400. Wartburgkonzert

Ein großes Jubiläum in einer alten Burg

Blick in einen großen, historischen Saal mit hoher, dekorierter Holzdecke, imposanten Leuchten und roten Stühlen.
In diesen herrlichen Festsaal lädt Deutschlandfunk Kultur zum 400. Mal zum Wartburgkonzert ein. © Imago / Sylvio Dittrich
Moderation: Ulrike Jährling |
Zum 400. Mal veranstaltet Deutschlandfunk Kultur auf der Wartburg ein Konzert. Pferdkraft und der technische Fortschritt machten die Konzertreihe an diesem geschichtsträchtigen Ort möglich. Zur Feier erklingen Werke für Akkordeon und Orchester.
Seit 60 Jahren existieren die Wartburgkonzerte, es ist die älteste, kontinuierlich stattfindende und von einem Rundfunk ausgerichtete Konzertreihe. Der Redakteur der ersten Konzerte, Dr. Eberhard Rudolph, erinnert sich:
„Anfang April 1958 bekam die Redaktion Ernste Musik des damaligen Deutschlandsenders den dienstlichen Auftrag, für den 21. Juni desselben Jahres ein Festkonzert im Festsaal des Palas auf der Wartburg zu organisieren, als Höhepunkt eines geplanten hochrangigen, deutsch-deutschen Regierungstreffens unter dem Motto ‚Deutsche an einen Tisch‘. ...Ungeachtet der Tatsache, dass das eigentliche "Ereignis", das Treffen 'Deutsche an einen Tisch', kurzfristig unter den Tisch fiel, fand das Konzert höchst erfolgreich statt.“
Wartburg Plakate der Wartburgkonzerte liegen auf einem Tisch auf der Wartburg. Deutschlandfunk Kultur überträgt am 29. April.
60 Jahre auf einen Blick: Links das erste Plakat in einfacher Druckweise, ganz rechts die aktuelle Ankündigung zum Jubiläumskonzert.© IMAGO/ari
Als Ergebnis des live im Radio gesendeten Konzertes von einem derart geschichtsträchtigen Ort fiel die Entscheidung, daraus eine Konzertreihe zu entwickeln. Dieser eher politischen Ausgangssituation ist es übrigens zu verdanken, dass später, auch wenn die deutsch-deutsche Grenze inzwischen fest gemauert war, immer auch Künstler aus der Bundesrepublik kommen durften.

Renovierungen für den Rundfunk

Die Umgestaltung des Palas wurde notwendig, denn der Festsaal sollte fortan als Konzertsaal dienen: Die Umgestaltung des denkmalgeschützten Gebäudes gestaltete sich unendlich schwierig: Die Statik verlangte eine Verstärkung des Bodens, hinzu kam der Einbau einer Bühne, der Eingang in den Saal wurde von einem Ende zum anderen verlegt; eine breite Eingangstreppe hinzugefügt. Der Saal musste beleuchtet werden und erhielt später die heutigen Decken-Kandelaber. Die Stromanlage wurde neu angelegt.

Technische Neuausstattung

Bis zum Einbau eines kleinen Aufnahmestudios in einem Seitentrakt des Gebäudes in den 70-er Jahren waren diese Übertragungen für die Rundfunktechniker überaus kräftezehrend und hart. Da die Burg auf sehr steilem Gefälle gebaut ist, konnte kein Übertragungswagen den Berg erklimmen. Er musste weiter unten auf einem Plateau geparkt werden. Dann kamen Pferde, die die armdicken Kabel bis hoch auf die Burg zogen. Auch als die Kabel etwas dünner und leichter wurden, hatten die Kollegen diese dennoch sehr kräftezehrende Arbeit zu verrichten.

Dieser schwierigen logistischen Situation ist es zu verdanken, dass die ersten Versuche der (kabellosen) Funk-Übertragung eines live-Signals ebenfalls bei den Wartburgkonzerten stattfanden. Heutzutage ist das technischer Standard. Insofern haben die Wartburgkonzerte auch rundfunktechnisch Geschichte geschrieben.
Ein Blick auf das Mischpult, das vor einem historischen Fenster steht.
Neue Technik in historischen Räumen: Über dieses Pult wird auch das 400. Wartburgkonzert in die Welt gesendet.© IMAGO/ari
In den mehr als 60 Jahren der Wartburgkonzerte hat sich auch in Deutschland vieles verändert. Wiedervereinigung, Auflösung von Rundfunksendern, Neuordnung der Medienlandschaft, die Pandemie, jetzt der Krieg in Europa. So verwundert es nicht, dass die Konzertreihe einige Male vor ihrem Ende stand. Um so größer die Freunde, dass das 400. Konzert nun die 65. Saison mit Musikern aus Litauen eröffnen kann.
Längst lautet das Motto dieser Konzertreihe also nicht mehr „Deutsche an einen Tisch“, sondern „Künstler aus aller Welt auf die Wartburg“. Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt auch für die nächsten hundert Wartburgkonzerte.

Ein Star mit Akkordeon

Diesen Abend gestalten Musikerinnen und Musiker aus Lettland das Programm. Mit dabei der Akkordeonist Martynas Levickis. Er bezeichnet sein Instrument gern als seine „magische Trickkiste“. Wenn er spielt, verstummt das Publikum, als verfolge es eine verblüffende Zaubershow. Levickis ist ein Mann mit einer Mission: seinem ewig unterschätzten Instrument endlich das Renommee zu verschaffen, das ihm zusteht.
Martynas Levicki mit kurzen dunklen Haaren schaut direkt in die Kamera, während er sein Instrument weit auffächert.
Martynas Levicki studierte an der Royal Academy of Music in London und erhielt über 30 Preise bei diversen Wettbewerben.© Sebastian Madej
Levickis‘ Karriere begann in den tiefen Wäldern Litauens, in denen er schon im Alter von drei Jahren die Vögel und das Rauschen der Bäume mit seinem Akkordeon nachahmte. In Litauen wurde er schlagartig bekannt, als er 2010 die Castingshow „Lithuania’s Got Talent“ gewann. Viele Preise bei Musikwettbewerben belegen: Martynas Levickis zählt zu den gefragtesten Akkordeon-Solisten der Welt, der 2015 auch sein eigenes Ensemble Mikroorkéstra gründete.
Live aus dem Festsaal des Palas der Wartburg, Eisenach

Antonio Vivaldi
“Le quattro stagioni“ ("Die Vier Jahreszeiten")
in einer Bearbeitung für Streichorchester, Cembalo und Akkordeon von Martynas Levickis
"La primavera" ("Der Frühling") RV 269

Festansprache des Intendanten von Deutschlandradio Stefan Raue

"L’estate" ("Der Sommer") RV 315
"L’autunno" ("Der Herbst") RV 293
"L’inverno" ("Der Winter") RV 297

Richard Galliano
"Concerto Opale"

Karl Jenkins
"Palladio"
in einer Fassung für Streichorchester, Cembalo und Akkordeon von Martynas Levickis

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