Wahlen in Taiwan

Chinagegner hoffen auf Zeitenwende

Tsai Ing-wen, Kandidatin der taiwanesischen Fortschrittspartei, bei einer Rede vor Anhängern.
Tsai Ing-wen, Kandidatin der taiwanesischen Fortschrittspartei, ist die aussichtsreichste Anwärterin auf das Präsidentschaftsamt. © dpa/ picture-alliance/ Ritchie B. Tongo
Jürgen Hanefeld im Gespräch mit Ute Welty · 16.01.2016
In Taiwan haben heute die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen begonnen. Der Regierungspartei Kuomintang droht eine Niederlage: Die Menschen bejubeln Tsai Ing-wen, die Kandidatin der auf Distanz zu China stehenden Fortschrittspartei, berichtet Jürgen Hanefeld.
Taiwan steht vor einem Machtwechsel: Nach acht Jahren der Annäherung an China droht der Regierungspartei der Kuomintang bei der Präsidenten- und Parlamentswahl eine Niederlage. In Umfragen führte die oppositionelle Präsidentschaftskandidatin Tsai Ing-wen von der Fortschrittspartei (DPP), die eher auf Distanz zu China geht. Den Herausforderern Eric Chu von der Kuomintang (KMT) und James Soong von der Volkspartei (PFP) wurden kaum Chancen eingeräumt.
Eine Wirtschaftsexpertin mit Doktortitel
Korrespondent Jürgen Hanefeld beschrieb die Persönlichkeit der Präsidentschaftskandidatin der Fortschrittspartei:

"Tsai Ing-wen ist eine Wirtschaftsexpertin, 59 Jahre alt, etwas spröde, sachlich. Eine Frau, die eigentlich bei ihren Reden nicht beeindruckt. Aber bei dem, was sie getan hat, sehr wohl. Sie hat auf internationalem Parkett Handelsdelegationen geleitet. Es ist eine Intellektuelle, die auch einen Doktortitel hat."
Die meisten Menschen wollen Distanz zu Pekling
Sie sei als Persönlichkeit "nicht leicht zu verkaufen", aber die Menschen jubelten ihr überraschenderweise zu, berichtete Hanefeld. Es gebe einen großen Abstand zu ihren Konkurrenzkandidaten:
"Es ist praktisch so gut wie sicher, dass diese Frau die erste und neue Frau in diesem Amt der Präsidentin Taiwans werden wird. Das dauert noch ein paar Stunden, bis wir das wissen. Aber sie ist auch deshalb so beliebt, weil die Konkurrenzpartei so unbeliebt ist. Das ist nämlich die Kuomintang, die das Land die letzten acht Jahre regiert hat. In dieser Zeit hat diese Partei Taiwan immer mehr an Peking herangerückt. Und das wollen die Leute nicht."
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