Wegbereiter der Moderne
Das umfangreiche Werk Max Liebermanns in einer Ausstellung zu zeigen, ohne sie zu überfrachten, setzt eine hohe Kenntnis des ungewöhnlichen Malers voraus. In der Bonner Bundeskunsthalle ist eine Retrospektive seiner Gemälde zu sehen.
Der Aufzug bringt Kuratorin Agnieszka Lulinska aufs Museumsdach der Bundeskunsthalle zum Nachbau von Teilen des Liebermannschen Gartens am Berliner Wannsee – eine echte Überraschung, an der immer noch gebaut wird.
„Es entstanden Gartenräume. Und so haben wir zwei Elemente, die ganz wichtig sind, das sind die berühmten Heckenräume, Heckengärten, und die sind tatsächlich 1:1. Hier auf dem Dach werden sie gezeigt. Liebermann en miniature kann man sich gar nicht vorstellen.“
Vor allem, weil man durch einen Mini-Garten nicht spazieren könnte.
In Bonn gibt es nun den berühmten Rosengarten, den Ovalen Garten und das Lindenkarree, das anstelle des Berliner Gartenhauses hier eine der Lichtkuppeln des Museums umschließt. Auch die Birkenallee fehlt nicht.
Liebermanns Werk, das in Bonn überaus facettenreich mit gut 100 Gemälden dokumentiert wird, ist für einen großbürgerlichen Industriellensohn in der Mitte des 19. Jahrhundert durchaus nicht üblich. Sein Vater wünschte erwartungsgemäß, so berichtet es Max Liebermann mit fast 85 schmunzelnd in einer historischen Aufnahme einer Kindersendung des Deutschlandsenders von 1932
„...dass ich studieren sollte und zwar Chemie, damit ich mich später in unseren Fabriken betätigen könnte. Aber es kam wieder mal anders. Ich gehöre nämlich zu den Augenmenschen. Was ich also in den Werkstätten der Maschinenfabriken sah, wirkte auf mich, auf meine Handfertigkeiten. Ich hatte schon als kleiner Junge Spaß am Basteln, am Zeichnen.“
Vor allem die Menschen, die in den väterlichen Betrieben arbeiteten, hatten es dem jungen Max Liebermann angetan, berichtet Regina Scheer in ihrem Buch „Max Liebermann erzählt aus seinem Leben“, zu dem der Radiomitschnitt gehört.
Max Liebermann war kein typisches Mitglied des Berliner Großbürgertums – allerdings auch kein Bohémien, sagt Ausstellungsmacherin Agnieszka Lulinska:
„Er kam aus einem sehr wohlhabenden Hause, aus einem Hause, in dem die Arbeit, der Wert der Arbeit und das Arbeitsethos einen unglaublich hohen Stellenwert hatten. Liebermann pflegte nicht den Habitus eines Malerfürsten. Dieses Arbeitsethos war ihm ungemein wichtig.“
Max Liebermanns 60 Jahre künstlerischer Arbeit in eine einzige Ausstellung zu packen, ohne sie zu überfrachten, setzt eine hohe Kenntnis dieses ungewöhnlichen Malers für diese anspruchsvolle Präsentation voraus. Darüber verfügen Angieszka Lulinska und ihr Team:
„Da die Ausstellung auch als eine Retrospektive angelegt ist, vollbringen wir das Kunststück eines chronologischen Parcours, aber dieser chronologische Parcours wird an einzelnen Themenblöcken aufgehängt. Also, zum Beispiel fangen wir ganz klassisch mit den sogenannten Arbeiterbildern aus den 70er-, 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts an und enden mit dem fulminanten Alterswerk, mit den Gartenbildern.“
In Liebermanns Frühwerk zeigen seine Gemälde schwer arbeitende Menschen, Fabrik- und Feldarbeiter, Korbflechter, Näherinnen oder Konservenmacherinnen.
Es folgen Bilder von großstädtischen Vergnügungen: Gemälde aus dem Zoo, von Reitern, Polospielern und Schlittschuhläufern. Als ganz eigene Kategorie erscheinen die stillen, aber grandiosen Bilder des Strandlebens, in denen Licht und Meer, Licht, Luft und die Muße plötzlich ein Thema sind. Nicht Berlin oder Paris wurden seine wichtigsten Inspirationsquellen, sondern das schlichte Holland, sagt Agnieszka Lulinska:
„Das sagt er selbst, das ist keine aufgeregte Landschaft, das ist keine pittoreske Situation, wie man sie vielleicht im Süden findet. Er hat sich in die Dünen begeben, wo er einsame Bauern, Frauen mit Ziegen, Karren malte, von denen man nicht so richtig weiß, von wo sie kommen und wohin sie fahren.“
Den Höhepunkt bilden aber zweifellos die Bilder seines Spätwerks, die Max Liebermann vom Garten seines Hauses am Berliner Wannsee gemalt hat. Alfred Lichtwark, damals Direktor der Hamburger Kunsthalle und Gartenforscher, zudem mit Max Liebermann eng befreundet, half um 1890 bei Planung und Anlage dieses grünen Refugiums. Jetzt war der richtige Zeitpunkt für Liebermann, sich wieder an seine Aufenthalte in Paris und die Begegnung mit dem französischen Impressionismus und der Freilichtmalerei in Barbizon zu erinnern.
„Was für uns wesentlich war, noch mal diese Ansätze, die in den letzten Jahrzehnten durch Ausstellungen, durch Publikationen für das Publikum aufbereitet worden sind, noch mal zu bündeln und die Frage zu stellen, ist Max Liebermann noch aktuell.“
Das ist er tatsächlich. Die Bonner Ausstellung gibt eine schlüssige Antwort darauf.
Die Ausstellung „“Max Liebermann und die Moderne“ ist vom 21. April bis zum 11. September 2011 in der Bonner Bundeskunsthallezu sehen.
„Es entstanden Gartenräume. Und so haben wir zwei Elemente, die ganz wichtig sind, das sind die berühmten Heckenräume, Heckengärten, und die sind tatsächlich 1:1. Hier auf dem Dach werden sie gezeigt. Liebermann en miniature kann man sich gar nicht vorstellen.“
Vor allem, weil man durch einen Mini-Garten nicht spazieren könnte.
In Bonn gibt es nun den berühmten Rosengarten, den Ovalen Garten und das Lindenkarree, das anstelle des Berliner Gartenhauses hier eine der Lichtkuppeln des Museums umschließt. Auch die Birkenallee fehlt nicht.
Liebermanns Werk, das in Bonn überaus facettenreich mit gut 100 Gemälden dokumentiert wird, ist für einen großbürgerlichen Industriellensohn in der Mitte des 19. Jahrhundert durchaus nicht üblich. Sein Vater wünschte erwartungsgemäß, so berichtet es Max Liebermann mit fast 85 schmunzelnd in einer historischen Aufnahme einer Kindersendung des Deutschlandsenders von 1932
„...dass ich studieren sollte und zwar Chemie, damit ich mich später in unseren Fabriken betätigen könnte. Aber es kam wieder mal anders. Ich gehöre nämlich zu den Augenmenschen. Was ich also in den Werkstätten der Maschinenfabriken sah, wirkte auf mich, auf meine Handfertigkeiten. Ich hatte schon als kleiner Junge Spaß am Basteln, am Zeichnen.“
Vor allem die Menschen, die in den väterlichen Betrieben arbeiteten, hatten es dem jungen Max Liebermann angetan, berichtet Regina Scheer in ihrem Buch „Max Liebermann erzählt aus seinem Leben“, zu dem der Radiomitschnitt gehört.
Max Liebermann war kein typisches Mitglied des Berliner Großbürgertums – allerdings auch kein Bohémien, sagt Ausstellungsmacherin Agnieszka Lulinska:
„Er kam aus einem sehr wohlhabenden Hause, aus einem Hause, in dem die Arbeit, der Wert der Arbeit und das Arbeitsethos einen unglaublich hohen Stellenwert hatten. Liebermann pflegte nicht den Habitus eines Malerfürsten. Dieses Arbeitsethos war ihm ungemein wichtig.“
Max Liebermanns 60 Jahre künstlerischer Arbeit in eine einzige Ausstellung zu packen, ohne sie zu überfrachten, setzt eine hohe Kenntnis dieses ungewöhnlichen Malers für diese anspruchsvolle Präsentation voraus. Darüber verfügen Angieszka Lulinska und ihr Team:
„Da die Ausstellung auch als eine Retrospektive angelegt ist, vollbringen wir das Kunststück eines chronologischen Parcours, aber dieser chronologische Parcours wird an einzelnen Themenblöcken aufgehängt. Also, zum Beispiel fangen wir ganz klassisch mit den sogenannten Arbeiterbildern aus den 70er-, 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts an und enden mit dem fulminanten Alterswerk, mit den Gartenbildern.“
In Liebermanns Frühwerk zeigen seine Gemälde schwer arbeitende Menschen, Fabrik- und Feldarbeiter, Korbflechter, Näherinnen oder Konservenmacherinnen.
Es folgen Bilder von großstädtischen Vergnügungen: Gemälde aus dem Zoo, von Reitern, Polospielern und Schlittschuhläufern. Als ganz eigene Kategorie erscheinen die stillen, aber grandiosen Bilder des Strandlebens, in denen Licht und Meer, Licht, Luft und die Muße plötzlich ein Thema sind. Nicht Berlin oder Paris wurden seine wichtigsten Inspirationsquellen, sondern das schlichte Holland, sagt Agnieszka Lulinska:
„Das sagt er selbst, das ist keine aufgeregte Landschaft, das ist keine pittoreske Situation, wie man sie vielleicht im Süden findet. Er hat sich in die Dünen begeben, wo er einsame Bauern, Frauen mit Ziegen, Karren malte, von denen man nicht so richtig weiß, von wo sie kommen und wohin sie fahren.“
Den Höhepunkt bilden aber zweifellos die Bilder seines Spätwerks, die Max Liebermann vom Garten seines Hauses am Berliner Wannsee gemalt hat. Alfred Lichtwark, damals Direktor der Hamburger Kunsthalle und Gartenforscher, zudem mit Max Liebermann eng befreundet, half um 1890 bei Planung und Anlage dieses grünen Refugiums. Jetzt war der richtige Zeitpunkt für Liebermann, sich wieder an seine Aufenthalte in Paris und die Begegnung mit dem französischen Impressionismus und der Freilichtmalerei in Barbizon zu erinnern.
„Was für uns wesentlich war, noch mal diese Ansätze, die in den letzten Jahrzehnten durch Ausstellungen, durch Publikationen für das Publikum aufbereitet worden sind, noch mal zu bündeln und die Frage zu stellen, ist Max Liebermann noch aktuell.“
Das ist er tatsächlich. Die Bonner Ausstellung gibt eine schlüssige Antwort darauf.
Die Ausstellung „“Max Liebermann und die Moderne“ ist vom 21. April bis zum 11. September 2011 in der Bonner Bundeskunsthallezu sehen.

Die Max Liebermann-Villa in Berlin-Wannsee.© picture alliance / dpa