Wald ist Leben

Von Jörn Klare |
Chamiriari ist eine kleines Dorf am Rio Perené im peruanischen Regenwald. Die gut 200 Menschen, die hier leben, gehören zum indigenen Volksstamm der Asháninka. Es gibt keine Straße, keinen Strom, nicht einmal Kerzen, und bis zum nächsten Arzt ist es eine Tagesreise. Doch es gibt Wald, sehr viel Wald. Seit Menschengedenken bietet er Schutz, Nahrung, Medizin und spirituelle Orientierung.
Doch die Welt der Asháninka, von denen bis heute nur die wenigsten Spanisch sprechen, ist bedroht. Seit der Eroberung Amerikas sei das so, sagen die Alten. Zuerst kamen die Missionare, dann die Kautschuksammler. Bis in die neunziger Jahre hinein war die Region Rückzugsgebiet maoistischer Rebellen. Noch immer wachen nachts die Männer von Chamiriari mit Pfeil und Bogen, um das Dorf vor der Rückkehr der Feinde zu beschützen. Hinzu kommt die wachsende Bedrohung durch Erdölfirmen, Holzfäller und Kleinbauern aus dem Hochland, die mit Duldung der Regierung in den Urwald im peruanischen Amazonasbecken eindringen. Ohne Wald, so heißt es, kann ein Asháninka nicht leben. Dass es ein grundsätzlicher Kampf sein könnte, der hier ausgefochten wird, verrät der Name des tapferen Volkes. Asháninka bedeutet übersetzt: Menschen.