Wanderer zwischen den Kulturen
Der Bildhauer und Klangkünstler Satoshi Morita ist als evangelischer Pfarrersohn in Japan aufgewachsen, wo sich nur etwa ein Prozent der Einwohner als Christen bezeichnen. Das Aufwachsen als Außenseiter empfindet Morita inzwischen als Vorteil - er habe gelernt, mit Mut zu sich zu stehen.
Satoshi Morita: "Evangelisch, das ist eher so nachdenkend und da muss man selber etwas entdecken, finden. Und dann diesen Prozess, etwas zu suchen und glauben, ist nicht vielleicht wirklich passend zum Mentalität von Japaner. Weil die schon dran gewöhnt, so eine Wirkung zu kriegen. Es gibt so kleine Zettel und dann man geht zum Schrein, also Tempel vom Shintoismus und dann man zieht einen Zettel und dann denkt man, ah, jetzt kommt was Schönes. Das ist sehr plastische Wirkung, sag ich mal."
Satoshi Moritas Vater hat als evangelischer Pfarrer in Tokio keine leichte Aufgabe. Erwarten doch die meisten Japaner von ihren Gottheiten Wohltaten im Hier und Jetzt: eine glückliche Ehe, beruflichen Erfolg, Heilung. Versprechen, die Herr Morita nicht gibt. Dessen Kraft, den eigenen Glauben trotzdem missionarisch zu leben, hat Satoshi geprägt.
"Mein Vater ist ein Mensch, der an etwas glaubt, natürlich erstmal an Gott, aber dann das Verhalten des Glaubens ist ja eine der Triebkraft für alle Sachen, was der Mensch macht. Und dann, weil ich jetzt künstlerische Sachen ausprobiere, sag ich mal, dann muss ich wirklich an etwas glauben, denn sonst hab ich keine Kraft. Es kann immer umkippen, wenn man nicht daran glaubt. Und dann, das habe ich von meinem Vater so gelernt."
Der 34-Jährige spricht freundlich gelassen und sehr ernsthaft, vor allem, wenn es um seine Arbeit geht. Er ist Klangkünstler in Berlin und schwimmt damit ebenso wenig im Strom mit wie sein Vater. Seine Umgebung nimmt er sehr genau wahr und bearbeitet sie künstlerisch, so wie die alltäglichen Straßengeräusche, mit denen er 2007 in einer Höhle in Gera zu hören war.
Genau hinhören - das lernen Außenseiter, wie Satoshi als Kind einer war. Sonntagmorgens musste er das Baseballtraining früher verlassen um in die Kirche zu gehen, und auch in der Schule war er erkennbar anders. Als Einziger trug er keine Schuluniform, da seine Eltern gesellschaftliche Unterschiede nicht verstecken wollten.
"Das war unangenehm. Ganz ehrlich. Unangenehm. Und dann Leute merken immer, hey, das ist Satoshi. So das war auch ein Training, wenn ich nachdenke. Und das war echt hart. Das war alles so intensiv, ja? Aber dann habe ich jetzt so einen Mut, kann ich echt sagen: Hey, ich bin ich, ja?
Ich sehe auch ein Problem in der japanischen Gesellschaft, dass viele Jugendliche eher so sehr sensibel sind gegen so Schmerzen. Die hatten sehr wenige Erfahrungen mit Schmerz, sowohl körperlicher Schmerz als auch seelischen Schmerz. Ich glaube, dass Eltern einfach freien Raum an die Kinder geben müssen, auch für den Schmerz. Auch Freude auch. Alles, was mit Leben zu tun haben."
Ein Stipendium führte ihn vor sieben Jahren von Tokio nach Münster. Deutsch sprach er so gut wie gar nicht. Er lernte, und er blieb. Dass er den Mut hatte, mit 27 Jahren in ein völlig neues Leben zu starten, das schreibt er seiner Kindheit zu. Seinen Eltern ist er sehr dankbar für die unjapanische Erziehung.
"Meine Eltern waren echt frei. Mein Vater hat immer gesagt, he, Sohn: Such und dann findet. Wer sucht, findet, ja? Aber dann ich finde diese Haltung echt grundlegend für jeden. Weil jeder will etwas erreichen. Aber dann muss man erstmal suchen und dann finden. Und dann, wenn man was findet, kann man an sich glauben."
Der Glaube an unaufhaltsames Wachstum wurde auch in Japan durch eine Wirtschaftskrise erschüttert. Dass Berufsanfänger lebenslang gut versorgt in ihrer Firma bleiben, ist nicht mehr die Regel. Bildung wurde schon immer groß geschrieben, nun bekam sie einen immensen Stellenwert. Manche Eltern setzen bei ihren Kindern zu einseitig auf Leistung und Anpassung, findet Satoshi.
"Viele ehrgeizige Eltern wollen gerne von Kindheit was beibringen. Und sogar bei der Schwangerschaft, die spielen Englischkassetten und dann weil das Gehirn vielleicht hat schon was mit Schulung zu tun. Aber ich bin eher dagegen. Weil Kind ist ein freies Wesen und so weit ich weiß, die Philosophie von dem Kindergarten bei der Kirche hat diesen Freiheitsgedanken."
Seine Erziehung gab ihm Freiheit, sein Aufwachsen als Außenseiter Kraft. Heute bezeichnet er sich nicht als gläubig im christlichen Sinne, er glaubt aber zutiefst an das, was er tut. Der Erfolg gibt ihm Recht. Immer mehr Kuratoren werden auf ihn aufmerksam und stellen seine Arbeiten aus. Als Wanderer zwischen den Kulturen findet er mittlerweile, dass asiatische und christliche Werte beileibe nicht himmelweit voneinander entfernt sind.
"Weil zum Beispiel dieser Harmoniegedanke in Japan ist sehr stark und man denkt an die anderen. Aber das ist ja genau, was Christentum sagt. So, helfen, Leute helfen und ohne Erwartung. Das tun Japaner sehr gerne. Und deshalb merke ich auch, dass Christentum in Japan sehr passend. Und dann ich denke mir so, dass Japaner von Natur her so Christen sind."
Satoshi Moritas Vater hat als evangelischer Pfarrer in Tokio keine leichte Aufgabe. Erwarten doch die meisten Japaner von ihren Gottheiten Wohltaten im Hier und Jetzt: eine glückliche Ehe, beruflichen Erfolg, Heilung. Versprechen, die Herr Morita nicht gibt. Dessen Kraft, den eigenen Glauben trotzdem missionarisch zu leben, hat Satoshi geprägt.
"Mein Vater ist ein Mensch, der an etwas glaubt, natürlich erstmal an Gott, aber dann das Verhalten des Glaubens ist ja eine der Triebkraft für alle Sachen, was der Mensch macht. Und dann, weil ich jetzt künstlerische Sachen ausprobiere, sag ich mal, dann muss ich wirklich an etwas glauben, denn sonst hab ich keine Kraft. Es kann immer umkippen, wenn man nicht daran glaubt. Und dann, das habe ich von meinem Vater so gelernt."
Der 34-Jährige spricht freundlich gelassen und sehr ernsthaft, vor allem, wenn es um seine Arbeit geht. Er ist Klangkünstler in Berlin und schwimmt damit ebenso wenig im Strom mit wie sein Vater. Seine Umgebung nimmt er sehr genau wahr und bearbeitet sie künstlerisch, so wie die alltäglichen Straßengeräusche, mit denen er 2007 in einer Höhle in Gera zu hören war.
Genau hinhören - das lernen Außenseiter, wie Satoshi als Kind einer war. Sonntagmorgens musste er das Baseballtraining früher verlassen um in die Kirche zu gehen, und auch in der Schule war er erkennbar anders. Als Einziger trug er keine Schuluniform, da seine Eltern gesellschaftliche Unterschiede nicht verstecken wollten.
"Das war unangenehm. Ganz ehrlich. Unangenehm. Und dann Leute merken immer, hey, das ist Satoshi. So das war auch ein Training, wenn ich nachdenke. Und das war echt hart. Das war alles so intensiv, ja? Aber dann habe ich jetzt so einen Mut, kann ich echt sagen: Hey, ich bin ich, ja?
Ich sehe auch ein Problem in der japanischen Gesellschaft, dass viele Jugendliche eher so sehr sensibel sind gegen so Schmerzen. Die hatten sehr wenige Erfahrungen mit Schmerz, sowohl körperlicher Schmerz als auch seelischen Schmerz. Ich glaube, dass Eltern einfach freien Raum an die Kinder geben müssen, auch für den Schmerz. Auch Freude auch. Alles, was mit Leben zu tun haben."
Ein Stipendium führte ihn vor sieben Jahren von Tokio nach Münster. Deutsch sprach er so gut wie gar nicht. Er lernte, und er blieb. Dass er den Mut hatte, mit 27 Jahren in ein völlig neues Leben zu starten, das schreibt er seiner Kindheit zu. Seinen Eltern ist er sehr dankbar für die unjapanische Erziehung.
"Meine Eltern waren echt frei. Mein Vater hat immer gesagt, he, Sohn: Such und dann findet. Wer sucht, findet, ja? Aber dann ich finde diese Haltung echt grundlegend für jeden. Weil jeder will etwas erreichen. Aber dann muss man erstmal suchen und dann finden. Und dann, wenn man was findet, kann man an sich glauben."
Der Glaube an unaufhaltsames Wachstum wurde auch in Japan durch eine Wirtschaftskrise erschüttert. Dass Berufsanfänger lebenslang gut versorgt in ihrer Firma bleiben, ist nicht mehr die Regel. Bildung wurde schon immer groß geschrieben, nun bekam sie einen immensen Stellenwert. Manche Eltern setzen bei ihren Kindern zu einseitig auf Leistung und Anpassung, findet Satoshi.
"Viele ehrgeizige Eltern wollen gerne von Kindheit was beibringen. Und sogar bei der Schwangerschaft, die spielen Englischkassetten und dann weil das Gehirn vielleicht hat schon was mit Schulung zu tun. Aber ich bin eher dagegen. Weil Kind ist ein freies Wesen und so weit ich weiß, die Philosophie von dem Kindergarten bei der Kirche hat diesen Freiheitsgedanken."
Seine Erziehung gab ihm Freiheit, sein Aufwachsen als Außenseiter Kraft. Heute bezeichnet er sich nicht als gläubig im christlichen Sinne, er glaubt aber zutiefst an das, was er tut. Der Erfolg gibt ihm Recht. Immer mehr Kuratoren werden auf ihn aufmerksam und stellen seine Arbeiten aus. Als Wanderer zwischen den Kulturen findet er mittlerweile, dass asiatische und christliche Werte beileibe nicht himmelweit voneinander entfernt sind.
"Weil zum Beispiel dieser Harmoniegedanke in Japan ist sehr stark und man denkt an die anderen. Aber das ist ja genau, was Christentum sagt. So, helfen, Leute helfen und ohne Erwartung. Das tun Japaner sehr gerne. Und deshalb merke ich auch, dass Christentum in Japan sehr passend. Und dann ich denke mir so, dass Japaner von Natur her so Christen sind."