Weiblicher Terror

Von Michael Meyer |
Frauen waren maßgeblich beteiligt am Aufbau der RAF: Ulrike Meinhof galt jahrelang als führender intellektueller Kopf der ersten Generation der RAF. Manche schreckten auch vor Mord nicht zurück.
"Den bewaffneten Widerstand organisieren, die Klassenkämpfe entfalten, die Rote Armee aufbauen. Die Frage, ob es richtig ist, bewaffnete, das heißt illegale Widerstandsgruppen in der Bundesrepublik und Westberlin zu organisieren, ist die Frage, ob es möglich ist. Die Antwort darauf kann nur praktisch ermittelt werden. Alles andere ist Spekulation. (…) Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen."

Ulrike Meinhof galt jahrelang als führender intellektueller Kopf der ersten Generation der RAF. Später, beim Stammheim-Prozess erklärte Gudrun Ensslin vor Gericht ihre Beweggründe, in die RAF einzutreten:

"Womit ich mich niemals abfinden werde, ist, dass sich die Tendenz, in der sich die spätkapitalistische Gesellschaft so ungeheuer deutlich fortbewegt, nämlich hin zum Faschismus. Und ich werde mich niemals, deswegen sage ich das, damit abfinden, dass man nichts tut. Ich hab den Richtern gesagt: Ich weiß, Sie sagen, man kann nichts tun, weil Sie nichts tun können wollen, aber ich will etwas getan haben dagegen."

Der bewaffnete Kampf der Gruppe hatte eine sehr deutsche Komponente, erinnert sich die Ex-RAF-Terroristin Astrid Proll:

"Die RAF war eine Gruppe aus dem Mittelstand und wir meinten das alle sehr ernst, und wir machten die Sachen eben deutsch - richtig. Richtig und deutsch, das heißt wir machten alles 150-prozentig, es musste alles sehr gute Qualität haben, es musste alles ausgecheckt sein, die Fahrzeuge mussten die besten sein, die schnellsten sein, die Wohnungen entsprechend ausstaffiert sein."

Die Konsequenz ging so weit, dass die RAF auch vor einem Mord an hochrangigen Politikern wie etwa Helmut Schmidt nicht zurückgeschreckt wäre, meint rückblickend Silke Maier-Witt:

"Ich glaube, dass ich das damals auch nicht abgelehnt hätte, so was zu tun. Also: In der Art und Weise, wie ich drauf war, so mit Abgabe des eigenen Denkens, des kritischen Denkens, das war ja völlig weg."

Das Gespräch zum Thema mit Gerd Koenen, Politikwissenschaftler, Historiker und Autor u.a. des Buches "Vesper, Ensslin, Baader - Urszenen des deutschen Terrorismus", können Sie mindestens bis zum 11.2.2008 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.