Wandel oder Weitermachen?

Moderation: Klaus Remme |
Zwei Jahre waren sie im Dauerstress, haben Babys gedrückt, die inzwischen längst laufen können, Millionen Hände geschüttelt und zahllose Versprechungen gemacht. Manche Rede ist im Gedächtnis geblieben, alle Ausrutscher sind bei „youtube“ zu besichtigen. Barack Obama und John McCain warten auf das Urteil der Wähler und vor allem Obama hat in diesem Wahlkampf Geschichte geschrieben.
Als Nobody gestartet, entwickelte er eine beispiellose Dynamik. Schon der Kampf gegen Hillary Clinton und seine Kandidatur zeugten von der Wechselstimmung, die für eine Gesellschaft in Bewegung steht. Der Kontrast zwischen beiden Kandidaten könnte größer kaum sein.

Die Rassenproblematik, religiöse Befindlichkeiten und landestypische Konflikte wie Todesurteile und Waffengesetze: Nichts wurde ausgelassen in der Diskussion um den nächsten Präsidenten. Das alles vor dem Hintergrund zweier blutiger Kriege und einer Wirtschaftsflaute, die den „American Dream“ für viele zum Alptraum werden lässt.

George Bush ist Geschichte, die meisten Amerikaner sind dankbar dafür, und sie fühlen mehr als das sie wissen: Ein weiter so ist diesmal keine Option. Die Lange Nacht vor dem Neustart einer Supermacht!

Gäste:
- Thomas Kleine-Brockhoff, Washington DC
– Atina Grossmann, New York
– Lisa Schilling, Chicago

Thomas Kleine-Brockhoff
Senior Director for Policy Programs at the German Marshall Fund of the United States. He oversees GMF's foreign policy and economic policy program and its fellowship programs.
Artikel zum amerikanischen Wahlkampf von Thomas Kleine-Brockhoff in „Die Zeit“.
Atina Grossmann
Professor of History, Cooper Union, New York
Atina Grossmann teaches Modern European and German history, and women's and gender studies. She holds a B.A. from City College of New York and a M.A. and Ph.D. from Rutgers University.
Von Atina Grossmann ist in deutscher Sprache u.a. erschienen:
Geschichte und Geschlechter
Revisionen der neueren deutschen Geschichte.
Hrsg.: Karen Hagemann u. Jean H. Quataert
Geschichte und Geschlechter Bd.57
Originaltitel: Gendering Modern German History.
Rewriting Historiography, in deutscher Sprache.
Historikerinnen und Historiker aus Deutschland und den USA (u. a. Kathleen Canning, Belinda Davis, Atina Grossmann, Birthe Kundrus und Angelika Schaser) überprüfen, inwieweit nach fast 40 Jahren Frauen- und Geschlechtergeschichte „Geschlecht“ als Kategorie in den Geschichtswissenschaften etabliert wurde. Sie orientieren sich an Schlüsselthemen der neueren deutschen Geschichte: Nation und Staat, Militär und Krieg, Kolonialismus, Staatsbürgerschaft, Religion, jüdische Geschichte, Drittes Reich und Holocaust, Körper und Familie. Die Einbeziehung der Kategorie „Geschlecht“, so das Ergebnis, hat zu weitreichenden Neuinterpretationen der Vergangenheit geführt.
Am 4. November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Wer wird das Rennen um das Weiße Haus machen? Wie funktioniert die Wahl? Welche Auswirkungen wird das Ergebnis auf das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu Europa haben? Ein Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung
Barack Obama in seiner Rede zur Annahme der Nominierung der Präsidentschaftskandidatur auf dem Parteitag der Demokraten am 28.08.2008
(im Mittelpunkt Analyse, wer für die Probleme verantwortlich ist; Unterschied zu McCain in Sachen Irak und Terrorbekämpfung; Unterschied zu McCain in Sachen Marktvertrauen; Verbindung zu Traumrede von Martin Luther King)
Statement: Viele von euch haben ihre Häuser verloren. Noch mehr müssen zuschauen, wie der Wert ihrer Häuser ins Bodenlose fällt. Viele haben Autos, die sich nicht leisten können; Kreditkarten und Rechnungen, die sie nicht bezahlen können; und Ausbildungskosten, die jenseits eurer finanziellen Möglichkeiten sind. Nicht für alle dieser Probleme ist die Regierung verantwortlich. Aber die Unfähigkeit, sie zu bewältigen ist eine direkte Folge der gescheiterten Politik von George W. Bush. Amerika, wir sind besser als die vergangen acht Jahre. Wir sind ein besseres Land.
Statement: Als Oberbefehlshaber werde ich nicht zögern, dieses Land zu verteidigen. Aber ich werde unsere Truppen nur mit einer klaren Mission einer Gefahr aussetzen und auch nur mit dem Versprechen, dass sie die Ausrüstung erhalten, die sie für den Kampfeinsatz brauchen, sowie dass sie nach ihrer Rückkehr die Unterstützung und Betreuung bekommen, die sie verdienen. Ich werde den Irakkrieg in verantwortungsbewusster Weise beenden und den Kampf gegen Al Kaida und die Taliban in Afghanistan zu Ende führen. Ich werde unser Militär so aufbauen, das es für zukünftige Konflikte gerüstet ist, aber ich werde auch die harte und direkte Diplomatie erneuern, um Iran vom Erwerb von Atomwaffen abzuhalten und die russische Agression zu zügeln. Ich werde neue Partnerschaften aufbauen, um den Bedrohungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen: Terror und die Weitergabe von Atomwaffen, Armut und Völkermord, Klimawandel und Krankheiten. Ich werde unser moralisches Ansehen wiederherstellen, damit Amerika wieder zur Hoffnung für alle wird, die sich für die Freiheit einsetzen, die in Frieden leben wollen und sich nach einer besseren Zukunft sehnen.

Statement: Seit mehr als zwei Jahrzehnten folgt John McCain der alten, verrufenen republikanischen Philosophie: Gib denen, die das meiste haben, noch mehr und vertrau darauf, dass alle anderen dann auch etwas von diesem Wohlstand abbekommen. In Washington nennt man das die „Besitzstandsgesellschaft“. Das bedeutet jedoch nichts anderes, als dass ihr auf euch selbst gestellt seid. Ohne Arbeit? Pech gehabt, sieh zu, wie du alleine zurecht kommst. Keine Krankenversicherung? Der Markt wird es richten. Arm geboren? Hilf dir selbst aus der Patsche. Es ist an der Zeit, dass sie ihr eigenes Scheitern besitzen. Wir müssen Amerika verändern. Deswegen kandidiere ich für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Statement: Das amerikanische Versprechen treibt uns voran, auch wenn der Weg ungewiss ist. Das verbindet uns trotz all unserer Unterschiede, und das sorgt dafür, dass wir unser Augenmerk nicht auf das lenken, was man sehen kann, sondern auf das, was unsichtbar ist, was hinter den Dingen steht. Genau dieses Versprechen war es, das vor genau 45 Jahren Amerikaner aus allen Ecken des Landes dazu gebracht hat, sich vor dem Lincoln Memorial zu versammeln und einem jungen Prediger aus Georgia zuzuhören, der von seinem Traum sprach. Die Männer und Frauen, die sich versammelten, könnten viele Dinge gehört haben. Sie könnten Worte des Zorns und der Zwietracht gehört haben. Aber was die Menschen hörten, stattdessen – Menschen jedes Glaubens und jeder Hautfarbe, aus allen sozialen Schichten –, war, dass in Amerika unser Schicksal untrennbar miteinander verbunden ist. Dass unsere Träume eins werden können, wenn wir zusammenhalten. „Wir können nicht allein voran kommen“, rief uns der Prediger damals zu. „Und wenn wir voranschreiten, müssen wir sicherstellen, dass wir immer vorankommen. Wir können nicht umkehren.“ Amerika, wir können nicht umkehren. Nicht mit soviel Arbeit, die noch getan werden muss. Wir können nicht allein voran kommen. In diesem Moment, in dieser Wahl müssen wir uns darauf verpflichten, allesamt den Weg in die Zukunft zu schreiten. Lasst uns das Versprechen halten – das amerikansiche Versprechen – und an den Worten der Heiligen Schrift festhalten, ohne zu wanken, zu der Hoffung zu der wir uns bekennen. Danke, Gott schütze Euch, und Gott schütze die Vereinigten Staaten von Amerika.”

John McCain in seiner Rede zur Annahme der Nominierung der Präsidentschaftskandidatur auf dem Parteitag der Republikaner am 4.9.2008
(im Mittelpunkt „ich“ bin der richtige, der es kann; lieber Wahl als Krieg verlieren; Amerika als Gott-gegebenes Land; gegen Regierungseinfluss)
Statement: Dies ist eine Vorabwarnung an all jene Leute, die weiterhin für große Staatsausgaben sind, nichts unternehmen und die sich selbst immer an erster Stelle sehen und das Land erst an zweiter: Das wird sich ändern! Ich bin nicht bekannt dafür, die Versprechen zu brechen, die ich meinem Land gebe. Genauso ist es bei Gouverneurin Palin. Wenn wir sagen, dass wir Washington verändern und die Lösung der Probleme unseres Landes nicht einer kommenden unglücklicheren Generation überlassen werden, dann könnt ihr euch darauf verlassen. Unsere Bilanz steht genau dafür und dass wir die Kraft, die Erfahrung, das Urteilsvermögen und das Rückgrat haben, unser Wort zu halten. Man bezeichnet mich als Nonkonformist, der seinen eigenen Weg geht. Manchmal ist das als Kompliment gemeint, manchmal auch nicht. Gemeint ist damit jedoch, dass ich weiß, für wen ich arbeite. Ich arbeite nicht für eine Partei. Nicht für Sonderinteressen. Ich arbeite nicht für mich. Ich arbeite für euch.
Statement: Ich habe mich für die richtige Strategie und mehr Truppen im Irak eingesetzt, als das nicht sehr populär war. Und als all die Experten meinten, meine Kampagne sei am Ende, habe ich gesagt: Ich verliere lieber eine Wahl als dass mein Land einen Krieg verliert.
Statement: In diesem Land glauben wir daran, dass jeder etwas beitragen kann und die Chance verdient, sein Gott-gegebenes Vermögen auszuschöpfen. Von dem Jungen, dessen Vorfahren mit der Mayflower gekommen sind, bis zu der lateinamerikanischen Tochter eines Gastarbeiters. Wir sind alle Gottes Kinder und wir sind alle Amerikaner. Wir glauben an niedrige Steuern, Ausgabendisziplin und freie Märkte. Wir glauben daran, dass harte Arbeit und zum Risiko bereite Menschen belohnt werden und dass die Menschen die Früchte ihrer Arbeit behalten können müssen. Wir sind für an eine starke Verteidigung, Arbeit, Glauben, Dienstbereitschaft, eine für das Leben ausgerichtete Kultur und an persönliche Verantwortung. Ebenso wie an den Rechtsstaat und Richter, die unparteilich urteilen und sich nicht als Gesetzgeber verstehen. Wir glauben an die Werte von Familie, Nachbarschaft und Gemeinschaft. Wir glauben an eine Regierung, die die Schaffenskraft und die Kreativität der Amerikaner freisetzt. An eine Regierung, die nicht für dich Entscheidungen trifft, sondern dir mehr Möglichkeiten bietet, selbst zu entscheiden.
Auszüge aus der Rede von Barack Obama zum Thema Rasse, Philadelphia, 18.3.2008
Statement: Ich muss an dieser Stelle nicht die ganze Geschichte der durch rassisch begründeten Ungerechtigkeiten in diesem Land vortragen. Aber wir müssen uns daran erinnern, dass viele der heute vorzufindenden Benachteiligungen für Afro-Amerikaner sich zurückverfolgen lassen zu den Ungleichheiten, die eine frühere Generation weitergegeben hat, die unter dem brutalen Erbe von Sklaverei und Jim Crow leiden musste. Nach Rassen getrennte Schulen waren und sind schlechtere Schulen. 50 Jahre nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Sachen Brown gegen das Erziehungsministerium haben wir sie immer noch nicht verbessert. Die schlechtere Erziehung, die sie bieten, damals wie heute, hilft, den immensen Leistungsunterschied zwischen schwarzen und weißen Schülern zu erklären. Es ist legale Diskriminierung – wenn Schwarze, oft mit Gewalt, daran gehindert wurden, Grundbesitz zu erwerben; oder wenn afro-amerikanische Geschäftsleute keinen Kredit bekamen; schwarze Hausbesitzer keine Hypothek aufnehmen konnten oder wenn Schwarze von Gewerkschaften, der Polizei oder der Feuerwehr ausgeschlossen wurden. Das hatte zur Folge, dass schwarze Familien kein wesentliches Vermögen ansammeln konnten, um es an zukünftige Generationen weiterzugeben. Diese Geschichte hilft, die bestehenden Vermögens- und Einkommensunterschiede zwischen Schwarz und Weiß zu erklären, und warum es in so vielen städtischen und ländlichen Gemeinden Stadteile gibt, wo sich die Armut konzentriert.

Statement: Der Mangel an wirtschaftlichen Chancen für schwarze Männer sowie das Schamgefühl und die Frustration darüber, nicht für seine eigene Familie sorgen zu können, hat zur Auflösung schwarzer Familien beigetragen. Die Wohlfahrtspolitik vergangener Jahre hat dieses Problem nur vergrößert. Der Mangel an grundlegenden Dienstleistungen in schwarzen Stadtvierteln hat dazu beigetragen einen Teufelskreis von Gewalt, Zerstörung und Vernachlässigung zu erzeugen, der uns immer noch verfolgt. Das ist die Realität, in der Reverend Wright und andere Afro-Amerikaner seiner Generation aufgewachsen sind. Sie wurden in den späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren erwachsen. In einer Zeit, wo Rassentrennung immer noch das Gesetz war und jegliche Möglichkeiten systematisch unterbunden wurden. Bemerkenswert daran ist jedoch nicht, wie viele angesichts der Diskriminierung scheiterten, sondern wie viele Männer und Frauen die Ungleichheit überwanden; wie so viele aus dem Nichts heraus ihr Glück machten, und das für Menschen wie mich, die nach ihnen kamen. Aber neben all denjenigen, die mit allen Mühen sich ein Stück vom amerikanischen Traum abschneiden konnten, gab es viele, die es nicht schafften. Jene die auf die eine oder andere Weise endgültig von der Diskriminierung besiegt wurden. Das Erbe dieser Niederlage wurde an künftige Generationen weitergegeben. An junge Männer und zunehmend auch junge Frauen, die man an den Straßenecken stehen sieht oder die in unseren Gefängnissen schmachten ohne Aussichten und Hoffnung für die Zukunft. Auch für die Schwarzen, die es geschafft haben, spielen Rasse und Rassismus eine Rolle. Sie bestimmen in grundlegender Weise auch weiterhin ihre Weltsicht. Für Männer und Frauen der Generation von Reverend Wright sind die Erinnerungen an Erniedrigung, Zweifel und Angst nicht vergangen; und auch nicht der Zorn und die Verbitterung über jene Jahre.
Statement: Einen ähnlichen Zorn kann man auch bei einigen Weißen antreffen. Die meisten weißen Amerikaner aus der Arbeiterklasse und der Mittelschicht haben nicht den Eindruck, dass ihre Rasse sie in irgendeiner Weise bevorteilt habe. Ihre Erfahrung geht auf die der Einwanderer zurück. Sie bekamen nichts geschenkt. Sie mussten bei Null anfangen. Sie haben ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet um dann oft genug zusehen zu müssen, dass ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlagert wurden und ihre Rente verloren ging. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft und haben das Gefühl, dass sich ihre Träume auflösen. Wenn man ihnen sagt, dass sie ihre Kinder mit dem Bus in eine Schule am anderen Ende der Stadt fahren lassen müssen; wenn sie erleben, dass ein Afro-Amerikaner eher einen guten Job oder einen Collegeplatz bekommt für ein Unrecht, dass sie selbst nie begangen haben; wenn man ihnen sagt, dass ihre Angst vor der Kriminalität in städtischen Vierteln ein Vorurteil sei, dann entsteht im Laufe der Zeit Feindseligkeit.
Statement: Wie der Zorn in den schwarzen Gemeinden äußert sich diese Feindseligkeit nicht immer in höflicher Weise. Sie haben aber die politische Landschaft seit mindestens einer Generation geprägt. Die Verärgerung über Wohlfahrt und gezielte Fördermaßnahmen für Schwarze hat zur Entstehung der Reagan-Koalition geführt. Politiker missbrauchten immer wieder die Angst vor Kriminalität für ihre Kandidatur. Talkmaster und konservative Kommentatoren haben Karriere damit gemacht, falsche Rassismusvorwürfe zu entlarven und gleichzeitig die berechtigte Diskussion über rassistische Ungerechtigkeit und Ungleichheit als politische Korrektheit oder umgekehrten Rassismus abzutun. So wie sich schwarzer Zorn oft als kontraproduktiv erwiesen hat, so haben weiße Ressentiments von den wirklich Schuldigen für die Probleme der Mittelklasse abgelenkt: Eine Unternehmenskultur, die von Insidergeschäften, fragwürdigen Buchhaltungsgepflogenheiten und Habgier geprägt ist; ein von Lobbyisten und Sonderinteressen beherrschtes Washington; eine Wirtschaftspolitik im Interesse der Minderheit und nicht der Mehrheit. Dennoch: Die Verbitterung der weißen Amerikaner als fehlgeleitet oder sogar als rassistisch zu bezeichnen, ohne die ihr zugrunde liegenden legitimen Sorgen zu erkennen, vergrößert allerdings die Kluft zwischen den Rassen und blockiert den Weg zur Verständigung.
Statement: An diesem Punkt befinden wir uns derzeit. In dieser Sackgasse für die Rassen stecken wir seit Jahren fest. Im Gegensatz zu den Behauptungen einiger meiner Kritiker war ich nie so naiv, zu glauben, dass wir unsere Rassentrennung während eines einzigen Wahlzyklus überwinden könnten; oder gar mit einer einzigen Kandidatur, vor allem wenn sie so unvollkommen wie meine eigene ist. Aber ich bin der festen Überzeugung – einer Überzeugung die auf meinem Glauben an Gott und auf meinem Vertrauen in das amerikanische Volk basiert – dass wir gemeinsam daran arbeiten können, einige unserer alten rassischen Wunden zu überwinden. Wir haben auch gar keine andere Wahl, wenn wir unseren Weg hin zu einer vollkommeneren Staatengemeinschaft weitergehen wollen.
Statement: Wir haben die Wahl in diesem Land. Wir können eine Politik akzeptieren, die Spaltung, Konflikt und Zynismus gebiert. Wir können Rasse als Spektakel betrachten, wie beim Fall OJ Simpson, als Tragödie wie nach Hurrikan Katrina oder als Stoff für die Abendnachrichten. Wir können die Predigten von Reverend Wright bis zum Wahltag auf allen Kanälen rauf- und runterspielen und so tun, als ob die einzige wichtige Frage sei, ob das amerikanische Volk glaubt, dass ich seine beleidigenden Ausführungen teile oder nicht. Wir können auch darüber spekulieren, ob sich alle weißen Männer trotz seiner politischen Ansichten bei der Wahl um John McCain scharen werden. Wir können das tun. Aber, wenn wir das tun, verspreche ich euch schon jetzt, dass wir bei der nächsten Wahl über eine andere Ablenkung reden werden. Und danach wieder eine andere und wieder eine andere. So wird sich nichts ändern. Das ist die eine Option. Oder wir kommen bei dieser Wahl zusammen und sagen, „dieses Mal nicht“.
Statement: Dieses Mal wollen wir über die zusammenbrechenden Schulen reden, Schulen, die schwarzen wie weißen Kindern, asiatischen und hispanischen Kindern und den Kindern der amerikanischen Ureinwohner die Zukunft stehlen. Diese Mal wollen wir uns gegen den Zynismus wehren, dass unsere Kinder nicht lernen wollen; dass Kinder, die nicht wie wir aussehen, nicht unser Problem sind. Die Kinder Amerikas sind unsere Kinder. Wir werden sie nicht im Stich lassen in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts. Nicht dieses Mal mal. Dieses Mal wollen wir über Weiße, Schwarze und Hispanier reden, die in den Notaufnahmen Schlange stehen, weil sie keine Krankenversicherung haben; über die Menschen, die nicht die Macht haben, sich gegen die Sonderinteressen in Washington zu wehren, die es aber könnten, wenn sie sich zusammenschließen. Dieses Mal wollen wir über die geschlossenen Fabriken reden, die einst Männern und Frauen aller Rassen einen Lebensunterhalt boten; und über die zum Verkauf stehenden Häuser, die einmal Amerikanern aller Religionen, aus allen Regionen und aus allen Schichten gehörten. Diese Mal wollen wir darüber reden, dass das wahre Problem nicht ist, dass jemand, der nicht so aussieht wie du, dir deinen Job wegnimmt. Sondern dass das Unternehmen, für das du arbeitest, den Arbeitsplatz nur um des Profits willen ins Ausland verlagert. Dieses Mal wollen wir über die Männer und Frauen aller Hautfarben und Bekenntnisse reden, die gemeinsam ihren Dienst leisten und die für die gleiche stolze Flagge kämpfen und ihr Blut vergießen. Wir wollen darüber reden, wie wir sie nach Hause bringen von einem Krieg, der niemals hätte autorisiert und geführt werden dürfen. Und wir wollen darüber reden, wie wir unseren Patriotismus zeigen, indem wir uns um sie und ihre Familien kümmern und ihnen die Unterstützung geben, die sie verdienen.
Statement: Ich würde nicht für das Präsidentenamt kandidieren, wenn ich nicht aus ganzem Herzen glauben würde, dass eine große Mehrheit der Amerikaner dies für unser Land will. Diese Vereinigte Staaten werden vielleicht nie perfekt sein, aber eine Generation nach der anderen hat bewiesen, dass man sie immer weiter verbessern kann. Und wann immer ich daran Zweifel bekomme oder zynisch werde, ist es die nächste Generation, die mir Hoffnung gibt – die jungen Menschen, deren Haltung und deren Einstellungen sowie deren Bereitschaft für den Wechsel schon Geschichte gemacht haben.

Günther Markus
Barack Obama
Amerikas neue Hoffnung
2007 Wißner

Markus Günther führt die Leser tief in den Bauch der amerikanischen Politik hinein. Unterwegs mit Barack Obama enthüllt er auch die merkwürdigen Widersprüche und ernsthaften Probleme des Wahlkampfes 2008 mit der überraschenden Kandidatur eines jungen schwarzen Mannes, der zur Hoffnung von Millionen geworden ist, die am Ende der Ära Bush verzweifelt sind. Mit seinem hautnahen, manchmal hartnäckigen Reportagestil und mit der intimen Kenntnis der USA, wo Wahlkämpfe auch Show-Business sind und die Politik vom Geld besessen ist, untersucht Günther die Bedeutung von Rasse, Ideologie und Selbstzweifeln in einem Wahlkampf, der die USA, das Verhältnis zu den Europäern und der Welt völlig neu gestalten könnte. Marc Fisher, Washington Post Ein wunderbar plastisches und präzises Porträt – und das klügste und kritischste deutsche Buch zum US-Wahlkampf 2008 Robert von Rimscha, Autor Die Kennedys und Die Bushs.
fluter (Nr.28)
Wo soll's denn hingehen?
Das USA-Heft
herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung
Die USA faszinieren Millionen Menschen: Ihr Freiheitsmythos ist lebendig, die Vielfalt der Kulturen beeindruckend, die Natur und Größe des Landes überwältigend. Doch die Vereinigten Staaten stehen auch vor einer richtungsweisenden Präsidentschaftwahl und vor vielen Problemen: der Krieg gegen den Terror, die Invasion Iraks und der Kollaps am Finanzmarkt zeigen die Schattenseiten dieser Nation.
fluter unternimmt in seiner Oktober-Ausgabe einen Streifzug durch dieses ebenso faszinierende wie widersprüchliche Land: Er berichtet über dessen Eroberung, lässt Einwanderer erzählen, warum sie ihre amerikanische Heimat so lieben und informiert über das vielfältige politische Engagement der Bürger. Kaum zu glauben ist die Geschichte eines jugendlichen Kleinkriminellen, der von der Regierung einen 300-Millionen-Dollar-Auftrag erhält und dadurch zu einem der größten Waffenhändler des Landes wird.
„Geh zurück in den Dschungel!“ So wurde Elisabeth Eckford beschimpft, als sie 1957 als erste Schwarze die Central High School in Little Rock, Arkansas, betreten wollte. 50 Jahre danach spricht sie in fluter über die damaligen Ereignisse und Rassismus in den USA.
Unser Autor Fabian Dietrich reiste für fluter in sieben Tagen mit dem Greyhound-Bus von New York nach Los Angeles. In seinem Reisetagebuch schreibt er über seine skurrilen Begegnungen auf der 4500 Kilometer langen Strecke. Außerdem verrät fluter, warum es für deutsche Austauschschüler immer schwieriger wird, in die USA zu gehen.

Thomas Hofer, Norbert Rief
US-Präsident – Was wir erwarten dürfen
2008 Molden
Die Ära Bush brachte den USA im Inland eine stark polarisierte Gesellschaftund weltweit ein ramponiertes Image. Nach einem der intensivstenund härtesten Wahlkämpfe der Geschichte ruhen nun dieHoffnungen auf dem neu gewählten Präsidenten. Was darf sich dieWelt von der neuen US-Führung erwarten? Welche Akzente wird dieneue Ära bringen? Geht die Eiszeit mit Europa nach acht Jahren zuEnde? Und: Wie will der neue Präsident die Probleme in der krisengebeuteltenUS-Gesellschaft lösen? Die Antworten auf all diese Fragenfinden sich in diesem Buch. Es bietet aber auch ein tiefgehendesPorträt der neuen Persönlichkeit an der Spitze der Weltmacht. Und:Die Autoren beleuchten den langen Weg des neuen Präsidenten insWeiße Haus. Sie analysieren den spannenden Wahlkampf und dieFaktoren, die zum Wahlausgang am 4. November 2008 geführt haben:Die entscheidenden Themen, die Rolle der Spin Doktoren, die Bedeutungdes Geldes, und die Auswirkungen des Negativ-Wahlkampfs.

Quo vadis Amerika?
Die Welt nach Bush.
Hrsg.: Blätter für deutsche und internationale Politik.
Edition Blätter 2008
Blätter Verlagsgesellschaft
Das Buch zu den US- Präsidentschaftswahlen 2008: Das Buch zu den US- Präsidentschaftswahlen 2008:"Quo vadis, Amerika?"zeichnet die langen Linien der US-Politik nach.
Die 25 Beiträge – von Norman Birnbaum, Al Gore, Seymour Hersh, William Kristol, Barack Obama, Immanuel Wallerstein, Naomi Wolf u.v.a. – möchten einen Beitrag dazu leisten, die Perspektiven Amerikas und damit auch der Welt besser zu verstehen.
Die Schlacht ist eröffnet: Bis zum 4. November kämpfen der Demokrat Barack Obama und der Republikaner John McCain um die Nachfolge von US-Präsident George W. Bush. Doch wohin bewegt sich Amerika? Wird sich der viel zitierte Change letztendlich doch nur auf den Stuhl des Präsidenten beschränken, oder kommt es, nach der imperialen Präsidentschaft Bushs, tatsächlich zu einer echten Wende der US-Politik?