Wahrheit und Weiblichkeit
In den Adelshäusern des 18. Jahrhunderts waren die antiken Gestalten des Mythos durchaus bekannt und so zierten die Figuren der Sagen das fürstliche Porzellan auch im Schloss Benrath. Dort untersucht eine Ausstellung, welchen Wert die mythischen Figuren heute noch haben und warum die Wahrheit in Gestalt der Frauen stets verhüllt auftritt.
Bei einem Streifzug durch den dichten Wald trifft der antike Held Aktaion auf Diana, die Göttin. Sie badet nackt in einem Weiher, er schaut lüstern zu - und wird zur Strafe in einen Hirsch verwandelt, den die eigenen Jagdhunde zerfleischen! Eine grausame Szene, die Gabriele Uerscheln da in ihre Ausstellung über "Frauengestalten des Mythos" aufgenommen hat:
Gabriele Uerscheln: "Weil wir hier natürlich auch Skulpturenschmuck haben im Schloss - und da haben wir eben auch eine Diana, und zwar sehr prominent."
Schließlich war Schloss Benrath bei Düsseldorf einmal ein Lust- und Jagdschloss, der ideale Ort also, um die gegenläufigen Motive bei der Suche nach der Wahrheit anschaulich zu machen: Der männliche Held will Diana im Wortsinne "erkennen", sich einen handfesten Begriff machen von ihrer Weiblichkeit. Was Aktaion widerfährt, ist unter anderem in einer Gruppe von Porzellanfiguren dargestellt, einem Tischaufsatz, der im 18. Jahrhundert beim festlichen Tafeln für Gesprächsstoff sorgte. Eine geistreiche Andeutung genügte, jeder kannte die einschlägigen Göttersagen. Heute taucht so etwas allenfalls in Suhrkamp-Taschenbüchern auf, beim Philosophen Hans Blumenberg und seinen Reflektionen über das "Lachen der Thrakerin", einer Magd, die sich schier ausschütten wollte vor Lachen, als der Gelehrte Thales von Milet sinnierend vor ihr her stolzierte, dabei in die Sterne schaute - und in einen Brunnen fiel.
Gabriele Uerscheln: "Da haben wir uns gedacht: gut, befragen wir einmal andere Frauen des Mythos, bisschen im Sinne von Blumenberg - beziehungsweise, was man da heute noch mit anfangen kann. Und da sind wir schon darauf gestoßen, wie zeitlos das ist."
Nicht nur mit ausgewählten Statuen der Antike, mit klassischen Gemälden oder auch einer Installation der Videokünstlerin Ulrike Rosenbach reagiert Gabriele Uerscheln auf Nietzsches Frage "Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib?" mit dem Verweis auf einen dritten Weg, ein drittes Geschlecht. Auch im lesenswerten Katalog finden sich illustrative Beispiele: von Voltaires Geliebter Emily de Chatelet, die sich als inspirierte Physikerin über die akademisch-trockenen Abhandlungen großer Geister wie Kant mokierte, bis hin zur weltläufigen Hannah Arendt, die Martin Heidegger als verkniffenen Hinterwäldler spitzzüngig abfertigte. Das alles lässt sich wunderbar genießen und wird fast beiläufig verständlich inmitten der Garten- und Parkanlage: Da sind ästhetische Theorie und naturhafte Schönheit, Logos und Mythos eben nie eindeutig zu trennen.
Gabriele Uerscheln: "Der Logos ist gesättigt von Mythos, genauso wie der Mythos manchmal atemberaubend logisch ist. Dieses ganze theoretische Rubrizieren und in Schubladen packen, das funktioniert nicht. Wenn sie Natur gestalten, das macht die Gartenkunst ja, dann muss man sich immer bewusst sein, dass die Natur sagt: Das ist zwar eine schöne Idee - aber wir machen das jetzt doch mal ein bisschen anders."
"Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib..."
Ausstellung vom: 25.05.2009 bis 30.08.2009 im Museum für Europäische Gartenkunst, Schloss Benrath
Gabriele Uerscheln: "Weil wir hier natürlich auch Skulpturenschmuck haben im Schloss - und da haben wir eben auch eine Diana, und zwar sehr prominent."
Schließlich war Schloss Benrath bei Düsseldorf einmal ein Lust- und Jagdschloss, der ideale Ort also, um die gegenläufigen Motive bei der Suche nach der Wahrheit anschaulich zu machen: Der männliche Held will Diana im Wortsinne "erkennen", sich einen handfesten Begriff machen von ihrer Weiblichkeit. Was Aktaion widerfährt, ist unter anderem in einer Gruppe von Porzellanfiguren dargestellt, einem Tischaufsatz, der im 18. Jahrhundert beim festlichen Tafeln für Gesprächsstoff sorgte. Eine geistreiche Andeutung genügte, jeder kannte die einschlägigen Göttersagen. Heute taucht so etwas allenfalls in Suhrkamp-Taschenbüchern auf, beim Philosophen Hans Blumenberg und seinen Reflektionen über das "Lachen der Thrakerin", einer Magd, die sich schier ausschütten wollte vor Lachen, als der Gelehrte Thales von Milet sinnierend vor ihr her stolzierte, dabei in die Sterne schaute - und in einen Brunnen fiel.
Gabriele Uerscheln: "Da haben wir uns gedacht: gut, befragen wir einmal andere Frauen des Mythos, bisschen im Sinne von Blumenberg - beziehungsweise, was man da heute noch mit anfangen kann. Und da sind wir schon darauf gestoßen, wie zeitlos das ist."
Nicht nur mit ausgewählten Statuen der Antike, mit klassischen Gemälden oder auch einer Installation der Videokünstlerin Ulrike Rosenbach reagiert Gabriele Uerscheln auf Nietzsches Frage "Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib?" mit dem Verweis auf einen dritten Weg, ein drittes Geschlecht. Auch im lesenswerten Katalog finden sich illustrative Beispiele: von Voltaires Geliebter Emily de Chatelet, die sich als inspirierte Physikerin über die akademisch-trockenen Abhandlungen großer Geister wie Kant mokierte, bis hin zur weltläufigen Hannah Arendt, die Martin Heidegger als verkniffenen Hinterwäldler spitzzüngig abfertigte. Das alles lässt sich wunderbar genießen und wird fast beiläufig verständlich inmitten der Garten- und Parkanlage: Da sind ästhetische Theorie und naturhafte Schönheit, Logos und Mythos eben nie eindeutig zu trennen.
Gabriele Uerscheln: "Der Logos ist gesättigt von Mythos, genauso wie der Mythos manchmal atemberaubend logisch ist. Dieses ganze theoretische Rubrizieren und in Schubladen packen, das funktioniert nicht. Wenn sie Natur gestalten, das macht die Gartenkunst ja, dann muss man sich immer bewusst sein, dass die Natur sagt: Das ist zwar eine schöne Idee - aber wir machen das jetzt doch mal ein bisschen anders."
"Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib..."
Ausstellung vom: 25.05.2009 bis 30.08.2009 im Museum für Europäische Gartenkunst, Schloss Benrath