Wassermangel

Städte müssen zu Schwämmen werden

06:50 Minuten
Ein Fluss mit niedrigem Wasserstand. Im Vordergrund ist der steinige Grund zu sehen, das Wasser ist zurückgegangen.
So sieht es vielerorts in Deutschland aus: im wahrsten Sinne. Ebbe herrscht derzeit dort, wo Rhein und Ahr sich treffen. Im vergangenen Jahr war hier Hochwasser. © picture alliance / NurPhoto / Ying Tang
Johannes Lohaus im Gespräch mit Axel Rahmlow · 09.08.2022
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Es regnet zu wenig in Deutschland. Flüsse und Seen schrumpfen, Bäume verdursten. Doch von Panikmache hält der Wasserexperte Johannes Lohaus nichts. Das Wasser, das komme, müsse intelligent, wie in einem Schwamm, gespeichert und dann verteilt werden.
Der Sommer ist anhaltend heiß und regenarm, Flüsse und Seen trocknen aus. Die Natur ächzt unter der Trockenheit. Äste brechen von Bäumen ab – was wiederum gefährlich für arglose Spaziergänger werden kann.
Die Ahr, die im vergangenen Jahr nach heftigem Starkregen eine ganze Region überflutete, Dörfer niederriss und auch in größeren Ortschaften Verwüstungen anrichtete, ist derzeit nur ein Rinnsal.

Binnenschifffahrt in Gefahr

Auf Rhein und Ruhr stehen die Binnenschiffer wegen des niedrigen Wasserpegels vor großen Problemen, weil sie die Gütermengen, die sie normalerweise laden, derzeit nicht transportieren dürfen: Ihre Schiffe hätten zu viel Tiefgang.
In Sachsen-Anhalt ist es derzeit untersagt, zur Bewässerung von Pflanzen Wasser aus Flüssen und Seen zu entnehmen. Das alles klingt nach einer ernsten Lage.  
Allerdings: So dramatisch, wie es manche (Boulevard-)Medien ihre Leserinnen und Leser suggerieren, sei es nicht, betont Johannes Lohaus, Sprecher der Bundesgeschäftsführung der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA). Der Diplomingenieur hält nichts von Panikmache.
„Wir haben ein gutes Wassermanagement in Deutschland“, beruhigt er. Die Natur und die Landwirtschaft litten tatsächlich sehr unter der aktuellen Trockenheit. „Was jedoch die Städte betrifft: Da ist eine gute Versorgung, da können wir entspannt sein.“ Sprich: Niemand muss dort auf die erfrischende Dusche verzichten oder kann seine Balkonpflanzen und – noch wichtiger – den Straßenbaum vor dem Haus nicht mehr gießen.

Die Stadt als Wasserschwamm

Dennoch hält Lohaus es für wichtig, sich langfristig auf die viel zu trockenen Frühlinge und Sommer einzustellen. „Wir müssen unsere Städte umbauen zu sogenannten Schwammstädten.“ Dahinter verbergen sich ein gezieltes Versickern des Wassers, um den Grundwasserspiegel stabil zu halten, und eine gezielte Begrünung von Dächern und Häuserfassaden.
Diese Begrünung soll Wasser aufnehmen und zurückhalten – wie ein Schwamm. Dieser müsse sich – ganz im Sinne es intelligenten Wassermanagements – vollsaugen können, wie ein natürlicher Wasserspeicher. „Sodass wir dann, wenn die Trockenheit einsetzt, diese Speicher leeren können.“ Dadurch lasse sich in den Städten auch „ein besseres Kleinklima“ schaffen.

Intelligentere Umverteilung des Wassers

Experten seien sich aufgrund des Klimawandels sicher, dass sich an der Wassermenge, die im Laufe eines Jahres zur Verfügung steht, sicherlich wenig ändern werde, sagt Lohaus. Deshalb sei es umso wichtiger, das vorhandene Wasser klug zu speichern und zu verteilen.
(mkn)

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