"Was er gemacht hat, war die inoffizielle Kunst"

Bis Ende Mai ist die erste umfassende Ausstellung des ukrainischen Fotokünstlers Boris Mikhailov in der Berlinischen Galerie zu sehen. Die Arbeiten von Mikhailov seien "ziemlich vielgestaltig", sagt sein Kurator Thomas Köhler.
In der Sowjetunion begann der der ausgebildete Ingenieur in den 1960er-Jahren, zunächst für private Zwecke zu fotografieren. Doch schon damals habe er "ärger bekommen, weil er nämlich Aktfotos gemacht hat von seiner Frau", sagt Köhler. Mikhailov verlor seinen Job und arbeitete fortan als Fotoassistent. "In dieser Zeit hat er einfach sehr viel experimentiert mit diesem Medium."

Im Gegensatz zu seinen bekannten Aufnahmen von Obdachlosen, die sich am Rande der Gesellschaft bewegen, seien aus der frühen Schaffensphase auch "ausgesprochen lustig-ironische Arbeiten" erhalten, zum Beispiel die Serie mit dem Titel "Rot". Mikhailov habe dafür Bilder gemacht, in denen ein rotes Element vorkommt - "und das waren nicht nur die staatstragenden roten Elemente wie die Flaggen, die Scherpen, die Abzeichen, sondern das waren dann auch rote Unterhosen oder Socken oder ähnlich banales Zeug", erzählt Köhler.

Solange Mikhailov in der Sowjetunion lebte, seien seine Arbeiten nur in "ausgesprochen limitiertem" Maße zugänglich gewesen. "Das was er gemacht hat, das war die inoffizielle Kunst, die so in kleinen, mehr oder minder halblegalen Projekträumen vielleicht mal gezeigt wurde", sagt Köhler. Der sowjetische Geheimdienst KGB habe seinen Ton für "verdächtig" gehalten: "Zwar hat er nur fotografiert, aber wie er damit umgegangen ist, das war schon recht subversiv."

Sie können das vollständige Gespräch mit Thomas Köhler mindestens bis zum 23.07.2012 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio

Links bei dradio.de:

Der Fotograf der Obdachlosen - Boris Mikhailov über seine Retrospektive in der Berlinischen Galerie
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