Wahn im Kinderzimmer

Von Martin Böttcher · 10.03.2011
Er ist gerade erst 17 geworden, aber er hat schon eine Autobiographie veröffentlicht und heute kommt der Film "Never Say Never" über sein Leben in die Kinos: Sänger und Teenieidol Justin Bieber.
"My Name is Justin – this is how I drum" (Schlaggeräusch)

Schwer zu verstehen, schwer zu erkennen: eine der ersten Videoaufnahmen von Justin Bieber. Der niedliche kleine Steppke trommelt ziemlich gekonnt mit seinen Händen auf einem Küchenstuhl herum. Vier ist er da, ein paar Jahre später wird er mithilfe des Internets, geschickter Berater, einer Menge Arbeit und mindestens ebenso viel Glück zum Teeniestar aufsteigen. Bestimmt nicht zum letzten Teeniestar, aber zum derzeit größten.

Im Mittelpunkt steht sein Konzert im New Yorker Madison Square Garden im August 2010. Angeblich ausverkauft innerhalb von 22 Minuten. Eine riesige Konzerthalle, vollgestopft mit einer eindrucksvollen Masse ausflippender Fans.

Der Film zeigt aber auch, wo Justin Bieber herkommt, seine Familie, seine Mutter, die ihn als 18-Jährige auf die Welt brachte und alleine groß zog. Und er zeigt Justin Bieber, wie er sich selbst gerne sieht: Als ganz normal gebliebenen Jungen:

"I want my fans to know that I hang out with my friends ... that I'm just a regular person."

Und auch das sieht man in "Never Say Never": Die ersten von seiner Mutter ins Netz gestellten Videoclips, durch die Talentsucher und Manager auf den 13-jährigen Justin Bieber aufmerksam werden. Seine Freunde, seinen Vater – sie alle äußern sich in Interviews zum früh zu erkennenden musikalischen Talent, zu seinem Schlagzeug- und Gitarrenspiel.

Eine wahre Ochsentour führte Bieber direkt nach seiner Entdeckung durch unzählige nordamerikanische Radiostationen. Da haben persönliche Assistenten bereits das Styling des Teenagers übernommen, verordneten einen Imagewechsel, setzten ihm eine Baseball-Kappe auf und statteten ihn mit bunten Sportschuhen aus. Musikalisch bewegt sich Bieber zwischen Pop und R'n'B - der Lohn: Spitzenplätze in den Hitparaden der halben Welt.

"Never Say Never" - eine Art Dokumentation über die ersten 16 Jahre im Leben des Justin Bieber, teilweise gedreht in 3D. Ein Film für die, die bereits Fans des Kanadiers sind – nicht so sehr für seine ebenfalls zahlreichen Kritiker, die ihn ihm ein gecastetes, unechtes, langweiliges Bürschchen sehen. Von ihnen ist Film nichts zu sehen. Und noch etwas fehlt: Justin Biebers langsam tiefer werdende Stimme. Aus dem Jungen wird ein Mann. Seine Zukunft als Teenager-Idol steht damit auf der Kippe.