Wahl in Spanien

Auf den Kopf gestellt

Zu sehen in einer Reihe sind Mitglieder der Partei "Podemos", die ihre Arme in die Luft recken. Auch Parteichef Pablo Iglesias ist dabei (dritter von links).
Die spanische Partei "Podemos" und ihr Chef Pablo Iglesias (3. v. li.) feiern den Erfolg bei der Parlamentswahl. © picture-alliance / dpa / Juanjo Martin
Albrecht Buschmann im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 20.12.2015
Erdrutschartige Verluste für die etablierten, hohe Gewinne für zwei neue Parteien: Nach der Wahl in Spanien ist politisch nichts mehr, wie es vorher war. Wo geht es hin? Noch sei die Situation undurchsichtig, sagt der Hispanist Albrecht Buschmann.
Die Spanier haben quasi über Nacht ihr Zwei-Parteien-System abgeschafft: Zwar wurde bei der Parlamentswahl die bislang regierende konservative Volkspartei (PP) wieder stärkste Kraft vor den Sozialisten, beide mussten allerdings herbe Verluste hinnehmen. Zwei neue Parteien mischen nun das etablierte Machtgefüge auf: Die linke Protestpartei Podemo kam auf Anhieb über 20 Prozent, die Liberalen konnten knapp 14 Prozent der Wähler überzeugen.
Die neuen Parteien wollen eine Revision des politischen Systems
Wer künftig regieren wird, ist noch völlig unklar. Sicher ist nur: Eine Koalitionsregierung muss her. Und mit den beiden neuen Parteien werden Verhandlungen sicher schwierig. Denn beide wollen, so der Rostocker Hispanist Albrecht Buschmann im Deutschlandradio Kultur, nicht nur eine neue Regierung, sondern eine Revision des gesamten politischen Systems.
Wird der Politikstil von Podemos auf nationaler Ebene funktionieren?
Derzeit sei die Situation noch undurchsichtig, sagte Buschmann, viele Spanier schöpften aber Hoffnung, dass ihr Heimatland sich durch die Wahl verändern lasse. Besonders Podemos ist nach wie vor Hoffnungsträger: Die Bewegung sei aus dem Protest gegen die schlechte wirtschaftliche Lage und Häuserräumungen entstanden und mittlerweile tief in der Bevölkerung verankert, betonte der Spanien-Kenner und Professor an der Universität Rostock. Die Sozialbewegung habe einen völlig neuen Politikstil – ob dieser auch auf nationaler Ebene funktioniere, sei allerdings noch fraglich.
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