Was gibt die EU der jungen Generation?

"Junge Menschen profitieren zu wenig von Europa"

Eine EU-Flagge hängt über einem Geländer.
Europa macht schlapp. Das bereitet auch jungen Europäern zunehmend Sorgen. © dpa/picture alliance/Kay Nietfeld
Lukas David Meyer im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 15.09.2016
Auch die junge Generation nimmt die Dauer-Krise der EU deutlich wahr. Viele machten sich große Sorgen, sagt der Student Lukas David Meyer. Europa bestehe nicht nur aus Erasmus-Studierenden - alle übrigen profitierten viel zu wenig von der EU. Das führe zu großer Unzufriedenheit.
Vor dem EU-Gipfel in Bratislava hat EU-Ratspräsident Donald Tusk die Staats- und Regierungschefs gewarnt, die Lehren aus dem Austrittsvotum der Briten zu ignorieren. Viele EU-Bürger seien unzufrieden – es brauche "Kopf, Herzen und Hände" aller Bürger, um die EU-Krise zu meistern.
Diesen Satz würde der Theologiestudent Lukas David Meyer, der 2013 für sein soziales Engagement von der Schwarzkopf-Stiftung die Auszeichnung "Junger Europäer des Jahres" erhielt, jederzeit unterschreiben: "Ich bin besorgt um Europa, wie ich es noch nie war. Der Brexit war für mich ein Schock." Dass nun auch in starken EU-Herzländern wie Frankreich durch den immer stärker werdenden rechten Front National euro-skeptische Töne immer lauter würden, zeige deutlich den Ernst der Lage.

Nicht alle sind EU-Enthusiasten

Und man könne leider nicht sagen, dass die junge Generation durchweg aus Europa-Enthusiasten bestehe, sagt Meyer:
"Für Erasmus-Studenten gilt es – würde ich sagen – auf jeden Fall. Aber wir haben ja in Europa dieses Gefälle zwischen akademischem Milieu und Ausbildungs- und Lehrberufen. Gerade bei Ausbildungs- und Lehrberufen ist die Skepsis sehr groß – ich glaube, auch deshalb, weil diese jungen Menschen zu wenig profitieren von Europa, sie müssten mehr davon profitieren."
Der in der EU heftig kritisierte nationalkonservative ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán beispielsweise würde sehr viel auch von jungen Menschen gewählt. Bei ihnen sei "leider eine Rückkehr zum Nationalismus" zu verzeichnen. Wie der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn den Rauswurf Ungarns aus der EU zu fordern, sei jedoch keine Lösung.

Unterschiedliche Auffassungen von Europa

In den osteuropäischen und in den Balkanstaaten habe er generell immer eine sehr starke pro-europäische Stimmung verspürt. Allerdings müsse man sich klar machen, dass es innerhalb Europas sehr unterschiedliche Auffassungen davon gebe, wie die Gemeinschaft künftig gestaltet werden solle.
Als positives Zeichen wertet Lukas Meyer, dass die Europäische Zivilgesellschaft, vertreten durch europaweit agierende Hilfsorganisationen wie die"Intereuropean Human Aid Association" oder "Flüchtlinge willkommen" in diesem Jahr die Auszeichnung "Europäer des Jahres" erhalten soll.
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