Was das rumänische Kino zu bieten hat
Rumänien ist im Moment eines der vielseitigsten europäischen Filmländer. Im Zeughaus-Kino des Deutschen Historischen Museums in Berlin werden unter dem Titel "Rekonstruktion" derzeit einige besonders sehenswerte Streifen gezeigt.
Der Siegeszug junger rumänischer Filmemacher begann im Mai 2005. "Der Tod des Herrn Lazarescu" von Cristi Puiu erzählt mit groteskem Humor vom Sterben in maroden rumänischen Krankenhäusern und wurde dafür in Cannes mit dem "Grand Prix" in der Sektion "Un Certain Regard" ausgezeichnet. Seitdem sprechen Filmkritiker in aller Welt von der "Nouvelle Vague", der neuen Welle, des rumänischen Kinos.
Cristina Hoffmann, die Leiterin des rumänischen Kulturinstitutes in Berlin, sieht in der Enttäuschung über die gesellschaftlichen Verhältnisse auch heute noch einen gemeinsamen Nenner der jungen rumänischen Filmemacher:
"Cristi Puiu kenne ich sehr gut und er hat eine persönliche und permanente Wut in sich. Da sind andere, die sind weniger, zum Beispiel Cristi Mungiu, eine andere Natur, aber im Großen und Ganzen muss ich gestehen, dass diese Wut bei allen präsent ist."
So führt der Eröffnungsfilm "Dupa Dealuri" (Jenseits der Berge) von Cristian Mungiu in ein kleines orthodoxes Kloster. Die Protagonistinnen sind zwei junge Frauen. Beide wuchsen zusammen im Waisenhaus auf, die eine, Voichita, ging ins Kloster, die andere, Alina, zum Arbeiten nach Deutschland. Sie kehrt zurück, um die Freundin mit nach Deutschland nehmen, aber die will im Kloster bleiben. Alina will das nicht akzeptieren, setzt sich gegen die Klosterdisziplin zur Wehr, tobt und schlägt um sich. Ihre heftigen Wutausbrüche werden zunächst im Krankenhaus als Psychose behandelt, im Kloster will man den Teufel mit Fesseln und Gebeten austreiben.
Der Film basiert auf einem realen Fall von Exorzismus in Rumänien, aber der Regisseur vermeidet alle Effekte des Horrorfilms. Der religiöse Mikrokosmos des Klosters wirkt nicht trostloser als die vermeintlich moderne Welt außerhalb. Cosmina Stratan spielt Voichita, die junge Nonne, die dem langsamen Tod ihrer Freundin hilflos zuschauen muss.
"Das Drehbuch basiert auf wahren Begebenheiten, aber diese ganzen tragischen Ereignisse sind eigentlich nur ein Aufhänger. Und im Film geht es auch nicht in erster Linie um den Konflikt zwischen traditionellem und modernem Rumänien, sondern es geht um tiefere Dinge, um Liebe, um Gott. Aber auch um den Weg zu sich selbst. In dieser ganzen Exorzismusgeschichte hat Cristian einen geeigneten Hintergrund gefunden, aber es ist auch ein Film, der über Rumänien hinausgeht. Für mich ist gutes Kino immer universell, es ist in erster Linie ein Film über Liebe und Hass, nicht über Rumänien."
Jubel zur Jahreswende in Bukarest: Rumänische Filme zeigen Menschliches und Allzumenschliches vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Erosionen. So erzählt der Film "O Luna in Thailanda" ("Einen Monat in Thailand") von einer bewegten Silvesternacht in Bukarest mit lakonischem Humor vom der Austauschbarkeit der Liebe und der Personen: Ein junger Mann trennt sich in einer Sylvesternacht brüsk von seiner Freundin und macht sich über zahllose Kneipen und Partys auf die Suche nach seiner Verflossenen, die er Monate früher ebenso brüsk verlassen hat. Der Film endet, wie er begonnen hat, mit dem gleichen Bett im Morgengrauen, nur die Frau ist eine andere.
Sechs bis acht Spielfilme werden pro Jahr in Rumänien produziert. Fast immer arbeiten die Filmemacher in engen Räumen, oft mit langen Einstellungen und einem fast dokumentarischen Duktus. Cristina Hoffmann:
"Ich nenne das Minimalismus. Die haben so einen Trend, die haben gesehen, dieser Trend passt gut zur Berlinale, passt zu Cannes, passt zu Venedig. Jeder hat da ein bisschen nachgeahmt. Jetzt ist es auch so, dass es ein bisschen passé ist, würde ich sagen, sie haben gesehen, gut das ist ein Rezept, das funktioniert. Sie haben gesehen, das ist ein Rezept, das funktioniert, jetzt müssen wir ein bisschen breiter und auch eine Vielfältigkeit ein bisschen reinbringen. Die meisten bleiben in dieser Küche, Bad, Ein-Zimmer-Wohnung. Ich habe das Gefühl, das wird sich auch langsam verlagern und ändern und das braucht auch der rumänische Film."
Manche Filmemacher versuchen es mit einem anderen Blick auf die Vergangenheit: So führt "Visul Lui Adalbert" ("Adalberts Traum") zurück ins Jahr 1986, in die absurde Wirklichkeit des real existierenden Sozialismus und erzählt mit groteskem Humor, wie ein rumänischer Industriebetrieb den Jahrestag der kommunistischen Partei feiert.
Die Filmemacherin Anka Damian erzählt in ihrem in einem sehr dokumentarisch erzählten Animationsfilm von einem tragischen Ende innereuropäischer Migration: Der Rumäne Claudiu Crulic wurde in Polen irrtümlich wegen Diebstahls verhaftet und starb dort im Hungerstreik.
In Spiel-, Dokumentar oder Animationsfilmen bleiben rumänische Filmemacher eng an der sozialen Realität des Landes, erzählen dabei aber Geschichten, die über die lokalen Bezüge hinaus faszinieren und mitreißen.
Cristina Hoffmann, die Leiterin des rumänischen Kulturinstitutes in Berlin, sieht in der Enttäuschung über die gesellschaftlichen Verhältnisse auch heute noch einen gemeinsamen Nenner der jungen rumänischen Filmemacher:
"Cristi Puiu kenne ich sehr gut und er hat eine persönliche und permanente Wut in sich. Da sind andere, die sind weniger, zum Beispiel Cristi Mungiu, eine andere Natur, aber im Großen und Ganzen muss ich gestehen, dass diese Wut bei allen präsent ist."
So führt der Eröffnungsfilm "Dupa Dealuri" (Jenseits der Berge) von Cristian Mungiu in ein kleines orthodoxes Kloster. Die Protagonistinnen sind zwei junge Frauen. Beide wuchsen zusammen im Waisenhaus auf, die eine, Voichita, ging ins Kloster, die andere, Alina, zum Arbeiten nach Deutschland. Sie kehrt zurück, um die Freundin mit nach Deutschland nehmen, aber die will im Kloster bleiben. Alina will das nicht akzeptieren, setzt sich gegen die Klosterdisziplin zur Wehr, tobt und schlägt um sich. Ihre heftigen Wutausbrüche werden zunächst im Krankenhaus als Psychose behandelt, im Kloster will man den Teufel mit Fesseln und Gebeten austreiben.
Der Film basiert auf einem realen Fall von Exorzismus in Rumänien, aber der Regisseur vermeidet alle Effekte des Horrorfilms. Der religiöse Mikrokosmos des Klosters wirkt nicht trostloser als die vermeintlich moderne Welt außerhalb. Cosmina Stratan spielt Voichita, die junge Nonne, die dem langsamen Tod ihrer Freundin hilflos zuschauen muss.
"Das Drehbuch basiert auf wahren Begebenheiten, aber diese ganzen tragischen Ereignisse sind eigentlich nur ein Aufhänger. Und im Film geht es auch nicht in erster Linie um den Konflikt zwischen traditionellem und modernem Rumänien, sondern es geht um tiefere Dinge, um Liebe, um Gott. Aber auch um den Weg zu sich selbst. In dieser ganzen Exorzismusgeschichte hat Cristian einen geeigneten Hintergrund gefunden, aber es ist auch ein Film, der über Rumänien hinausgeht. Für mich ist gutes Kino immer universell, es ist in erster Linie ein Film über Liebe und Hass, nicht über Rumänien."
Jubel zur Jahreswende in Bukarest: Rumänische Filme zeigen Menschliches und Allzumenschliches vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Erosionen. So erzählt der Film "O Luna in Thailanda" ("Einen Monat in Thailand") von einer bewegten Silvesternacht in Bukarest mit lakonischem Humor vom der Austauschbarkeit der Liebe und der Personen: Ein junger Mann trennt sich in einer Sylvesternacht brüsk von seiner Freundin und macht sich über zahllose Kneipen und Partys auf die Suche nach seiner Verflossenen, die er Monate früher ebenso brüsk verlassen hat. Der Film endet, wie er begonnen hat, mit dem gleichen Bett im Morgengrauen, nur die Frau ist eine andere.
Sechs bis acht Spielfilme werden pro Jahr in Rumänien produziert. Fast immer arbeiten die Filmemacher in engen Räumen, oft mit langen Einstellungen und einem fast dokumentarischen Duktus. Cristina Hoffmann:
"Ich nenne das Minimalismus. Die haben so einen Trend, die haben gesehen, dieser Trend passt gut zur Berlinale, passt zu Cannes, passt zu Venedig. Jeder hat da ein bisschen nachgeahmt. Jetzt ist es auch so, dass es ein bisschen passé ist, würde ich sagen, sie haben gesehen, gut das ist ein Rezept, das funktioniert. Sie haben gesehen, das ist ein Rezept, das funktioniert, jetzt müssen wir ein bisschen breiter und auch eine Vielfältigkeit ein bisschen reinbringen. Die meisten bleiben in dieser Küche, Bad, Ein-Zimmer-Wohnung. Ich habe das Gefühl, das wird sich auch langsam verlagern und ändern und das braucht auch der rumänische Film."
Manche Filmemacher versuchen es mit einem anderen Blick auf die Vergangenheit: So führt "Visul Lui Adalbert" ("Adalberts Traum") zurück ins Jahr 1986, in die absurde Wirklichkeit des real existierenden Sozialismus und erzählt mit groteskem Humor, wie ein rumänischer Industriebetrieb den Jahrestag der kommunistischen Partei feiert.
Die Filmemacherin Anka Damian erzählt in ihrem in einem sehr dokumentarisch erzählten Animationsfilm von einem tragischen Ende innereuropäischer Migration: Der Rumäne Claudiu Crulic wurde in Polen irrtümlich wegen Diebstahls verhaftet und starb dort im Hungerstreik.
In Spiel-, Dokumentar oder Animationsfilmen bleiben rumänische Filmemacher eng an der sozialen Realität des Landes, erzählen dabei aber Geschichten, die über die lokalen Bezüge hinaus faszinieren und mitreißen.