Walter Levin und das LaSalle Quartett

"In der Stimmung einer überwundenen Gefahr. Die ersten Jahre an der Juilliard School in New York (1945-1949)", so heißt der elfte Teil der Sendereihe, die 2008 in den Studios von Deutschlandradio Kultur entstanden ist. Walter Levin, der ehemalige Primarius des LaSalle Quartetts, erinnert sich an das Jahr 1947. Wenige Monate zuvor hatte er das LaSalle Quartett gegründet. In jener Zeit wird er auch zum begeisterten Anhänger von Arturo Toscanini und dessen NBC Orchestra. Der drohenden Musterung entzieht er sich mit einem bewährten Trick.
Im Gespräch mit Werner Grünzweig und Wolfgang Hagen erzählt Walter Levin nicht nur die Geschichte des LaSalle Quartetts, sondern ruft auch wichtige Momente des Musiklebens des 20. Jahrhunderts ins Gedächtnis. Illustriert werden seine lebendigen Erinnerungen mit Ausschnitten seltener historischer Aufnahmen oder bisher nicht gesendeter Konzert-Mitschnitte aus dem Archiv des Quartetts. Im Anschluss an das Studio-Gespräch erklingt jeweils ein ganzes Werk in einer Aufnahme des LaSalle Quartetts.

Der in Berlin geborene Geiger Walter Levin, der am sechsten Dezember des Jahres 2009 seinen 85. Geburtstag feiert, stammt aus einer begüterten jüdischen Familie. Er lebte mit seinen Eltern von 1924 bis 1938 in Berlin-Dahlem, bis die ganze Familie 1938 nach Palästina emigrieren musste. Ab 1946 studierte er Violine bei Ivan Galamian an der Juilliard School of Music New York. Noch als Student gründete Levin das LaSalle Quartet, dessen Erster Geiger er bis 1987 war. Von 1953 bis 1989 unterrichtete er am College Conservatory of Music der Universität von Cincinnati (Ohio). Das LaSalle Quartett unternahm Konzerttourneen in der ganzen Welt und legte Maßstab setzende Schallplattenaufnahmen vor: das gesamte Œuvre für Streichquartett von Schönberg, Berg und Webern; Quartette von Beethoven, Brahms, Mendelssohn, Wolf und Zemlinsky; Quintette von Schubert und Schumann. Viele zeitgenössische Werke wurden eigens für das LaSalle Quartett komponiert und ihm gewidmet, so von György Ligeti, Luigi Nono, Michael Gielen, Mauricio Kagel und Witold Lutosławski. Im Mai 1987 beendete das LaSalle Quartett nach über 40 Jahren seine Konzerttätigkeit.

Heute bildet Walter Levin Streichquartette in vielen Ländern Europas aus und leitet Kammermusik-Kurse in Basel, Paris und Madrid. Hinzu kommen Gesprächskonzerte mit jungen Quartetten, Aufsätze, Radio- und Fernsehsendungen über Aspekte der Interpretation. Viele der wichtigsten Streichquartette haben in den letzten Jahrzehnten mit Walter Levin zusammengearbeitet, so das Alban Berg-, Artis-, Pražak-, Kuss-, Casals- und Artemis-Quartett.

Seitdem Walter Levin 1991/92 als Fellow dem Wissenschaftskolleg angehört, ist er zusammen mit seiner Frau Evi jedes Jahr nach Berlin zurückgekehrt, um lecture recitals am Wissenschaftskolleg wie für ein größeres Publikum im Rundfunk zu geben.

Wolfgang Hagen und Werner Grünzweig im Gespräch mit Walter Levin

Mit Ausschnitten aus:

Thomas Mann liest aus seinem Roman
"Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"

Giuseppe Verdi
"Lunge da lei - De' miei bollenti spiriti"
Szene und Arie des Alfredo
aus: La Traviata, 2. Akt
Ian Peerce, Tenor
NBC Symphony Orchestra
Leitung: Arturo Toscanini
Aufnahme der Generalprobe 1946

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 35 D-Dur KV 385 ("Haffner-Sinfonie")
3. Satz Menuett und Trio
New York Philharmonic Orchestra
Leitung: Arturo Toscanini
Aufnahme New York 1929

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 35 D-Dur KV 385 ("Haffner-Sinfonie")
3. Satz Menuett und Trio
NBC Symphony Orchestra
Leitung: Arturo Toscanini
Aufnahme New York 1946

Wolfgang Amadeus Mozart
Quintett für Klarinette und Streichquartett A-Dur KV 581
4. Satz Allegretto con variazioni
Budapest String Quartet
Joseph Roisman, 1. Violine
Alexander Schneider, 2. Violine
Boris Kroyt, Viola
Mischa Schneider, Violoncello
Benny Goodman, Klarinette
Aufnahme New York 1938

Anschliessend:
Gottfried Michael Koenig
Streichquartett 1959
LaSalle Quartett
Aufnahme Köln 1961