Wahlkampf als Herausforderung für Pressesprecher

Den derzeit stattfindenden Wahlkampf hat der ehemalige Regierungssprecher von Baden-Württemberg und jetzige Leiter der Abteilung "Arbeit und soziale Sicherung" im baden-württembergischen Sozialministerium, Manfred Zach, als "eine Herausforderung für Pressesprecher von Politikern" bezeichnet.
"Es ist eine ungeheuer spannende Zeit und es bewährt sich, wenn man schnell reagiert und die Strömungen und die Gefühle der Menschen erfasst", sagte Zach am Montag im Deutschlandradio Kultur. Politiker brauchten jetzt mehr als zuvor gute Medienberater. "Die Art, wie man sich gibt, ist mindestens genauso wichtig, wie das, was man sagt." Dies gelte für das Fernsehen "doppelt und dreifach". "Ohne gute Medienberater geht man als Politiker sehr schnell unter", betonte er wenige Stunden vor der Diskussion "Dürfen Pressesprecher lügen" im Congress Center Düsseldorf.

Er selbst gab zu, als Regierungssprecher unter Ministerpräsident Lothar Späth (1975 bis 1978) gelogen zu haben. "Es gab Krisensituationen - als es um den Rücktritt von Herrn Späth ging - da habe ich in der Tat gelogen. Es ist aber nicht zur Nachahmung empfohlen." Er habe sich dabei nicht wohl gefühlt und tue dies immer noch nicht. "In der damaligen Situation schien es mir ein legitimes Mittel zu sein, um Herrn Späth aus der Krise herauszuführen. Es hat letztlich nichts geholfen. Daran sieht man, dass diese Mittel nur begrenzt wirksam sind."

Zwischen Sprecher und Politiker sollte idealer Weise "totale Offenheit" herrschen. "Es ist notwendig, dass der Pressesprecher möglichst umfassend Bescheid weiß. Nur dann kann man abwägen, was man an die Öffentlichkeit gibt und was nicht."

Ohne "Klüngel" gehe es auch im politischen Berlin nicht, betonte der Buchautor ("Gauner, Pinsel, Chicaneure – Eine kleine Geschichte der Bürokratie"). "Natürlich lebt ein solches Informationsgeflecht sehr stark von persönlichen Kontakten." Aber auch hier müsse der Sprecher seine Rolle kennen. "Nur Kumpel des Journalisten zu sein, ist sehr gefährlich. Das wird von Journalisten auch nicht akzeptiert." Nur offizielles Sprachrohr zu sein, sei auch nicht gut. "Die Mischung macht’s. Ein guter Pressesprecher zeichnet sich dadurch aus, dass er weiß, in welcher Rolle er mehr Erfolg hat."

Wenn es um die Partei ginge, wäre er zurzeit gern Sprecher von Angela Merkel, verriet Zach. "Von der Herausforderung, eine scheinbar schon verlorene Schlacht vielleicht doch noch zu gewinnen, lieber Pressesprecher von Herrn Schröder."

Das vollständige Gespräch können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.