Musiktheater

Warum die Oper eine Zukunft hat

02:16 Minuten
Tom Erik Lie als Großherzogin Von Gerolstein, aufgenommen am 29.10.2020 bei der Probe zu "Die Großherzogin von Gerolstein" von Jacques Offenbach in der Komischen Oper in Berlin.
Wird bald wieder gesungen? Offenbachs Operette "Die Großherzogin von Gerolstein" mit Tom Erik Lie an der Komischen Oper Berlin. © picture alliance / dpa / XAMAX
Von Jürgen Liebing |
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Wer derzeit Opern von Puccini, Wagner oder Verdi erleben will, muss zur Konserve greifen, denn die Bühnen sind geschlossen. Schlechte Aussichten für Musiktheater? Nein, meint Jürgen Liebing, der fünf Gründe findet, warum die Oper unverzichtbar bleibt.
1. Der Gesang – und damit die Oper – ist die einzige Kunstform, der es gelang, Steine zu erweichen, wilde Tiere zu zähmen und das Meer zu beruhigen. So ist es Orpheus, der Mittelpunkt vieler Opern ist, gelungen. Und so gelingt es auch heute noch in glücklichen Momenten, diesen Effekt zu erzielen, versteinerte Herzen zu erweichen, wilde Menschen zu beruhigen und aufwallende Temperamente zu mäßigen.
2. Die musikalische Sprache der Oper wird überall auf der Welt verstanden, von Berlin bis Burkina Faso, wo der früh gestorbene Christoph Schlingensief sein Operndorf gegründet hat, von Peking bis New York. Mozarts "Zauberflöte" in Johannisburg, Puccinis "La Bohème" in Buenos Aires. Wagners "Ring des Nibelungen" in Tokio. Oper ist DIE universale Kunstform.
3. Die Oper ist die Kunstform, an der die meisten anderen Künste beteiligt sind. Neben Gesang natürlich Instrumentalmusik, Regie und Choreografie, Malerei, Dichtung, Kostüm- und Bühnenbildnerei. Sie ist also Modell für ein komplexes gesellschaftliches Zusammenleben und Zusammenwirken.
4. Ohne den "Jahrhundertring" von Patrice Chéreau in Bayreuth 1976, ohne die Inszenierungen des Norwegers Stefan Herheim und des Intendanten der Komischen Berlin Barrie Kosky wäre unser Kulturleben ärmer. Alle drei waren beziehungsweise sind schwul. Die Oper war immer schon ein Ort für queere Menschen.
5. Und die Oper kann auch die Seiten der Regenbogenpresse füllen von einst Maria Callas bis Anna Netrebko heute.
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