Wassersport und Umweltschutz

Von Thomas Wagner |
Nicht nur Autofahrer, sondern auch Freizeitkapitäne stöhnen über die hohen Benzinpreise und schärferen Umweltauflagen. Doch Anbieter für die Freizeitschifffahrt haben sich auf die Bedingungen eingestellt: Sie bieten neben Katalysatoren auch Bootsmotoren mit Erdgasantrieb und innovative Beschichtungstechniken.
Ein PS-starkes Motorboot auf Demonstrationsfahrt vor der Uferpromenade in Friedrichshafen: Bei Vollgas schlucken die Motoren gut und gerne 90 Liter Superbenzin pro Stunde. Doch es geht auch anders:

"Für mich ist das einfach immer eine einfache Rechnung: Wenn sie 100 Liter Benzin tanken, zahlen Sie 171 Euro dafür bei uns an der Seetankstelle. Tanken Sie 100 Liter Gas, zahlen Sie 69 Euro dafür. Also sparen Sie mehr als 100 Euro pro 100 Liter,"

rechnet Michael Zyprit, Sprecher der Firma Mizzu in Hilzingen vor. Er ist einer der über 500 Aussteller auf der "Interboot". Die Technologie, die er zeigt, soll die Herzen der von hohen Treibstoffpreisen geplagten Freizeitkapitäne ein paar Takte höher schlagen lassen. Es geht um Bootsmotoren, die statt mit Benzin hauptsächlich mit Gas betrieben werden. Was in der Automobiltechnik immer mehr im Kommen ist, soll sich auch auf den Gewässern durchsetzen, hofft Michael Zyprit. Allerdings konnte die Gastechnologie für Autos nicht eins zu eins für die Freizeitschifffahrt übernommen werden. Die Sicherheitsanforderungen bei Sportbooten mit Kajüte sind erheblich höher.

"Man muss Sicherheitsfaktoren mit einbauen, also ein Gasschrank und ein Gasbehälter. Da sind die ganzen technischen Komponenten in diesem Gasschrank. Und der wird entlüftet über die Bilge. Also falls da etwas austreten sollte läuft das über die Entlüftung raus aufs Wasser."

Das Gas für den Antrieb bleibt unter hohem Druck verflüssigt. Der Gasbehälter ist zur Kajüte im Schiffsinneren isoliert. Die Entlüftung, über die austretendes Gas abgeleitet wird, führt in die sogenannte "Bilge"; das ist der Hohlraum zwischen Schiffsplanken und Innenraum. Von dort läuft ein Schlauch nach außen. Ganz bewusst haben sich die Entwickler für ein Verfahren entschieden, bei dem das Gas in flüssiger Form direkt bis zum Einspritzsystem geleitet wird.

"Wir nehmen das Gas direkt aus der Flüssigphase im Tank und spritzen es durch eine Druckregelung mit einer Gaspumpe vor das Ventil im Motor."

Dabei handelt es sich um ein sogenanntes "Bi-valentes" System. Der Schiffsmotor kann sowohl mit Gas als auch mit herkömmlichem Benzin gefahren werden.

"Sie starten immer mit Benzin. Gas ist zwar edler. Aber in der Startphase, mit einem kalten Motor, brennt Gas nicht so sauber. Es läuft ziemlich rau. Deshalb schaltet der Motor so nach zwei, drei Minuten auf Gas um, bis der Gasbehälter leer ist. Dann geht er wieder zurück auf Benzin.""

Für die Öko-Bilanz macht sich der Gasbetrieb auf dem Wasser aber deutlich besser als herkömmliche Benzinmotore, rechnet Michael Zyprit vor:

"Also in der Summe liegen wir bei 80 Prozent weniger im gesamten Ausstoß gegenüber dem Benzin- oder Dieselmotor. Wir haben zum Beispiel gegenüber dem Benzinmotor zwischen 15 und 20 Prozent weniger CO2. Also Stichwort Klimaerwärmung."

Eine Segelyacht beim Einfahren in einen Liegeplatz im Interboot-Vorführhafen: Auch hier bieten neue Technologien Möglichkeiten zur Treibstoff-Ersparnis.

"Beim Festpropeller – wir sehen das hier auf dieser Kurve, die wir gefahren haben: Bei 2000 Umdrehungen haben wir 1,5 Liter verbraucht, während wir bei 2000 Umdrehungen mit dem Vario-Profile gerade mal einen Liter verbrauchen","

erläutert Claudia Dammsteg aus Bremerhaven die Vorteile von "Vari-Profile", einem sogenannten "Drehflügel-Propeller" der neuesten Generation. Dabei sind die Schaufeln oder Flügel nicht starr auf der Nabe angebracht, sondern flexibel drehbar.

""Ein Drehflügelpropeller dreht die Flügel während der Fahrt in die Richtung mit dem strömungsgünstigsten Widerstand sozusagen."

Das heißt: Die variablen Propeller-Schaufeln bilden immer den Winkel mit dem optimalen Wirkungsgrad zur Propellernabe. Dieses Prinzip ist nicht neu. Allerdings bereitete die dicke Propellernabe, in der Getriebe- und Zahnradelemente zur Steuerung der Propellerflügel integriert werden, Probleme wegen des hohen Wasserwiderstandes. Die Naben neuerer Generation verfügen über eine innovative Verzahnungstechnik. Die lässt kleinvolumige Zahnräder und damit schlanke Antriebsnaben mit geringem Wasserwiderstand zu. Neben dem hohen Wirkungsgrad ergeben sich zwei weitere Vorteile: Fährt die Yacht unter Segel, ist der Wasserwiderstand des Rotors geringer als bei herkömmlichen Festpropellern. Und bei der Rückwärtsfahrt ist das Schiff manövrierfähiger, da ein Drehflügelmotor nicht einseitig nach rechts oder links zieht.

Um mehr Umweltschutz auf dem Wasser geht es auch bei einem weiteren Projekt, das Voss-Chemie gemeinsam mit der Hochschule Bremen unter dem Schlagwort "Haifischhaut in Dosen" vorstellt. Dabei handelt es sich um einen Unterwasser-Schiffsanstrich ohne Giftstoffe. Die Experten haben dabei die Struktur einer Haifischhaut nachgebildet, erläutert Michaele Horns von Voss-Chemie:

"Der Hai hat zwei Probleme: Er möchte nicht bewachsen werden, und er möchte über die Haut schneller sein. Das sind die Vorteile, die der Hai nutzt. Landläufig denkt man immer: Je glatter, desto besser: Der Hai geht aber geht genau den anderen Weg nach dem Motto: Je rauer, desto besser. Die Haut eines Haies ist nicht glatt, sondern ganz rau. Das fühlt sich an wie Schleifpapier. Aber über die Rauigkeit kommt auch eine Verwirbelung auf der Oberfläche. Man muss sich das vorstellen: Wenn man einen Bootsrumpf hat und das Wasser läuft vorbei, die Wasserperle - je kleiner die Perle wird, umso schneller wird auch die Haut. Und über diese Oberflächenstruktur wird die Wasserperle in ganz viele kleine Perlen verwirbelt. Und man hat dann den Vorteil, dass man dann einfach schneller wird."

Gleichzeitig stößt diese Struktur Algenbewuchs ab. Bereits im kommenden Frühjahr soll die "Haifischhaut in Dosen" als innovativer Anstrich für den Unterwasserteil von Sportbooten auf den Markt kommen.