Wahl in Sachsen

Spannung bis zum Abwinken

Der FDP-Bundesvorsitzende, Christian Lindner, sitzt am 06.08.2014 in Erfurt (Thüringen) bei einer Wahlkampfveranstaltung vor einem Wahlplakat der Thüringer FDP auf dem steht: "Wir sind dann mal weg. Genauso wie der Mittelstand"
Der FDP-Bundesvorsitzende, Christian Lindner, hält das klassisch liberale Profil der FDP - trotz Wahlschlappe - für "unverändert attraktiv". © picture alliance / dpa / Martin Schutt
Von Julius Stucke · 01.09.2014
Unseren Autor Julius Stucke erwischt die Sachsenwahl beim Herumzappen im Dämmerzustand wie ein Dampfhammer. Er lauscht den Politiker-Kommentaren und freut sich schon auf die Krimi-Fortsetzung in Thüringen und Brandenburg.
Ein verregneter Sonntag in Deutschland. Man hat sich durchgerungen ab nachmittags schon vorm Fernseher rumzuhängen. Meist ne schlechte Entscheidung, alles andere als spannend, der traurige Höhepunkt dann der Tatort. Langweilig. Aber gestern kam dann alles anders. Crystal Meth macht den Unterschied - nein, nicht beim Tatort wo das auch Thema war - sondern in Sachsen. Beim wahllosen herumschalten erwischte es mich kurz vorm Dämmerzustand wie ein Dampfhammer. Bang. Sachsenwahl. Das Fernseherlebnis 2014.
Karl-Rudolf Korte, Parteienforscher: "Weil der Osten immer ein wilder Osten ist!"
Ja, Sachsen ist dank Crystal landgewordenes Amphetamin, hellwach und spannend. Die Menschen so zittrig, dass man nicht vorhersehen kann, wo die Kreuze landen. Und ich konnte nur dank legaler Beruhigungsmittel diesen Krimi ertragen. An dessen Ende wir wohl vermutlich - halten Sie sich fest: eine CDU/SPD Regierung bekommen. Uiuiui wie aufregend. Nun ist die spannende Frage, wann sich Stanislaw Tillich endgültig in eine Stani Merkel verwandelt. Schon jetzt legt er sich ebenso elegant fest, wie die Kanzlerin.
"Ich habe keine Präferenz."
Dafür lieben sie ihn! Und das Schöne an dieser Wahl für all diejenigen, die mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind:
Sigmar Gabriel: "Mein Vorschlag ist einfach, was Ungewöhnliches zu tun und die Wähler wählen zu lassen."
Da kann man lange warten. In Sachsen wählten sie genau genommen ja eher nicht, jeder zweite blieb zu Hause. Das Schöne aber: Fast keiner ist Schuld am Ergebnis.
Zukunftsaufgabe der Liberalen: Kampf gegen den IS-Terror
Apropos Schuld. Ist ja die wichtigste Frage eines solchen Abends generell und speziell immer für diese Partei.
Christian Lindner: "Das klassisch liberale Profil der FDP, ich glaube, es ist unverändert attraktiv."
Ja, klar, aber?
"Gegenwärtig wird die FDP aber noch zu oft …"
…nicht gewählt! Quasi gar nicht mehr. Wir brauchen nach dieser Wahl langsam aber sicher eine neue Partei, die den gelben Balken in den Diagrammen übernimmt. Eine neue Aufgabe für die FDP brauchen wir hingegen nicht, ist bereits gefunden. Die Bundesregierung hat ja nun Waffenlieferungen an die Kurden im Irak präzisiert. Dazu gehört auch eine Sonderfallschirmeinheit der Liberalen, die dem IS-Terror ein Ende setzen wird – und dem Land liberale Bürgerrechte bringt.
Holger Zastrow: "Was das für uns bedeutet, weiß ich nicht. Ich kann mir das alles noch nicht so richtig erklären."
Na, das zeigt sich dann schon. Sorge macht mir nur die Frage, was passiert, wenn diese Waffe in die falschen Hände gerät und sich die FDP dann wieder gegen uns richtet. Während die FDP Stück für Stück aus Deutschland weggeht, kommt eine neue Stimme, die Zugewanderten, die Migrationspartei quasi, lange auf der Flucht aber:
Frauke Petry: "Die AfD ist angekommen, sie ist in Deutschland angekommen."
Woher sie gekommen ist, habe ich noch nicht ganz verstanden, aber vielleicht gibt es die Antwort ja in der Krimi-Fortsetzung, ganz bald. In Thüringen und Brandenburg.
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