Was ist Toleranz?

Der tägliche Balanceakt

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Die Illustration zeigt, wie Menschen eine Person beobachten, die auf einem Seil einen Abgrund überquert.
Geschäftsleute beobachten einen Kollegen auf einem Drahtseil zwischen einem Abgrund © imago images / Ikon Images
Rainer Forst im Gespräch mit Nicole Dittmer · 23.04.2020
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Es ist eine der schwierigsten Tugenden, und dabei eine der wichtigsten: die Toleranz. Andere Meinungen und Lebensentwürfe respektieren, obwohl sie einem missfallen – das sei die Forderung an uns alle, sagt der Philosoph Rainer Forst.
Andere Meinungen respektieren, obwohl sie nicht die eigenen sind – das ist ein Zeichen von Toleranz. Sie komme immer dann ins Spiel, wenn man auf Probleme mit anderen stoße oder einem etwas missfalle, sagt Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Universität Frankfurt. Er hat der Toleranz bereits mehrere Bücher gewidmet.
Jedoch komme zu diesem ersten negativen Urteil eine zweite, positive Einsicht: "Das, was die anderen denken oder tun, ist nicht so schlecht, dass man es unterbinden müsste."

Toleranz zu zeigen ist keine Schwäche

Es gehe bei der Toleranz also darum, eine Balance zwischen diesen zwei Urteilen zu finden – und zu halten. Das sei im Alltag wie in der Politik "nicht ganz einfach", meint Forst. Wer die Toleranz lebe, beweise somit "eine gewisse Ich-Stärke". Und je multikultureller und multireligiöser unsere Gesellschaft werde, desto wichtiger werde die Toleranz.
Auch derzeit werde die Tugend besonders gefordert: Wenn man sehe, wie Abstandsgebote missachtet würden, sei das "keine grandiose Zeit für die Toleranz", sagt Forst.
(sed)
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