Wegen Israel-Boykott

Sally Rooney sagt israelischem Verlag ab

08:25 Minuten
Porträt von Sally Rooney.
Sally Rooney will im Moment mit keinem israelischen Verlag zusammenarbeiten. © AFP / Getty Images North America / Erik Voake
Marten Hahn im Gespräch mit Marietta Schwarz · 12.10.2021
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Die irische Schriftstellerin Sally Rooney will nicht, dass ihr neues Buch bei einem israelischen Verlag erscheint. Damit möchte sie ihre Solidarität mit den Palästinensern und der BDS-Bewegung ausdrücken.
Die irische Autorin Sally Rooney hat in einem Statement mitgeteilt, dass sie sich dagegen entschieden hat, die Rechte an der hebräischen Übersetzung ihres neuen Buchs "Schöne Welt, wo bist du" an einen israelischen Verlag zu verkaufen. Sie unterstütze die Boykottbewegung BDS und möchte ihre Solidarität mit den Palästinensern und deren Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit ausdrücken, schreibt Rooney weiter.
Der israelische Minister für die jüdische Disapora, Nachman Shai, spricht von einem Kulturboykott Israels und Antisemitismus in einem neuen Gewand. Auf Twitter war von einem Boykott der hebräischen Sprache die Rede.
Rooney schrieb dazu, es wäre ihr eine Ehre, wenn auch ihr neuestes Werk ins Hebräische übersetzt werde. Die Rechte dafür möchte sie aber nur an einen Verlag verkaufen, der die Boykottrichtlinien der BDS-Bewegung verfolge. Damit ist es wohl ausgeschlossen, dass das Buch in Israel erscheint, denn ein Verlag, der BDS unterstützt, wird seine Bücher kaum in Israel verkaufen.

Gemischte Reaktionen

In Großbritannien seien die Reaktionen sehr gemischt, sagt Literaturkritiker Marten Hahn. Aus der Labour-Partei gebe es Stimmen, die Rooney unterstützten und betonten, dass sie nicht die hebräische Sprache boykottiere, sondern das israelische Verlagshaus Modan, bei dem ihre bisherigen Bücher erschienen sind. Und dass Rooney nicht möchte, dass Juden ihre Bücher lesen, sei Verleumdung, habe der "Guardian" geschrieben.

Sie halte das nicht für ein legitimes Mittel, sagt die Schriftstellerin Nora Bossong [AUDIO] : "Ich kann verstehen, dass man die Siedlungspolitik kritisiert, das halte ich auch für wichtig, dass das möglich sein muss, ich sehe nur nicht, wie das Abbrechen von Dialog eine Lösung in einem Konflikt herbeiführen soll." Sally Rooney habe auch kein Problem damit, ihre Bücher im Iran oder China veröffentlichen zu lassen, "wo das mit den Menschenrechten auch nicht immer prima läuft", so Bossong. "Da ist für mich die Frage, was eigentlich da hinter steckt und was der Beweggrund ist."

Die Schriftstellerin Nora Bossong in der Bundespressekonferenz
© imago / Jürgen Heinrich
Der britische Antisemitismus-Experte Dave Rich hingegen habe bemerkt, dass kulturelle Boykotte zwangsläufig den Menschen schadeten und nicht den Regierungen. Damit werde das Gegenteil bewirkt von dem, was Kunst und Kultur sein sollten.

Rooneys Haltung ist keine Überraschung

Die israelkritische Haltung der Autorin sei spätestens seit Frühjahr 2021 klar gewesen sein, sagt Hahn. "Da gab es Berichte von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch, aber auch israelischen Organisationen, die Israel Diskriminierung und Menschenrechtsverbrechen gegen die Palästinenser vorwarfen.
Daraufhin hat Rooney mit anderen einen offenen Brief mit dem Titel "A Letter Against Apartheid" unterschrieben und die Befreiung Palästinas gefordert", so Hahn.
Die BDS-Bewegung erhalte in Großbritannien und Irland mehr Zuspruch als in Deutschland. "Das irische Parlament hat die israelische Politik regelmäßig harsch kritisiert." Auch habe Irland als erstes EU-Land im Mai die israelischen Siedlungen in den palästinensischen Gebieten als de facto Annektierung verurteilt.
(rja, mit Material von Benjamin Hammer)
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