Was glauben die eigentlich?

Von Susanne Mack · 22.10.2011
"Christusnachfolge in der Chef-Etage" - das ist keine Seltenheit, hierzulande gibt es eine stattliche Anzahl von Managern, die sich öffentlich zu ihrem Christentum bekennten. Es wächst aber auch die Zahl erfolgreicher Unternehmer muslimischen Glaubens
Ein Palais aus der Gründerzeit am Marktplatz von Rheinberg: seit 1874 Wohn- und Geschäftshaus von Familie Underberg. Ihr Vermögen hat sie verdient mit der Herstellung eines Verdauungsschnapses aus 43 Kräutern.

Das Vestibül des Hauses - klassizistisch. Stuckaturen, Marmorböden ...
Gäste empfängt man im biedermeiermöblierten Salon ... Wer so leben kann, ist sicher zu beneiden. "Glauben Sie wirklich", fragt Christiane Underberg, die Seniorchefin der Firma, und erzählt, ihre Familie habe in den 1970er-Jahren auf der Todesliste der RAF-Terroristen gestanden:

"Ja, das sind so Dinge im Leben ... Ich sag' mal, viele Menschen sehen bei einem Unternehmer ja immer nur: 'Der fährt 'n größeres Auto!' Oder: 'Die hat ein Kleid, was mehr kostet!' oder weiß der Geier, was der Einzelne nun mit dem Neidfaktor betrachtet. Ich denke, man muss auch immer das Ganze sehen, und das hilft, glaub' ich auch in Vielem, dass jede Medaille zwei Seiten hat.

Wenn einer viel Geld hat, kann da letztlich nicht mit umgehen, verprasst das dann wieder an 'ner anderen Stelle, das bringt ja auch kein glückliches Leben. So'n Playboy-Leben, was mancher vielleicht auf den ersten Blick nachahmenswert findet, stellt sich dann raus, dass es 'ne schreckliche innere Leere ist: Da kann man ja nicht zufrieden sein. - Und als Christ hat man ja nun sowieso einen anderen Anspruch, was ein gelungenes Leben sein könnte."

Hassan Barbur, Eigentümer einer Firma in Berlin und Muslim türkischer Herkunft, teilt die Meinung von Christiane Underberg: allein Geld zu scheffeln und es wieder auszugeben, kann nicht der Sinn des Unternehmer-Lebens sein:

"Selbstverständlich, ich stimme ihr völlig zu. Geld oder die Gewinne dürfen nur als Mittel zum Zweck verwendet werden, sie dürfen niemals einen Selbstzweck erhalten. Der Zweck an sich ist es, Menschen zu beschäftigen, ihnen einen Lebensunterhalt zu gewähren, und dabei darf das Geld eben nur wirklich Mittel sein. Aber Zweck ist es, Menschen zu beschäftigen, deswegen sind wir Unternehmer."

Hassan Barbur spricht kein Deutsch. Er hat seinen Geschäftspartner Cengis Baydas gebeten, seine Gedanken zu übersetzen. Hassan Barbur ist Chef der BAHA GmbH. Seine Firma fertigt und verkauft Döner-Spieße. Deutschlandweit und ins europäische Ausland.

Die Fleischerei liegt in Berlin-Falkensee, eine Halle mitten in einem Gewerbegebiet. Gleich daneben - "die Chefetage": Eine schlichte, weiß getünchte Baracke, die Möbel hier sind einfach und funktional.
Nur das Büro von Hassan Barbur ist fast wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Dunkle Eichenmöbel, eine Vitrine voll Porzellan, Polstersessel für die Gäste, man bewirtet sie mit türkischem Tee und Gebäck.

Barbur erzählt, er habe vor fünfzehn Jahren mit drei Leuten angefangen. Inzwischen beschäftigt er rund vierzig Mitarbeiter:

"Und auch ich bin nur einer von diesen. Als Unternehmer nur ein Teil des Unternehmens, ein Mitarbeiter. Und habe natürlich auch meine Vorteile, so wie meine Mitarbeiter ihre Vorteile davon haben, in diesem Unternehmen arbeiten zu können."

Obermehler in Thüringen. Am Rande des Fachwerk-Dorfes auf einer grünen Wiese steht ein moderner Flachbau von kühler Eleganz, Hauptsitz der Firma Rosskopf & Partner. Sie fertigt Inneneinrichtungen aus Mineralwerkstoffen, Stein und Keramik. Exklusives Mobiliar für Groß-Kunden in ganz Europa: Kücheneinrichter zum Beispiel, Hotels oder Kaufhäuser.

Zehn Auto-Minuten entfernt von Obermehler liegt das Kloster Volkenroda. Dort wohnt Helmut Rosskopf, Vorstand und Geschäftsführer der Rosskopf & Partner AG. Seine Angestellten nennen ihn "Bruder Helmut", denn Helmut Rosskopf ist ein Mönch der ökumenischen Jesusbruderschaft:

"Als Vorstand der AG bekomme ich ein Gehalt, und über dieses Gehalt kann ich frei verfügen. Und ich gebe es praktisch in die gemeinsame Kasse, die ich mit meinen Mitbrüdern habe, und davon leben wir."

Das Kloster in Volkenroda, zu DDR-Zeiten noch eine Ruine, ist heute weitgehend renoviert. Es gibt ein großes Gästehaus, die Jesusbruderschaft lädt zu Tagungen und Seminaren ein. Oder zu Konzerten in den von der EXPO 2000 hierher verlagerten Christuspavillon.

Die bauliche Auferstehung einer Zisterzienser-Gründung aus dem 12. Jahrhundert ist sicher eine kostspielige Angelegenheit. Wie viel hat denn Bruder Helmut bisher in die Klosterkasse eingezahlt:

"Ja ... also ... es ist ordentlich, ja."

Über Summen mag er nicht sprechen, aber jeder hier ahnt: ein Vorstands-Gehalt bei Rosskopf & Partner - Jahresumsatz der Firma: Rund 20 Millionen Euro - ist der mit Abstand größte Posten unter den Monatseinnahmen des Klosters:

"Und so sehe ich eigentlich auch das, was ich beruflich tue: Ich möchte, dass Gott dadurch die Ehre bekommt. Ich möchte Gott dienen, und ich möchte den Menschen dienen, und ich sehe es durch meine Arbeit auch gut gewährleistet."

Christiane Underberg und Hassan Barbur sehen die Dinge nicht anders: 'Wir wollen Gott und den Menschen dienstbar sein', soweit herrscht Einigkeit zwischen der katholischen Unternehmerin, dem evangelischen und dem muslimischen Unternehmer.

Aber es gibt auch Differenzen, und manche sind wahrscheinlich nicht auszuräumen. Sowohl für Hassan Babur als auch für seinen Geschäftspartner Cengis Baydas wäre es undenkbar, Geld mit der Herstellung eines Kräuterschnapses zu verdienen:

"Weil der Islam eben den Alkohol verbietet, ist es unvorstellbar. Und ich sehe auch die Notwendigkeit. Allein die ganzen Verkehrstoten, die infolge Alkoholgenusses sterben müssen, sind für mich ein Grund dafür, warum diese Notwendigkeit auch vorhanden ist und denke, dass der Genuss von Alkohol wirklich falsch ist.""

Christen sehen diese Dinge anders, für sie ist der Umgang mit Alkohol eine Frage des rechten Maßes und der eigenen Verantwortung. Jesus von Nazareth hatte prinzipiell nichts gegen berauschende Getränke, er trank Wein mit seinen Jüngern. Christliche Klöster haben die Kunst des Bierbrauens, Schnapsbrennens und den Anbau von Reben kultiviert. Auch für Bruder Helmut Rosskopf zählt Wein zu den guten Gaben Gottes.

Rosskopf: ""Also, früher habe ich abends gerne Rotwein getrunken, mittlerweile trinke ich auch gerne Weißwein. Ein guter Riesling zum Spargelessen ist sehr gut!"

So wie Barbur und Baydas die Produktion und der Konsum von Alkohol problematisch erscheinen, findet Christiane Underberg die Produktion und den Konsum von Fleischwaren problematisch, die nicht das BIO-Siegel tragen. Den Schutz der Natur und einen artgerechten Umgang mit Tieren hält sie für wichtig - und für christlich, darum wurde sie Mitglied im deutschen Stiftungsrat des Worldwide Fund for Nature.

Und wenn Frau Underberg ganz sicher gehen möchte, dass das Fleisch auf ihrem Teller auch wirklich Bio-Qualität besitzt, dann geht sie selbst auf die Pirsch. Seit mehr als 50 Jahren besitzt sie nämlich einen Jagdschein:
""Ich hatte einen sehr geliebten Vater, der war Jäger. Ich sag' immer zum Spaß: Ich war sein Dackel, ich tigerte immer hinter ihm her, wenn es in Wald ging. Und er war Gott sei Dank von dieser ganzheitlichen Sicht geprägt, ich hab' eben nicht nur den Schuss oder das getötete Tier gesehen, sondern er hat mir eben erklärt: 'Jetzt pflanze ich da Kastanien an, damit die Hirsche was zu fressen haben, oder: "Guck mal, dieses Wildschwein muss ich schießen, das hat irgend 'ne Krankheit!" Oder er hat gesagt: "Der Winter ist besonders streng!", ich habe also dieses Ganze ... Für mich ist das Faszinierende die Natur, weil sie eine tolle Lehrmeisterin ist, und für mich ist das Jagen einfach ein Teil davon."

Prächtiges Geweih von Hirschen und Rehböcken ziert so manchen Flur im Underberg-Palais. - Das habe aber nichts zutun mit schießwütigem Jägerstolz, betont die Seniorchefin des Hauses:

"Eine Trophäe ist ein Indikator für das Wohlbefinden des Tieres! Was mit weniger Stress, mit guten Umwelt-Bedingungen groß geworden ist, so sind die Zusammenhänge!"

Die Landschaft rund um den Hainich - ein Gebirgszug im Nordwesten von Thüringen - ist durch Bauernwirtschaft geprägt, es gibt wenig Industrie.
Vor elf Jahren hat Helmut Rosskopf seine Firma hier angesiedelt, seitdem ist sie kontinuierlich gewachsen. Das Unternehmen Rosskopf & Partner AG beschäftigt inzwischen rund 200 Mitarbeiter, das heißt, Bruder Helmut ist einer der Haupt-Arbeitgeber in der Region. Der Mönch betrachtet sein Unternehmer- Talent als ein Gottesgeschenk, das aber auch Verpflichtungen mit sich bringt.

Rosskopf: "Das ist ja auch etwas, was in der Bibel vorkommt: Wem viel anvertraut ist, von dem wird auch viel gefordert, und dass man mit seinen Gaben auch arbeiten soll, und von daher ist es für mich keine Frage, dass ich zuerst Gott diene in allem, was ich tue, aber ich möchte auch das, was er mir anvertraut hat, gut verwalten. Das heißt, dass unser Unternehmen auch Ertrag erwirtschaften muss, weil: Nur dadurch sind die Arbeitsplätze langfristig gesichert und ist das Unternehmen wirklich dann auch überlebensfähig."

Auch Hassan Barbur ist überzeugt: Seine Fähigkeiten als Unternehmer hat er Allah zu verdanken:

"Sicher hat er dieses Talent bekommen, von Gott natürlich, Gott schafft die Möglichkeiten, damit Menschen Erfolg haben können. Ich bin verantwortlich für die Talente, die er mir gibt, und ich muss diese Talente auch richtig einsetzen!"

Wenn man sein unternehmerisches Talent "richtig einsetzen" will, kann man dann auch so friedfertig und sanftmütig sein, wie die Bergpredigt des Jesus von Nazareth es fordert? - Christiane Underberg:

"Sanftmütig würde ich vielleicht in Frage stellen, im Sinne von ..., dass es nach außen auch anders erscheint. Aber ich glaube, das Wichtigste eigentlich ist der Glaube an den Menschen als Einzelnen, dass er eigentlich auch den Frieden möchte. Und wenn das nicht so klappt, ist meistens irgendwelcher Sand im Getriebe. Und im Alltag heißt das eben, dass Konflikte entstehen, die gehören zu unserem Leben. Und die müssen wir gemeinsam versuchen, möglichst friedfertig zu lösen. Und von daher ist Dialogfähigkeit auch elementar, und dass es möglichst wenig Verlierer gibt. Und der Andere für mich erstmal der Nächste ist und nicht der Feind."

Eine klassische Quelle für Konflikte in einem Unternehmen ist das Thema "Kündigung von Mitarbeitern". - Ist es nicht schwer, ein guter Muslim zu sein, das heißt, gerecht gegen seine Mitmenschen, wenn man die Macht hat, Leute zu entlassen, wie es einem beliebt? - Hassan Barbur:

"Bei uns sind Entlassungen sehr, sehr selten. Weil wir am Anfang sehr hohe Kriterien haben und darauf achten, wen wir einstellen und probieren, ob der auch in's Team reinpasst, ist das für uns eine viel geringere Frage."

Zwei Mitarbeitern habe er bisher gekündigt, sagt der Chef der BAHA GmbH. Aber Gewissensbisse plagen ihn deshalb nicht. Denn mit jedem, so Barbur, habe er vorher mehrmals gesprochen, ihn Sachliche auf seine Fehler bei der Arbeit aufmerksam gemacht und gebeten, sie abzustellen.

"Wenn er sich dann aber trotzdem nicht daran halten kann oder will, wie auch immer, dann läuft das relativ pragmatisch ab. Dann sagen wir ihm: "Du stellst eine Gefahr für Team eins oder zwei, drei, vier dar, und das geht nicht, das können wir nicht zulassen, weil es das gesamte Team gefährdet. Deswegen musst Du Dir eine andere Arbeit aussuchen."

Helmut Rosskopf hat schon einmal einen ganzen Betrieb schließen müssen. Genauer: Die Filiale seines Unternehmens im hessischen Gnadental, dort hatte er die Firma 1984 gegründet. Aber "Gnadenthal" schrieb bald schon rote Zahlen, nachdem Helmut Rosskopf den Firmen-Hauptsitz nach Thüringen verlegt hatte und selbst dorthin umgezogen war.

Als er den Standort Gnadenthal aufgegeben wollte, ist Rosskopf auch von Mitarbeitern angegriffen worden. Grundtenor: 'Sie sind ein schlechter Christ, wenn Sie mich auf die Straße setzen'!

Rosskopf: "Ja, ja, das haben die nicht sofort eingesehen. Aber es ist einfach auch verständlich. Wenn man lange Zeit, und viele haben da 15 Jahre gearbeitet, wenn man sich dann verändert: "Wieso muss das sein, weshalb"? Aber wir konnten es, denk' ich, schon gut erklären, und der große Teil der Mitarbeiter hat das schon verstanden."

Christiane Underberg ist das Thema "Standort-Schließung" auch vertraut. 1982 wurde sie Geschäftsführerin der Underberg KG, und eine ihrer ersten Amtshandlungen war es, die Produktion von Rheinberg nach Berlin zu verlegen. - Ein Schock für Rheinberg! Schließlich wurde der 'Underberg'- Kräuter hier seit 1846 hergestellt, und nun verlor eine stattliche Anzahl Einheimischer den Arbeitsplatz.

Underberg: "Das waren treue, lange, bewährte Mitarbeiter! Und ich muss sagen, da fand ich es wichtig, dass die Personalabteilung, der ich vorstand, dass wir es so menschlich wie möglich gemacht haben. Das heißt, die langjährigen Mitarbeiter, mit denen hab' ich selbst gesprochen. Wir haben versucht, sie zu verselbstständigen, weil zum Teil Handwerksbetriebe auch dabei betroffen waren, das war natürlich 'ne prima Lösung.

Ich glaube, es kommt dann sehr darauf an, wie man diesen Prozess des Entlassen-Werdens auch begleitet, dass man wirklich die Familien-Situationen kennt. Und damals hat auch, fantastisch muss ich sagen, der Betriebsrat mitgearbeitet. Beide haben wir unsere Kontakte aktiviert, um Menschen wieder in neue Arbeit zu bringen, und ich muss sagen, das ist letztlich ein Prozess, der gut gelaufen ist."

Nachdem Jesusbruder Helmut Rosskopf seine Werkstatt in Thüringen eröffnet hatte, wurde er so manches Mal gefragt, ob man, um hier eingestellt zu werden, einen Taufschein braucht:

"Wir hatten ganz am Anfang Situationen, wo ...: 'klar, Sie kommen aus'm Kloster. Und was ist jetzt, was müssen wir jetzt für Bedingungen bringen?' In den alten Zeiten war das ja so, dass man auch vielleicht Dinge gemacht hat, um der Geschäftsleitung zu gefallen, weil das Punkte gebracht hat. Aber das haben wir einfach von Anfang an immer klar gemacht, dass bei uns die Leistung überzeugt. Und im Unternehmen hier nicht die Weltanschauung im Vordergrund steht.

Im Firmenalltag hält sich Bruder Helmut mit seinen religiösen Überzeugungen bewusst zurück. Genau wie Hassan Barbur. Er selbst als gläubiger Muslim fastet während des Ramadan, erwartet das aber nicht von seinen muslimischen Mitarbeitern:

"Nein, ich schreibe so was natürlich nicht vor. So ist aber die Regel: Ich bin verantwortlich für das, was ich tue und kein anderer.""

Barbur aber möchte den Fastenmonat auf keinen Fall missen:

""Der Mensch wird einfacher und kommt näher zu Gott, man
begreift viel mehr, man wird spiritueller. Das ist das Ziel."

Ein Unternehmer, der sich göttlichen Geboten verpflichtet fühlt, empfindet Verantwortung in Bereichen, wo sich nichtreligiöse Zeitgenossen möglicherweise weniger Gedanken machen.

Hassan Barbur achtet zum Beispiel streng darauf, dass seine Dönerfleisch-Produkte dem islamischen Helal-Gebot genügen:

"Das 'Helal' hat mehrere Bedeutungen. Es reicht nicht, das Tier geschächtet zu haben. Dieses Schächten ist eine Regel des Islams, das Tier muss geschächtet werden, wenn wir es essen dürfen. Aber das 'Helal' bezieht sich nicht nur auf die Schächtung. Genauso wichtig ist es, dass das Fleisch hygienisch transportiert wird und auch hygienisch verwendet wird, auch die Hygiene ist ein Teil des Helals."

Wer als unangemeldeter Besucher vorbeischaut in Barburs Fleischerei-Betrieb, gewinnt den Eindruck, hier geht es zu wie in einem chirurgischen Operationssaal: klinisch rein. Das Fleisch ist frisch, die Fleischer tragen blütenweiße Kittel, Kopfbedeckung, Hygiene-Handschuhe. - Erstaunlich, hat man doch gehört, in der Döner-Branche gäbe es eine Menge schwarzer Schafe.

Barbur: "Weil es da keine Kontrollinstanzen gibt - das ist eine große Schwäche - ist es leider so, dass die Leute 'helal' draufschreiben, obwohl es nicht 'helal' ist!

Aber ein bewusster muslimischer Unternehmer, wenn er das Wort 'helal' für seine Ware benutzt, dann bedeutet das selbstverständlich nicht nur, dass es geschächtetes Fleisch ist, sondern dass die Qualität und die Hygiene allerhöchsten Maßstäben entsprechen muss, sonst kann er das nicht draufschreiben. Das hängt sicher von dem Unternehmen ab."

Christiane Underberg sagt, dass ihre Firma hin und wieder Möglichkeiten, Gewinne zu machen, bewusst ausschlägt. Aus ethischen Gründen. Mit "Alko-Pops" zum Beispiel - alkoholische Mixgetränke, besonders bei Jugendliche beliebt - möchte die Underberg KG keine Geschäfte machen:

"Es gibt auch ein Produkt, wo wir einen Bestandteil wissenschaftlich, unsere Tochter ist ja Mikrobiologin, nicht beurteilen konnten in seinen Auswirkungen auf den Körper, auf den Organismus eines Menschen. Dann haben wir darauf verzichtet, dann haben wir gesagt: "Und wir bitte nicht!" Und das ist eben ein Produkt, das heute extrem beliebt ist und expandiert ist bis zum Gehtnichtmehr, und trotzdem tun wir's nicht."

Lässt sich ein solcher Gewinnverzicht eventuell ausgleichen, indem man neue Geschäftsfelder erschließt?

Underberg: "Ja, ja. Ich hab' ja jetzt in Frankreich 'ne kleine Firma, Sektfirma, saniert. Aber das ist nicht der Gewinn, um das jetzt mal in Relation zu setzen, wie wenn wir das andere gemacht hätten, das ist dann wesentlich bescheidener ... Aber das macht nichts. Den Mammon sollen wir bitte nicht anbeten!"