Wagner, Bach und die Kunst des Endens

16.03.2006
Typisch Norrington, dieses Programm! Er spannt Wagner und Bach zusammen und lässt uns damit einiges in Sachen Tradition und Herkunft neu entdecken. Zwischen den Werken liegen Jahrhunderte, die Werke - so scheint es - kommen aus verschiedenen Welten, entspringen einer grundsätzlich anderen Haltung und Prägung. Und doch werden wir in dieser Kopplung merken, dass viel von Bach in Wagner aufscheint, dass die Stücke zueinander passen und dass es gut und richtig ist, sie in dieser Kopplung aufzuführen.
In der Selbstvergewisserung des späten Wagner spielt die Musik von Johann Sebastian Bach eine wichtige, ja eine zentrale Rolle. Der Parsifal ist Wagners letzes Werk, fast unheimlich wirkt hier, dass Wagner die Erfüllung ahnte, dass er wußte: Mit diesem Werk wird sich sein Künstlerleben schließen. Der Schluss ist dann auch Rückkehr, ist Erinnerung. In einer Art von Selbstvergewisserung kommt er auf Bach zurück. Bach ist ihm "die Musik in ihrer Essenz", ist ihm auch wie "...die Wurzel des Wortes", ist Wagner am Schluss eine sakrale Uressenz wie das Abendmahl. Schnittpunkt beider Komponisten - die Gnadenwonne der Erlösung: Bach komponiert vor diesem Hintergrund des Daseinsverständnisses mehr als 200 Kantaten, Wagner kommt auf diese am Ende seines Lebens zurück: "Erlösung dem Erlöser", ist Wagners letztes Wort in seinem letzten Werk.


Live aus dem Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Richard Wagner
"Parsifal", Vorspiel zum 1. Aufzug

Johann Sebastian Bach
"Ich habe genug", Kantate für Bass, Oboe, Streicher und Basso continuo BWV 82

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Johann Sebastian Bach
Suite für Orchester Nr. 3 D-Dur BWV 1068

Richard Wagner
"Parsifal", Sinfonische Suite


Christopher Maltman, Bariton
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Roger Norrington