besinnliche Vorweihnachtszeit, um Begegnungen und das Zelebrieren einer gemeinsamen Zeit. Danach gebe es gerade in schwierigen Zeiten ein großes Bedürfnis. "Wenn Menschen große Sorgen haben, braucht man Ventile, und da ist der Weihnachtsmarkt eine gute Möglichkeit, um mal abzuschalten in düsteren Zeiten."

Personalprobleme bei den Schaustellern

Wer als Schausteller arbeite, entscheide sich für ein bestimmtes Leben, sagt Kratzsch. Viele hätten deshalb in der Coronazeit, als alle Weihnachtsmärkte zu waren, anderswo gearbeitet. "Aber es gab auch gute Hilfen vom Staat, die dazu beigetragen haben, dass sie jetzt wiederkommen konnten."
Das Schaustellergewerbe habe aber auch Personalprobleme. Vor allem die größeren Unternehmen beispielsweise mit Achterbahnen hätten große Schwierigkeiten, Mitarbeiter dazu zu bewegen, von Volksfest zu Volksfest mitzufahren.
Vier Menschenstoßen mit Glühwein an.
In der Vorweihnachtszeit sind die Weihnachtsmärkte ein wichtiger Ort der Begegnung © picture alliance / dpa / Philipp von Ditfurth
In diesem Jahr hätten die Menschen den Weg auf die Volksfeste wiedergefunden. "Es war eine sehr, sehr erfolgreiche Saison sowohl wirtschaftlich wie auch emotional, denn ganz viele Menschen haben gesagt: Schön, dass Ihr wieder da seid."

Weihnachtsmärkte unter Kostendruck

Weihnachtsmärkte seien natürlich kostspielig, so der Schausteller. Für seinen Kartoffelpufferstand in Hannover habe er drei Mitarbeiterinnen, die Unterkunft und Verpflegung benötigten, aber auch gut bezahlt würden. Allein das Fett zum Anbraten sei jetzt im Preis um hundert Prozent gestiegen.

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Die große Herausforderung sei deshalb, trotz dieser steigenden Kosten immer noch Preise anzubieten, die für die Breite der Gesellschaft bezahlbar seien. Der Weihnachtsmarkt sollte nicht nur für Besserverdienende offen stehen.

Bedeutung des Lichts

Bei der Beleuchtung habe er schon lange auf eine komplette LED-Beleuchtung umgestellt, so Kratzsch. Das habe den Stromverbrauch stark gesenkt und sei nachhaltiger. In Hannover werde die Außenbeleuchtung erst mit der Dunkelheit angeschaltet statt wie früher schon am Vormittag.
"Der Weihnachtsmarkt trägt ja dazu bei, dass wir die Menschen in der dunklen Jahreszeit nach draußen holen." Da werde dann gemeinsam weniger Energie verbraucht, als wenn jeder zu Hause säße, meint er. "Bei aller Relevanz der Krisen brauchen wir jetzt unbedingt etwas für das Wohlbefinden der Menschen und ein Stück Normalität."
(gem)
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