Webers "Freischütz" am Aalto-Theater Essen

Sieben magische Kugeln für das große Glück

Eine junge Frau steht vor einem schematisch dargestellten Haus.
Der Preis auf dem Schützenfest: Agathe (Jessica Muirhead) und die Erbförsterei. © Aalto-Theater Essen / Martin Kaufhold
Moderator: Stefan Lang · 16.02.2019
In Carl Maria von Webers Oper "Der Freischütz" kann ein Jägerbursche mit einem Treffer eine Braut und ein trautes Heim gewinnen. Der Teufel weiß, wie es ganz sicher klappt. Geheimnisvolle Kugeln werden gegossen, das Schicksal herausgefordert.
Ein einziger Probeschuss entscheidet über eine glückliche Zukunft des Jägerburschen Max. Trifft er, so darf er - nach altem Brauch - seine geliebte Agathe zur Frau nehmen und erbt nebenbei eine Försterei. Verfehlt er jedoch sein Ziel, verliert er auf einen Schlag alles.
Da ist es ein Leichtes für seinen Nebenbuhler Kaspar, ihn in einen Pakt mit dem Teufel zu verwickeln - zumal der eine todsichere Lösung parat hat. Sieben Freikugeln darf Max in der Wolfsschlucht gießen, die ihr Ziel niemals verfehlen.

Kampfansage an den französisch geprägten Geschmack

Carl Maria von Weber hatte sich mit einigen Bühnenwerken warmgeschrieben, als ihm 1821 der große Wurf gelang: die Berliner Uraufführung seiner großen romantische Oper "Der Freischütz".
Von vielen deutschen Opernenthusiasten wurde sie als Kampfansage gegen den französisch geprägten Musikgeschmack gewertet, der vor allem am preußischen Königshof herrschte und damit auch die Programme der anderen Bühnen prägte. Die Melodien waren so eingängig, dass jeder diese nachsang und nachspielte.
Der Dichter Heinrich Heine, der gerade in Berlin lebte, schrieb gereizt: "Wenn Sie vom Hallischen nach dem Oranienburger Tore und vom Brandenburger nach dem Königstore, ja selbst wenn Sie vom Unterbaum nach dem Köpenicker Tore gehen, hören Sie jetzt immer und ewig dieselbe Melodie, das Lied aller Lieder: den 'Jungfernkranz'." Auch die Wirtstochter, der Babier, die Wäscherin, die Kinder, die zur Schule gehen - alle sangen sie nur noch Lieder aus dem "Freischütz", so Heine.

Glückstaumel über die Nationaloper

Groß war der Glückstaumel über Webers Nationaloper. Und sie hatte Wirkung auf andere Komponisten. Die einen schauten vor allem auf die düsteren Passagen, die Schauermomente der Oper. Diese inspirierten Komponisten zu Werken, die dem großen Ernst der deutschen Märchen und Sagen und dem mythischen Pathos verpflichtet waren.
Schubert, Schumann und auch der junge Wagner gingen diesen Weg. Albert Lortzing dagegen konzentrierte sich in der Folge eher auf die heiteren Elemente des Freischützes und knüpfte in seinen Werken an "Kaspars Lied" oder "Ännchens Polonaise", den "Jungfernkranz" und den "Jägerchor" an.
(CdR)
Aufzeichnung der Oper vom 17. Januar 2019 im Aalto-Theater Essen
Carl Maria von Weber
"Der Freischütz", Große romantische Oper in drei Aufzügen
Libretto: Johann Friedrich Kind

Ottokar, böhmischer Fürst - Martijn Cornet, Bariton
Kuno, Erbförster - Karel Martin Ludvik, Bass
Agathe, seine Tochter - Jessica Muirhead, Sopran
Ännchen, eine junge Verwandte - Tamara Banješević, Sopran
Kaspar, 1. Jägerbursche - Heiko Trinsinger, Bass
Max, 2. Jägerbursche - Maximilian Schmitt, Tenor
Ein Eremit - Tijl Faveyts, Bass
Kilian, ein reicher Bauer - Albrecht Kludszuweit, Bariton
Brautjungfern: Uta Schwarzkopf und Helga Wachter
Chor des Theaters Essen
Essener Philharmoniker
Leitung: Tomáš Netopil

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