Wandler zwischen zwei Welten
DJs, das sind die neuen Stars der internationalen Clubszene. Sie sind Magneten, die eine Disco füllen. Sie werden verehrt und bewundert. Doch neben dem glitzernden Nachtleben führen manche DJs ein ganz normales Leben. Alex Barck vom Berliner DJ-Kollektiv Jazzanova wagt den Spagat zwischen nächtlichem Großstadtdschungel und Familie.
Cafe Moskau. Hundert von Menschen drängen sich auf der Tanzfläche im Souterrain des Berliner Clubs: Tanzen ausgelassen. Jubeln ekstatisch.
" If you ask me, who my favourite DJ in the world is: It´s Alex Barck, Jazzanova. Kreischen.“
Alex Barck alias Jazzanova steht auf einer kleinen Bühne: ein mittelgroßer Mann, dessen Gesicht hinter einer schwarz-umrandeten Brille und einem dunkelbraunen Vollbart verschwindet. Gekleidet ist er lässig in T-Shirt und Jeans. Wenig glamourös und damit sehr sympathisch. Ein wenig erinnert er an Woody Allen. Mit Kopfhörern auf den dichten braunen Haaren wippt er rhythmisch vor und zurück. Dreht die Scheibe und sucht schon den nächsten Beat, der das Publikum noch weiter anheizen soll.
Dabei wirkt er fast ein wenig entrückt. So als würde er die Masse, die ihm zujubelt, gar nicht wahrnehmen.
" Wer mich anhimmelt, das kriege ich nicht mit. Nee? Na ja, gut. Lachen. Es ist so, he, wenn sie Spaß haben, dann sind sie lange da und tanzen, jubeln auch mal, wenn ihnen etwas richtig gut gefällt! Und darum geht es mir eigentlich. Ich bin auch sehr für mich. Aber das ist das Ding: Wenn du das ausstrahlst, dass du da drin steckst in dem Ding, dann kriegen die Leute das auch mit. "
Und wie sie das mitkriegen: Getanzt wird bis morgens um sieben. Ein Knochenjob für den 33-jährigen DJ, denn anders als vermutet geht es für ihn jetzt weiter: Zuhause warten eine Ehefrau und zwei kleine Mädchen auf die Heimkehr ihres Papas. Der Bruch könnte nicht krasser sein: Frühstück ist angesagt!
" Klar komme ich mit verrückten Typen in Kontakt, die schräg drauf sind oder besoffen und was weiß ich für Drogen genommen haben. Ich mach das ja nicht, und dann kommste nach Hause und musst wieder ganz normal... Aber irgendwie stehe ich drauf: Also, mich bringt das richtig auf den Teppich. "
Alex Barck ist einer der wenigen DJs mit Familie. Untypisch sozusagen in einer Szene, die ganz auf die Nacht ausgerichtet ist. Sich da abzugrenzen, sich freie Tage rauszuhauen, ist schwierig. Schließlich zählt der Spaß, das Jetzt-In-Sein und der Beat. Nein, sagt Alex, daher eigentlich ungern.
Klaren Grenzen zieht seine Frau Maela: Schließlich arbeitet die Deutsch/Französin selber auch: Als Lehrerin.
" Ich bin nicht die Mutti, die drei Jahre zuhause bleibt, damit Monsieur auflegen kann, sondern ich habe den Deal: Er darf nicht jedes Wochenende weg sein. Also, ich schaufle immer freie Wochenenden, indem ich direkt beim Booker anrufe und sage, dass Wochenende darf er nicht und da sind Ferien. Lachen. Da gibt es kein Pardon. Alex lässt mich da walten, sonst geht das gar nicht. "
Alex Barck räumt auf mit Klischees: Nichts da von wegen nur Party mit freizügigen Mädchen und Drogenrausch. DJ sein, heißt Disziplin haben. Auch wenn man keine Familie hat. Denn es ist ein Job, mit dem man Geld verdienen will. Ein anstrengender dazu. Schließlich ist alles verdreht: Tag und Nacht laufen andersrum. Ist man erfolgreich, ist man viel unterwegs: Sitzt im Flugzeug, in anonymen Wartehallen, lebt im Hotel und ist immer auf Abruf. Das verändert einen:
" Ja. Also, ich sehr selbstkritisch und würde sagen, ich bin asozialer geworden: gerade man so auf Tour ist und ist jeden Abend so vor tausend Leuten und alle wollen was, ist ja nett, die meinen es auch nur gut, aber irgendwann wird es zuviel und man will seine Ruhe. Da wird man so muffelig./ OK, das ist ein Job, der natürlich Spaß macht und man kommt mit vielen guten Leuten in Verbindung, aber es ist auch irgendwann Schluss. "
Schluss sein soll irgendwann auch mit dem unsteten Nachtleben. Ein altender DJ sein, der den Geschmack der Jugend nicht mehr wirklich trifft, weil er selbst aus einer anderen Musik-Zeit kommt, das will Alex Brack nicht erleben. Früh hat er deshalb mit Freunden ein eigenes Plattenlabel begründet: Solar Kollektiv.
In der dritten Etage der Berliner Arkonahöfe hat das Label seinen Sitz. Ein Großraumbüro für die vier Angestellten plus eigenem Studio. Das Geschäft läuft gut. Unglaublich. Denn angefangen haben die Jungens mit nur einem einzigen Lied. Das lief aber so gut, dass sie quasi über Nacht 2tausend Stück verkauften. Das war der Startschuss. Über 160 Platten hat Sonar Kollektiv bisher rausgebracht: eine bunte Mischung aus Pop und Jazz.
„Da haben wir gesagt: Auflegen schön, aber mehr kann man mit Platten verkaufen verdienen. Und dann ging das so los: das Geld war da, man war flüssig und man konnte sagen, he, mach uns doch mal eine Platte für ein paar 100 Euro und die bringen wir dann raus, ist doch toll, oder? "
Klar, schließlich hat Musik schon immer sein Leben bestimmt. Schon zu DDR Zeiten war Musik ein Lebenselixier, die kleine private Revolution gegen die Zwänge des Systems. Von da ging es weiter: Vom Tapes kopieren über das Auflegen bei Partys von Freunden bis hin zum ersten Gig. Und irgendwie bekommt das DJ Leben so doch noch etwas von einem Traum.
" Also besser kann es nicht gehen: ich würde meinen Job nie tauschen!“
" If you ask me, who my favourite DJ in the world is: It´s Alex Barck, Jazzanova. Kreischen.“
Alex Barck alias Jazzanova steht auf einer kleinen Bühne: ein mittelgroßer Mann, dessen Gesicht hinter einer schwarz-umrandeten Brille und einem dunkelbraunen Vollbart verschwindet. Gekleidet ist er lässig in T-Shirt und Jeans. Wenig glamourös und damit sehr sympathisch. Ein wenig erinnert er an Woody Allen. Mit Kopfhörern auf den dichten braunen Haaren wippt er rhythmisch vor und zurück. Dreht die Scheibe und sucht schon den nächsten Beat, der das Publikum noch weiter anheizen soll.
Dabei wirkt er fast ein wenig entrückt. So als würde er die Masse, die ihm zujubelt, gar nicht wahrnehmen.
" Wer mich anhimmelt, das kriege ich nicht mit. Nee? Na ja, gut. Lachen. Es ist so, he, wenn sie Spaß haben, dann sind sie lange da und tanzen, jubeln auch mal, wenn ihnen etwas richtig gut gefällt! Und darum geht es mir eigentlich. Ich bin auch sehr für mich. Aber das ist das Ding: Wenn du das ausstrahlst, dass du da drin steckst in dem Ding, dann kriegen die Leute das auch mit. "
Und wie sie das mitkriegen: Getanzt wird bis morgens um sieben. Ein Knochenjob für den 33-jährigen DJ, denn anders als vermutet geht es für ihn jetzt weiter: Zuhause warten eine Ehefrau und zwei kleine Mädchen auf die Heimkehr ihres Papas. Der Bruch könnte nicht krasser sein: Frühstück ist angesagt!
" Klar komme ich mit verrückten Typen in Kontakt, die schräg drauf sind oder besoffen und was weiß ich für Drogen genommen haben. Ich mach das ja nicht, und dann kommste nach Hause und musst wieder ganz normal... Aber irgendwie stehe ich drauf: Also, mich bringt das richtig auf den Teppich. "
Alex Barck ist einer der wenigen DJs mit Familie. Untypisch sozusagen in einer Szene, die ganz auf die Nacht ausgerichtet ist. Sich da abzugrenzen, sich freie Tage rauszuhauen, ist schwierig. Schließlich zählt der Spaß, das Jetzt-In-Sein und der Beat. Nein, sagt Alex, daher eigentlich ungern.
Klaren Grenzen zieht seine Frau Maela: Schließlich arbeitet die Deutsch/Französin selber auch: Als Lehrerin.
" Ich bin nicht die Mutti, die drei Jahre zuhause bleibt, damit Monsieur auflegen kann, sondern ich habe den Deal: Er darf nicht jedes Wochenende weg sein. Also, ich schaufle immer freie Wochenenden, indem ich direkt beim Booker anrufe und sage, dass Wochenende darf er nicht und da sind Ferien. Lachen. Da gibt es kein Pardon. Alex lässt mich da walten, sonst geht das gar nicht. "
Alex Barck räumt auf mit Klischees: Nichts da von wegen nur Party mit freizügigen Mädchen und Drogenrausch. DJ sein, heißt Disziplin haben. Auch wenn man keine Familie hat. Denn es ist ein Job, mit dem man Geld verdienen will. Ein anstrengender dazu. Schließlich ist alles verdreht: Tag und Nacht laufen andersrum. Ist man erfolgreich, ist man viel unterwegs: Sitzt im Flugzeug, in anonymen Wartehallen, lebt im Hotel und ist immer auf Abruf. Das verändert einen:
" Ja. Also, ich sehr selbstkritisch und würde sagen, ich bin asozialer geworden: gerade man so auf Tour ist und ist jeden Abend so vor tausend Leuten und alle wollen was, ist ja nett, die meinen es auch nur gut, aber irgendwann wird es zuviel und man will seine Ruhe. Da wird man so muffelig./ OK, das ist ein Job, der natürlich Spaß macht und man kommt mit vielen guten Leuten in Verbindung, aber es ist auch irgendwann Schluss. "
Schluss sein soll irgendwann auch mit dem unsteten Nachtleben. Ein altender DJ sein, der den Geschmack der Jugend nicht mehr wirklich trifft, weil er selbst aus einer anderen Musik-Zeit kommt, das will Alex Brack nicht erleben. Früh hat er deshalb mit Freunden ein eigenes Plattenlabel begründet: Solar Kollektiv.
In der dritten Etage der Berliner Arkonahöfe hat das Label seinen Sitz. Ein Großraumbüro für die vier Angestellten plus eigenem Studio. Das Geschäft läuft gut. Unglaublich. Denn angefangen haben die Jungens mit nur einem einzigen Lied. Das lief aber so gut, dass sie quasi über Nacht 2tausend Stück verkauften. Das war der Startschuss. Über 160 Platten hat Sonar Kollektiv bisher rausgebracht: eine bunte Mischung aus Pop und Jazz.
„Da haben wir gesagt: Auflegen schön, aber mehr kann man mit Platten verkaufen verdienen. Und dann ging das so los: das Geld war da, man war flüssig und man konnte sagen, he, mach uns doch mal eine Platte für ein paar 100 Euro und die bringen wir dann raus, ist doch toll, oder? "
Klar, schließlich hat Musik schon immer sein Leben bestimmt. Schon zu DDR Zeiten war Musik ein Lebenselixier, die kleine private Revolution gegen die Zwänge des Systems. Von da ging es weiter: Vom Tapes kopieren über das Auflegen bei Partys von Freunden bis hin zum ersten Gig. Und irgendwie bekommt das DJ Leben so doch noch etwas von einem Traum.
" Also besser kann es nicht gehen: ich würde meinen Job nie tauschen!“