Weihnachten mit Kindern

Die Sache mit den Erwartungen

Ein großes und ein kleines Mädchen packen im Wohnzimmer zusammen ein Weihnachtsgeschenk aus.
Für das Leuchten in den Augen ihrer Kinder tun viele Eltern beinah alles in der Weihnachtszeit. © picture alliance / Zoonar / Iuliia Zavalishina
Von Maja Fiedler |
Wichtelspuren, Adventskalender, Nikolaus – und dann kommt auch noch Weihnachten. Der Dezember quillt über von Gelegenheiten, seine Kleinen mit Aufmerksamkeiten zu verwöhnen. Eine große Herausforderung – für Eltern und Kinder.
"Ich bin enttäuscht, dass da nur ein Dino drin ist", Zitat meines Vierjährigen. Mit gerunzelter Kinderstirn zeigt er auf das Säckchen mit der 21 unseres Adventskalenders. Man muss dazu sagen, es ist noch nicht der 21. Dezember. Er kann also noch überhaupt nicht wissen, was darin ist. Und das Wort "enttäuscht" hat er erst vor Kurzem gelernt. Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn auf den Stuhl vorm Kalender klettern und ihn in das Säckchen lugen. Vor meinen äußeren Augen sehe ich einen sehr erwachsen dreinblickenden Jungen, der die Anwendung des Wortes "enttäuscht" übt. Meine Mama-Mundwinkel zucken.

Wer die Geschenk-Rituale nicht kennt, vermisst auch nichts

Bisher ist bei uns kein Wichtel eingezogen. Und es ist der erste Adventskalender für meinen Großen. Ja, ich habe dafür schon viele entsetzte Blicke gesammelt, Ihren pack ich dazu. Dafür gabs bisher keine morgendlichen Diskussionen, ob das nächste Säckchen schon geöffnet werden darf. Oder Schreikrämpfe, weil erst angezogen wird. Und da er die Rituale nicht kannte, hat er nichts vermisst. Jetzt haben wir – ja tatsächlich mein Partner UND ich – 24 Kleinigkeiten gepackt. Das Echo ist spannend.
Viel mehr Freude bereitet haben meiner Meinung nach das gemeinsame Weihnachtsbaumschmücken, das erste Mal die Beleuchtung anknipsen und zusammen Stiefel putzen und vor die Tür stellen. Immer wieder leuchten die Kinderaugen. Ganz ohne in Plastik gewickelte Kleinigkeiten. Ohne viel Arbeit für die Mamas (und Papas), wenn die Kinder schlafen.

Kakao trinken in der Badewanne

Aber auch der Adventskalender hat für Augenleuchten gesorgt: Ein kleines Schraubglas mit Kakaopulver für eine Kindertasse warmen Kakao zum Beispiel. Wie beseelt er das Pulver in seine Tasse geschüttet hat. Wie ungläubig er gefragt hat, "Ich darf den hier trinken?", als ich ihm den Kakao beim Baden in die Wanne gereicht hab. Sonst aber eben auch immer wieder ein enttäuscht dreinschauendes Kindergesicht: "Noch ein Büchlein?", "Wieder Puzzleteile? Ich wollte was zum Basteln".

Die Kinderaugen müssen nicht jeden Morgen leuchten

Alles steht und fällt mit den Erwartungen. Mit seinen, aber vor allem auch meinen eigenen. Ich fahr’ meine also zurück. Nicht jeden Morgen müssen die Kinderaugen leuchten. Das, was ich für besonders halte, hält er nicht automatisch auch für besonders. Ich spreche mit ihm über seine Erwartungen. Und lerne dazu. Ein Puzzle, das noch gewartet hat, hab’ ich wieder rausgenommen. Das bekommt er vielleicht zu Ostern, wenn er mehr in Puzzlelaune ist. Stattdessen warten jetzt ein Teebeutel und ein Räucherkerzchen.
Und er lernt auch dazu: Heute Morgen hat er das Säckchen-Öffnen eingeleitet mit: "Ich bin auch nicht enttäuscht, wenn es nichts zu basteln ist." Als er das Weihnachtsbüchlein herauszieht, stockt er kurz und sagt dann: "Das ist ok Mama". "Wollen wir das nach der Kita zusammen auf dem Sofa lesen und ich mache uns einen Kakao dazu?", frag ich ihn. Und die Kinderaugen leuchten.
Für die Weihnachtsgeschenke merke ich mir: Kein Stress. Weihnachten wird für die Kinder in jedem Fall magisch. Einfach, weil wir zusammen sind – und weil es warmen Kakao gibt.
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