Walter Levin und das LaSalle Quartet

Um die "Glückliche Ankunft in Tel Aviv und das Vorspiel bei Bronisław Hubermann" geht es im fünften Teil der großen Sendereihe, die 2008 in den Studios von Deutschlandradio Kultur entstanden ist. Walter Levin, ehemaliger Primarius des LaSalle Quartets, erinnert sich an die Umstände der Emigration seiner Familie nach Palästina im Dezember 1938 und an seine berufsentscheidende Begegnung mit dem Jahrhundertgeiger Bronisław Hubermann.
Im Gespräch mit Werner Grünzweig und Wolfgang Hagen erzählt Walter Levin nicht nur die Geschichte des LaSalle Quartets, sondern ruft auch wichtige Momente des Musiklebens des 20. Jahrhunderts ins Gedächtnis. Illustriert werden seine lebendigen Erinnerungen mit Ausschnitten seltener historischer Aufnahmen oder bisher nicht gesendeter Konzert-Mitschnitte aus dem Archiv des Quartetts. Im Anschluss an das Studio-Gespräch erklingt jeweils ein ganzes Werk in einer Aufnahme des LaSalle Quartetts.

Der in Berlin geborene Geiger Walter Levin, der am 6. Dezember des Jahres 2009 seinen 85. Geburtstag feiert, stammt aus einer begüterten jüdischen Familie. Er lebte mit seinen Eltern von 1924 bis 1938 in Berlin-Dahlem, bis die ganze Familie 1938 nach Palästina emigrieren musste. Ab 1946 studierte er Violine bei Ivan Galamian an der Juilliard School of Music New York. Noch als Student gründete Levin das LaSalle Quartet, dessen Erster Geiger er bis 1987 war. Von 1953 bis 1989 unterrichtete er am College Conservatory of Music der Universität von Cincinnati (Ohio). Das LaSalle Quartet unternahm Konzerttourneen in der ganzen Welt und legte Maßstab setzende Schallplattenaufnahmen vor: das gesamte Œuvre für Streichquartett von Schönberg, Berg und Webern; Quartette von Beethoven, Brahms, Mendelssohn, Wolf und Zemlinsky; Quintette von Schubert und Schumann. Viele zeitgenössische Werke wurden eigens für das LaSalle Quartett komponiert und ihm gewidmet, so von György Ligeti, Luigi Nono, Michael Gielen, Mauricio Kagel und Witold Lutosławski. Im Mai 1987 beendete das LaSalle Quartet nach über 40 Jahren seine Konzerttätigkeit.

Heute bildet Walter Levin Streichquartette in vielen Ländern Europas aus und leitet Kammermusik-Kurse in Basel, Paris und Madrid. Hinzu kommen Gesprächskonzerte mit jungen Quartetten, Aufsätze, Radio- und Fernsehsendungen über Aspekte der Interpretation. Viele der wichtigsten Streichquartette haben in den letzten Jahrzehnten mit Walter Levin zusammengearbeitet, so das Alban Berg-, Artis-, Pražak-, Kuss-, Casals- und Artemis-Quartett.

Seitdem Walter Levin 1991/92 als Fellow dem Wissenschaftskolleg angehört, ist er zusammen mit seiner Frau Evi jedes Jahr nach Berlin zurückgekehrt, um lecture recitals am Wissenschaftskolleg wie für ein größeres Publikum im Rundfunk zu geben.

Wolfgang Hagen und Werner Grünzweig im Gespräch mit Walter Levin

Mit Ausschnitten aus:

Ludwig van Beethoven
Streichquartett B-Dur op. 133 ("Große Fuge")
Budapest String Quartet:
Emil Hauser, 1. Violine
Josef Roismann, 2. Violine
Istvan Ipolyi, Viola
Harry Son, Violoncello
Aufnahme 1927

Johannes Brahms
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77
III. Satz
Bronisłav Hubermann, Violine
New York Philharmonic
Leitung: Arthur Rodzinsky
Aufnahme 1944

Peter Tschaikowsky
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
I. Satz
Bronisław Hubermann, Violine
Staatskapelle Berlin
Leitung: William Steinberg
Aufnahme 1929

Anschließend:

Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett d-Moll KV 421
LaSalle Quartet
Aufnahme 1962